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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Besuch haben.«
    Florinda trug ein blaues Kleid und lange gelbe Handschuhe; sie sah reizend aus. Ihr Haar war unter einem blauen Schal verborgen. Einen Augenblick sprachen weder John Ives noch Garnet. Garnet war noch immer damit beschäftigt, ihren Zorn hinunterzuschlucken. John schien durch Florindas Schönheit in keiner Weise bewegt, er schien nur überrascht, hier noch eine Frau zu erblicken, die offenbar keine Eingeborene war. Florinda sah vom einen zum anderen.
    »Wenn Sie beschäftigt sind, Garnet, komme ich später wieder«, sagte sie.
    »O nein, bitte, bleiben Sie«, rief Garnet; sie war froh, daß Florinda kam. Vielleicht gelang es ihr, den Eisblock da an der Tür aufzutauen. »Mrs. Grove«, sagte sie höflich, »darf ich Ihnen Mr. John Ives vorstellen.«
    John verbeugte sich. »Sehr erfreut, Mrs. Grove«, sagte er.
    Florinda strahlte ihn an: »Ganz meinerseits, Mr. Ives.«
    »Mr. Ives ist Olivers Geschäftspartner aus Kalifornien«, erklärte Garnet. »Er ist heute morgen mit den Los-Angeles-Händlern hier angekommen.«
    »Nicht möglich!« sagte Florinda, ins Zimmer tretend. Sie stellte ihr Nähkörbchen auf den Tisch und lächelte Mr. Ives an. »So eine Verwandlung ist ja beinahe nicht zu glauben, noch dazu in so kurzer Zeit. Haben Sie die ganze Pracht, die Sie da tragen, mitgebracht?«
    John schenkte ihr sein kühles Lächeln. »Nein«, antwortete er. »Es gibt hier ein paar Frauen in Santa Fé, die den Winter damit verbringen, für uns zu nähen. Wenn Sie uns heute morgen gesehen haben, als wir in die Stadt einzogen, werden Sie es begreiflich finden, daß wir es eilig hatten, frische Sachen auf den Leib zu bekommen.«
    Er sprach mit Florinda nicht herzlicher, als er mit Garnet gesprochen hatte; aber Florinda machte das nichts aus. Sie kannte keine Verlegenheit, wenn ein Mann in der Nähe war. Sie betastete ungeniert die schwarze Borte an seiner scharlachroten Mexikanerjacke.
    »Sie scheinen gute Geschäfte zu machen«, sagte sie. »Leben Sie in Kalifornien?«
    »Ja.«
    »Aber Sie sind Amerikaner, nicht wahr? Wo in den Staaten sind Sie zu Hause?«
    »Ich bin in Virginia geboren, Mrs. Grove.«
    »In Virginia. Hübsche Gegend, habe ich mir sagen lassen. Ich war selber nicht da.« Selbst ihr gingen jetzt die Worte aus; sie empfand die Kälte, die von dem Mann ausströmte. »Bin ich auch wirklich nicht im Wege hier?« sagte sie. »Ich kann jederzeit wiederkommen; ich sehe Garnet jeden Tag. Ich wohne nur um die –
    Von draußen wurden Schritte und Männerstimmen vernehmbar. Irgendwer sang:
    »Bläst der Staub euch in die Lungen,
Tun vom Weg die Füße weh, –
Wein und Mädchen – hallo Jungen! –
Heilen euch in Santa Fé.«
    Mit den letzten Worten des Songs wurde geräuschvoll an die Wand neben der Tür gepocht.
    »He Oliver!« grölte eine Stimme, »jemand zu Hause?«
    John Ives zuckte kaum merkbar zusammen, aber er schien offensichtlich nicht weiter überrascht, als drei Männer zur Tür hereingestürmt kamen. Sie sprachen alle drei auf einmal:
    »Heda, John! Nun seht euch das an: Zwei Mädchen auf einmal! Wie, zum Teufel, kommst du zu dem Glück? Schnell, stell uns vor! Wo steckt Oliver?«
    Die drei waren offensichtlich Kalifornienhändler, prächtig anzusehen jetzt in ihren grellroten und blauen Gewändern. Augenscheinlich hatten sie sämtlich die Wirkung des Weines, von dem sie gesungen, schon erprobt. John trat einen Schritt auf sie zu.
    »Eine Minute, Boys«, sagte er ruhig.
    Sie stutzten ein bißchen und blickten unsicher auf Garnet und Florinda; in ihren Gesichtern stand ein verlegenes Grinsen. John sagte:
    »Wenn die Damen gestatten: Sie sehen hier drei Freunde Olivers aus Los Angeles.« Er sprach so steif und konventionell, als ständen sie in einem Salon irgendwo in Virginia: »Elijah Penrose, Silky Van Dorn, Texas.«
    Die drei schienen sich sehr wichtig vorzukommen; sie schwollen sozusagen an. Garnet versuchte sich Namen und Gesichter einzuprägen; sie sah: Elijah Penrose war glattrasiert, Silky Van Dorn trug einen Schnurrbart und Texas einen Backenbart.
    »Ich freue mich«, sagte sie, »seien Sie willkommen.«
    »Ich schließe mich an«, strahlte Florinda.
    Die Männer hatten die beiden Frauen unausgesetzt mit offensichtlichem Entzücken betrachtet; jetzt brachen sie in Begeisterungsrufe aus. »Gott liebt uns, Yankees!« brüllte einer, »sind wir nicht Glückspilze?«
    Sie schienen alle drei gewillt, die jungen Frauen in die Arme zu schließen; aber John Ives schob sich mit einer

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