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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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unmißverständlichen Geste dazwischen.
    »Bleibt, wo ihr seid, Boys«, knurrte er. Er wies mit der Hand auf Florinda: »Mrs. Grove.«
    Silky Van Dorn, der Mann mit dem Schnurrbart, ergriff Florindas Hand, beugte sich darüber und küßte ihren gelben Handschuh. Florinda lachte.
    »Schimpfen Sie nicht, Mr. Ives«, sagte sie, »die Burschen machen mir Spaß.«
    »Die andere Dame, John?« erkundigte sich der Mann, den Ives als ›Texas‹ vorgestellt hatte.
    »Falls du mich zu Wort kommen lassen willst«, sagte Ives unbewegten Gesichtes, »die andere Dame –; er machte eine Pause, um die Wirkung seiner Worte zu unterstreichen. Dieser John konnte wie ein Eisberg wirken, aber er wußte offenbar genau, was er tat und was er wollte. Er war es gewöhnt, in einem Salon zu stehen, aber er war es ebenso gewöhnt, in einer Hütte zu leben; zweifellos hatte er den unverkennbaren Unterschied zwischen Garnet und Florinda längst herausgefühlt. »Die andere Dame«, sagte er, jedes Wort betonend, »ist Mrs. Oliver Hale.«
    Wieder begannen alle drei Männer auf einmal zu sprechen. Garnet vermochte nicht auseinanderzuhalten, wer was sagte:
    »Mrs. Oliver Hale! – Hört euch das an, Boys! Was sagt ihr dazu? Oliver hat sich mir nichts dir nichts eine schöne Frau mitgebracht! Wo kommen Sie her, Mrs. Hale?«
    Sie waren alle drei überrascht, aber sie waren nicht, wie John Ives, entsetzt. Sie lachten und sprachen durcheinander; sie fanden es großartig und scheuten sich nicht, es zu zeigen. Ha! sagten sie, nun sei ihnen klar, warum Oliver im vergangenen Jahr nach Hause gewollt habe. Ob sie schon länger heimlich verlobt gewesen seien oder ob er sie gerade erst durch irgendeinen glücklichen Zufall kennengelernt habe? wollten sie wissen. Garnet versuchte ihre Fragen zu beantworten, aber sie hörten gar nicht auf das, was sie sagte. Sie waren so glücklich, zwei Amerikanerinnen zu sehen, daß sie vor Wichtigkeit barsten. Offenbar wollten sie das Gespräch allein bestreiten. Garnet lachte nun auch. Sie waren alle drei etwas angeheitert, aber sie gefielen ihr; sie waren nette Kerle. Sie waren genau so, wie sie sich die kalifornischen Händler vorgestellt hatte. Sie ließ sie also reden und versuchte das Gesagte in ihrem Kopf unterzubringen.
    Silky Van Dorn verbeugte sich vor ihr mit der Hand auf dem Herzen wie ein spanischer Grande. Sie nahm seine Huldigung mit der Miene einer Königin entgegen und hatte dabei Mühe, das Lachen zurückzuhalten.
    Wahrhaftig, es war begreiflich, daß seine Freunde diesem Mann den Spitznamen Silky – Schmeichler – gegeben hatten. Er trug einen flotten, an den Enden hochgewichsten Schnurrbart, hatte kluge, dunkle Augen, eine gebogene Nase und schien bei aller Heiterkeit seines Wesens klug und nicht ohne Scharfsinn. Er sah ein bißchen aus wie der Bösewicht in einem Schauerdrama, wie einer, der spielerisch und ohne Müheaufwand Mädchenherzen erobert und wegwirft. Garnet fand, er hätte zu seinem stolzen Caballerogewand noch einen schwarzen Umhang und einen juwelengeschmückten Dolch tragen müssen. Nun, an Stelle des fehlenden Dolches trug er immerhin eine schwere Pistole, die ihm an einem Halfter an der Hüfte hing. Sie wäre in keiner Weise überrascht gewesen, wenn er jetzt ein paar Schritte zurückgetreten wäre, seinen schwarzen Schnurrbart gezwirbelt und gezischt hätte: ›Ha, stolze Schöne! Jetzt bist du in meiner Macht!‹
    Aber vielleicht war der Zeitpunkt für diesen Auftritt noch nicht gekommen. Silky, die Hand auf dem Herzen, sagte wie der Bösewicht im ersten Akt: »Sie können unmöglich wissen, Madam, welche Freude Sie einem aus der Heimat Verbannten durch Ihre bloße Gegenwart bereiten. Oliver ist wahrhaftig als Glücklichster unter den Sterblichen zu preisen. Die Götter zeichneten ihn aus.«
    Garnet verbiß ihr Kichern und reichte ihm die Platte mit Früchten. Aber Florinda, die besser wußte, worauf es jetzt ankam, hatte bereits mit sicherem Griff zwei Flaschen von Olivers bestem Wein herausgesucht.
    »Meine Herren«, sagte sie, »Oliver Hale ist nicht da, um Sie willkommen zu heißen, aber es ist sicher in seinem Sinne, daß Sie einen Schluck auf seine Gesundheit trinken. Wenn Sie mir eben mal die Tassen da vom Tischende herüberreichen wollen; ja die, Mr. Penrose, danke sehr. Nein, nehmen Sie nicht gleich alle auf einmal. Ja, setzen Sie sich ruhig auf den Tisch, das macht weiter nichts; ich werde Ihnen einschenken.«
    »Charmant, charmant!« sagte Silky Van Dorn.
    Mr. Penrose sagte

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