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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Eiskristalle.
    »Habe ich richtig gehört, Mrs. Hale?« fragte er mit einer leisen, fast tonlosen Stimme. »Sagten Sie, Oliver würde Sie mit nach Kalifornien nehmen?«
    »Ja gewiß«, antwortete Garnet, seinen Blick erwidernd. Es wurde ihr wieder unbehaglich zumute. »Wir werden den Winter auf der Ranch seines Bruders Charles verbringen«, setzte sie hinzu.
    »In der Tat«, sagte John. Weiter äußerte er sich nicht.
    Texas lächelte glücklich und strich sich den Bart. »Sie sind so hübsch und so entzückend, Mrs. Hale, daß ich allein daraus schloß, Oliver würde Sie wieder in die Zivilisation zurückbringen«, sagte er. »Es ist großartig, daß ich mich irrte und daß Sie mit uns gehen werden. Wir werden alles in unseren Kräften Stehende tun, Ihnen die Fahrt zu erleichtern. Wie ist’s: Wollen wir das, Boys?«
    »Aber ja!« rief Silky, völlig aus dem Häuschen. »Sie können sich gar nicht denken, Madam, wie glücklich wir sind, in Ihrer Gesellschaft nach Kalifornien gehen zu dürfen.«
    John Ives sah gar nicht aus, als ob er froh wäre. Seine eiskalten Augen glitten über Garnet hin. Er sah aus wie ein Mann, der an Dinge denkt, über die er nicht sprechen kann oder will. Dafür waren die anderen strahlender Laune; sie sprachen jetzt wieder alle auf einmal, so daß es Garnet schwer wurde, herauszuhören, was der einzelne sagte. Sie tranken und schwätzten und fühlten sich wohl in ihrer Haut. John Ives schien sich gar nicht wohl zu fühlen. Garnet fragte mit deutlichem Unterton: »Warum sollte ich nicht mit nach Kalifornien gehen, Mr. Ives?«
    »Sie hörten, was Texas sagte, Mrs. Hale. Es ist eine harte Reise.«
    Aber es war klar: dies war der Grund nicht, weshalb er sie nicht gern nach Kalifornien ziehen sah. Sie wußte es. Was immer John denken mochte, es war etwas, woran die anderen nicht dachten, es war sehr wahrscheinlich etwas, von dem sie nicht einmal etwas wußten. Garnet erhob sich.
    »Warum sehen Sie es nicht gern, daß ich nach Kalifornien gehe, Mr. Ives?« fragte sie geradezu.
    Sie sprach leise, aber so deutlich und klar, daß er sie trotz des im Zimmer herrschenden Lärms verstehen mußte. Ives sagte:
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich es nicht gern sähe, wenn Sie nach Kalifornien gehen. Glauben Sie mir bitte, daß ich nicht im geringsten die Absicht habe, Ihre Pläne zu durchkreuzen.«
    Er wandte sich ab und ging zur Wand hinüber, wo die Weinflaschen standen. Garnets Augen folgten ihm. John Ives kam ihr in dieser Atmosphäre leichten Frohsinns vor wie ein Eiszapfen an einem warmen Sommertag. Er sah zu ihr herüber und fragte:
    »Darf ich Ihre Tasse noch einmal füllen, Mrs. Hale?«
    »Nein«, sagte Garnet, »danke.«
    Er sagte nichts mehr. Die anderen schenkten ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Penrose gab sich die erdenklichste Mühe, Florinda zu fesseln, und er mußte sich anstrengen, denn inzwischen mühte sich auch Silky um die blonde Schönheit.
    »Bitte nennen Sie mir noch einmal Ihren Namen, blonde Göttin«, sagte Silky.
    »Florinda. Florinda Grove.« Sie strahlte ihn an. Florinda war Mr. Bartlett so treu, als wäre sie seit zwanzig Jahren mit ihm verheiratet, aber sie konnte nicht mit Männern in einem Raum sein, ohne mit ihnen zu flirten.
    »Florinda Grove«, wiederholte Silky. Er zwirbelte mit Daumen und Zeigefinger die Spitzen seines Schnurrbartes hoch. »Ich erinnere mich nicht an den Namen«, sagte er. »Aber ich habe das Gefühl, ich hätte schon einmal irgendwo die Ehre gehabt, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Garnet erschrak. Aber Florinda schüttelte nur lachend den Kopf.
    »Sie verwechseln mich mit irgend jemand, Mr. Van Dorn«, sagte sie. »Ich könnte mir nicht denken, wo wir uns kennengelernt haben sollten. Ich war noch nie in Kalifornien.«
    Silky runzelte die Stirn; er strich noch immer an seinem Schnurrbart herum. Und er glich so sehr dem Bösewicht eines Schauerdramas auf einer Provinzbühne, dessen Aufgabe es war, einfache Mädchen zu verführen, daß Garnet unwillkürlich wieder lachen mußte. Denn Florinda war durchaus kein einfaches Mädchen; sie wußte mit Männern umzugehen.
    »Aber vielleicht in New York, wie?« sagte Silky. »Sprachen Sie vorhin nicht von New York?«
    »Freilich«, versetzte Florinda. »Ich bin dort geboren. Aber ich war lange nicht mehr da.«
    »Ich auch nicht«, sagte Silky. »Aber ich bin auch dort geboren. Es ist kein Zweifel: Ich muß Sie in New York gesehen haben.«
    Florindas blaue Augen sahen ihn vorwurfsvoll an. »Nicht gerade sehr

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