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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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nichts; das Sprechen fiel ihm wohl zu schwer. Seine Augen waren glasig vom Alkohol; er glotzte Florinda bewundernd an. Garnet dachte: er scheint den Umgang mit Frauen wie Florinda nicht gewöhnt zu sein. Penrose war ein Mann wie ein großer, eckiger Block. In den mexikanischen Gewändern sah er aus wie ein Junge, den man für eine Schulaufführung herausgeputzt hat. In schlichter, einfacher Kleidung, einen Pflug durch Ackerfurchen ziehend, hätte er sicherlich in keiner Weise lächerlich gewirkt. Man würde, ihn durch die Fenster einer Postkutsche erblickend, gedacht haben: Tüchtiger Kerl! Ordentlicher Farmer!
    Florinda goß den Wein in die Steinguttassen. Penrose nahm seine Tasse auf, schenkte ihr aus seinen treuen Augen einen glücklichen Blick und sagte, all seinen Mut zusammennehmend: »Ich danke Ihnen, Madam. Bitte trinken Sie mit, Mrs. Grove.«
    »Nennen Sie mich Florinda«, lächelte sie. »So heiße ich nämlich, und Sie dürfen mich ruhig so anreden, wenn Sie wollen, daß wir Freunde werden.«
    Penrose strahlte. »Oh, Madam«, stammelte er, »oh, Miß Florinda, danke sehr. Madam, danke sehr. Wo kommen Sie her, Miß Florinda? Oder ist es unbescheiden, danach zu fragen?«
    »Wieso? Aus New York. Waren Sie einmal dort?«
    »New York!« echote Penrose ehrfurchtsvoll. »Nein, Madam, leider. War niemals dort. Bin niemals östlicher als bis zum Missouri gekommen. New York – großartige Stadt, schätze ich.«
    »Warum nicht, Mr. Penrose. New York ist in Ordnung, sofern man große Städte mag. Ich bin jetzt ein bißchen in das Land verliebt. Ich bin ja auch durch Missouri gekommen. Hat mir großartig gefallen.«
    »Ist das wahr? Meinen Sie das wirklich, Miß Florinda?«
    Florinda saß auf dem Tisch. Penrose kam heran und setzte sich neben sie. Es sei geradezu phantastisch, wie sie ihn an seine Schwester erinnere, behauptete er.
    Silky hob seine Tasse und brachte einen Toast auf ›die blondeste Dame unter dem Himmel‹ aus. John hatte sich auch eine Tasse genommen. Er stand im Hintergrund und hielt die Tasse beim Henkel. Er sah und hörte offenbar interessiert zu, aber er beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Auch der ›Texas‹ genannte Mann hielt eine Tasse in der Hand. Er nahm einen langen Schluck und kam zu Garnet herübergestelzt. Garnet saß auf der Wandbank und sah vergnügt auf Florinda und ihre männlichen Gäste. Jetzt fing sie Texas’ Blick auf und hielt ihn fest. In Texas’ Augen stand der Ausdruck zärtlicher Sehnsucht, den sie während des Trecks so oft bei den Männern wahrgenommen hatte.
    »Darf ich Ihnen nicht auch eine Tasse Wein einschenken, Mrs. Hale?« fragte er.
    Garnet hatte gar keinen Appetit auf Wein, aber dieser Mann sah sie an wie ein Hund, und er wollte irgend etwas für sie tun; deshalb sagte sie ja. Er brachte ihr eine Tasse.
    »Es ist wundervoll, wieder einmal neben einer amerikanischen Dame zu sitzen«, sagte Texas mit schmelzender Stimme.
    Im Gegensatz zu den Männern, die sich den Bart abgenommen, hatte Texas den seinen behalten, aber er hatte ihn sorgfältig gestutzt und gebürstet. Auch sein Haar war geschnitten und ordentlich gekämmt. Und seine Stimme war so sanft und so einschmeichelnd wie seine Augen. Dieser Texas war ein netter Kerl.
    Garnet lächelte ihm zu. »Wir werden viel Zeit haben, um miteinander bekannt zu werden«, sagte sie.
    »Oh«, sagte Texas, »leider längst nicht genug. In drei Wochen gehen wir nach Kalifornien zurück, und Sie wird Oliver wieder nach Hause bringen.«
    »Schweig, Texas!« rief Silky. »Erinnere uns nicht daran, daß wir diese reizenden Damen schon so bald wieder verlassen müssen. Wir wollen uns, solange wir können, an ihrer Schönheit erfreuen.«
    Garnet schüttelte lächelnd den Kopf. »Was mich angeht, irren Sie sich, meine Herren«, versetzte sie. »Wir werden uns nicht schon so bald ›Auf Wiedersehen‹ sagen. Ich gehe mit Ihnen nach Kalifornien.«
    »Sie gehen mit uns? Sie gehen mit nach Kalifornien? Oh, das ist wundervoll!« rief Texas begeistert.
    Silky schwenkte seine Tasse und stellte fest, daß sie leer war. Er goß sich selbst wieder ein. »Das ist fürwahr eine großartige Neuigkeit«, rief er aus. »Auf gute Reise, Mrs. Hale!« Und er trank ihr zu.
    Penrose hatte vermutlich nichts gehört. Er sprach angeregt auf Florinda ein. Aber John Ives hatte gehört, was Garnet sagte; er kam jetzt quer durch das Zimmer auf sie zu. Ohne Silky und Texas eines Blickes zu würdigen, sah er sie an. Seine Augen sahen aus wie grünliche

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