Kalix - Die Werwölfin von London
auf der wunderbaren reifbedeckten Feenlichtung oder am Schmucktisch von Tiffany?«
»Nein.«
»Wie dann?«
»Er hat geklingelt«, sagte Thrix. »Und ich habe ihn hereingelassen. Das war ein Fehler.«
Kopfschüttelnd ließ Thrix sich auf die Bettkante sacken.
»Was mache ich da nur? Warum schlafe ich mit ihm?«
»Ist das wichtig?«, erkundigte sich Malveria. »Er ist recht attraktiv. Vielleicht etwas blass, aber dadurch hat er was von einem Dichter. Schreibt er Gedichte?«
»Nein. Na ja, vielleicht ein paar. Aber ich habe keines davon gelesen.«
»Das ist wahrscheinlich auch besser so«, sagte Malveria. »Vielleicht handeln sie alle von Kalix. Es sei denn, er hätte seine Zuneigung ganz auf dich übertragen.«
»Das bezweifle ich. Er ist immer noch verrückt nach Kalix.«
»Ach.« Die Feuerkönigin nickte verständig. »In diesem Fall ver 314
stehe ich, was dich zu ihm hinzieht. Nichts ist begehrenswerter als ein Mann -
oder Werwolf - oder Elementargeist -, der sich zu jemand anderem mehr hingezogen fühlt als zu dir. Der Grund ist mir immer noch schleierhaft, aber ich habe es auf jeden Fall schon erlebt. Einmal hatte der Elfenbarde Gwonthin Zuneigung zu meiner Kammerfrau Rendolin gefasst. Ich habe nach Kräften versucht, ihn zu verführen, aber er war nur an Rendolin interessiert. Ich kann dir versichern, das hat mich vor Verlangen fast wahnsinnig gemacht.«
»Und wie ist diese Romanze ausgegangen?«
»Schlecht«, gestand die Feuerkönigin. »Aber wenn ein Elfenbarde nicht in einen Vulkan geworfen werden will, darf er nicht ständig in meinen Palast kommen und sich meinen Avancen verweigern. Er hat den Ärger regelrecht herausgefordert.«
Thrix nippte an ihrem Kaffee. Sie hatte kaum geschlafen und war müde.
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du hier bist.« »Wir sind verabredet. Hast du das vergessen?« Thrix wirkte ratlos. »Verabredet wozu?«
»Wir wollten in dein Büro gehen, fertige Kleider abholen und sie in Moonglows Haus bringen, damit Kalix' Amulett sie versteckt.«
Die Feuerkönigin sprach mit strenger Stimme weiter. »Das wusstest du nicht mehr?«
Malveria war nicht erfreut. Eine kleine Romanze für die Zauberin war ja schön und gut, aber nicht auf Kosten von Malverias Kleidern.
»Bis zur Feier von Hexe Livia bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Ich weiß. Es tut mir leid, ich bin mit allem im Rückstand.«
Malveria konnte ihr Missfallen nicht verbergen. Sie wollte ihre Freundin nicht kritisieren, aber man musste doch Prioritäten setzen. Während Thrix sich anzog, stellte Malveria ihr weitere Fra
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gen über Gawain, denen die Zauberin auswich. Um das Thema zu wechseln, fragte sie die Feuerkönigin, was aus Vex nach ihren letzten Verfehlungen geworden war. »Hast du sie bestraft?«
»Leider nein«, antwortete Malveria. »Sie hat mich hereingelegt. Bevor ich ihr die gebührende Strafe dafür auferlegen konnte, dass sie den Unterricht geschwänzt hatte, brachte sie mir eine Ausgabe der italienischen Vogue, und ich habe mich so auf die Zeitschrift konzentriert, dass ich ihre umfangreichen Missetaten ganz vergessen habe.«
Traurig schüttelte Malveria den Kopf.
»Du würdest gar nicht glauben, was sie heute Morgen getragen hat. Zu diesen klobigen, schwarzen Stiefeln hatte sie das goldene Korsett an, das ich letztes Jahr zum Ball der Frostkönigin von Igan getragen habe - eines der zartesten und teuersten Stücke aus meiner Garderobe des letzten Jahres -, und dazu ein Paar -
ein Paar -« Die Feuerkönigin suchte nach dem richtigen Wort. »Ich weiß nicht, was das war. Eine Art Unterwäsche, aber bis zu den Knöcheln.«
»Liebestöter?«, riet Thrix.
Schon das Wort ließ Malveria schaudern.
»Richtig. Und den scheußlichen schleimgrünen Nagellack. Ich musste sie wegschicken, bevor mir davon übel wurde. Sie treibt mich noch zur Verzweiflung.«
Die Zauberin lachte.
»Sie ist noch jung. Warte, bis sie dir die Outfits von diesem Jahr stiehlt, das wird dir leidtun.«
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Die Stimmung im Haus war miserabel. Kalix wusste nicht warum. Daniel war böse auf Moonglow, weil sie mit Markus geschlafen hatte, und Moonglow war böse auf Daniel, weil er sich in ihre Angelegenheiten einmischte. Keiner von beiden erklärte Kalix, worum es bei ihrem Streit ging, deshalb wusste sie nichts von Moonglows Begegnung mit Markus. Moonglow konnte es Kalix einfach nicht erzählen, und Daniel konnte überhaupt nicht darüber reden.
Wenn Spannung in der Luft lag, nahm Kalix leider immer
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