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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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zurückkehrte, war sie voller Sorge. Die Herzogin, eine alte Freundin, versteckte sich immer noch vor der Öffentlichkeit nach der Blamage, dass sie zu zwei Opferungen das gleiche aquamarinblaue Kleid getragen hatte. Die arme Gargamond - bis vor kurzem einer der mächtigsten Feuergeister, die je durch die Dimensionen gewandert waren, die Vulkane gehegt und gepflegt und mit unglaublichem 344
    Eifer flammende Zerstörung gebracht hatte - war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Unter Tränen gestand sie Malveria, dass sie es nicht einmal ertrug, sich ihren Anhängern zu zeigen.
    »Ich habe solche Angst, Apthalia könnte schauderhafte Geschichten über mich erzählt haben.«
    Apthalia die Grausige war ein schreckliches Klatschweib. Das Leben war viel einfacher gewesen, als sie noch Reisende auf einsamen Straßen tötete. Seit sie sich in die Modewelt gestürzt hatte, war niemand mehr vor ihr sicher. Man konnte in einem einzigen Augenblick seinen guten Ruf verlieren. Es war ein Wunder, überlegte Malveria, dass ihr eigener Ruf nicht stärker gelitten hatte, nachdem die abscheuliche Prinzessin Kabachetka sie in letzter Zeit so häufig in Stilfragen übertrumpft hatte.
    »Keine Sorge, meine Liebe«, beschwichtigte die Feuerkönigin. »Das ist sicher bald alles vergessen.«
    Herzogin Gargamond ließ sich damit nicht trösten. Sie konnte kein Ende ihrer Schande absehen.

    »Apthalia die Grausige ist durch und durch böse«, klagte die Herzogin.
    »Natürlich«, sagte Malveria. »Aber was soll man auch von einer Frau erwarten, die einsame Reisende tötet?«
    »Diese Art Bosheit meine ich nicht. Es ist viel schlimmer, sie ist ein gehässiges Klatschweib. Am liebsten würde ich vor ihrer Haustür einen Vulkan entstehen lassen und sie hineinwerfen.«
    Aber natürlich konnte Herzogin Gargamond so etwas nicht tun. Hätte Apthalia die Grausige sie auf andere Weise beleidigt - etwa ihr Vieh gestohlen oder ihre Brunnen vergiftet -, hätte die Herzogin blutige Rache nehmen können. In Modefragen allerdings verbot die Etikette so etwas. Wer einem anderen Elementargeist gegenüber gewalttätig wurde, weil er sich über die eigenen Outfits lustig gemacht hatte, wurde für alle Zeiten ausgestoßen und zum öffentlichen Gespött. Gewalt war nicht gestattet, und die großen Damen des Reiches mussten sich mit Witz und Stil behelfen.
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    »Wahrscheinlich muss ich es einfach ertragen, bis eine andere ' arme Unglückliche eine noch größere Schande erleidet«, seufzte die Herzogin. »Dann gerät meine vielleicht in Vergessenheit.«
    Und genau dieser Gedanke beschäftigte die Feuerkönigin nun. Bis zur Geburtstagsfeier von Hexe Livia blieben nur noch vier Wochen. Alle Hofdamen bereiteten ihre Garderobe vor. Mäntel und Kleider wurden genäht und Schuhe gefertigt. Einige stammten aus der Welt der Menschen, andere aus der Welt der Feen und wieder andere von jenen Feuergeistschneidern, die in Modefragen immer auf dem neuesten Stand waren. Malverias Outfits allerdings waren noch nicht bereit. Soweit Malveria sehen konnte, war die Zauberin mit ihrer Arbeit gehörig in Verzug geraten und würde vielleicht nicht rechtzeitig fertig werden.
    Falls Malveria gezwungen war, bei Livia mit einer Garderobe zu erscheinen, die in irgendeiner Weise zu wünschen übrigließ, wäre das ihr Ende. Ihre Schande würde die von Herzogin Gargamond verblassen lassen.
    Es war zu schrecklich. Malveria beschloss, Thrix darauf anzusprechen. Die Zauberin war in letzter Zeit etwas empfindlich, aber Malveria konnte nicht einfach untätig bleiben. Sie brauchte für Livia so prächtige Kleider, dass sie alle Gegnerinnen, besonders Prinzessin Kabachetka, einschüchterten und überwältigten.
    Agrivex kam in den Thronsaal.
    »Hi, Tante. Willst du die Nummer mit dem Verbeugen und Knicksen?«
    Malveria runzelte die Stirn.
    »Verbeugung und Hofknicks sind nichts, wonach meine Untertanen fragen sollten, närrische Nichte. Sie müssen spontan erfolgen. Sonst ist die ganze Wirkung dahin.«
    »Na gut«, sagte Vex und setzte zur angemessenen Begrüßung an. Malveria winkte ab.

    »Hör auf damit, idiotisches Kind. Eine so schlechte Verbeugung habe ich noch nie gesehen. Du machst den ganzen Akt zu einer Farce.«
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    Malveria musterte Vex voll Abscheu. Die hochgestellten blonden Haare waren besonders anstößig. Vex schenkte der Feuerkönigin ein - wie sie dachte -
    gewinnendes Lächeln.
    »Wie dir sicher aufgefallen ist, habe ich meinen Unterricht besucht, nichts zerbrochen, keinen Unfug

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