Kalix - Die Werwölfin von London
im Palast angestellt oder so was.«
»Nichts hat meine Aufmerksamkeit mehr gefesselt«, antwortete die Feuerkönigin trocken. »Und welchem Umstand haben wir dieses gute Benehmen zu verdanken?«
»Ich brauche vier Paar neue Stiefel, einen neuen Mantel, ein paar T-Shirts, eine Lederjacke und wahrscheinlich ein paar neue Ohrringe.«
Vex hob die Hand.
»Bevor du ablehnst, sollte ich dir noch sagen, dass ich nicht nur allen Pflichten im Palast nachgekommen bin, sondern auch noch mit Daniel geschlafen habe.«
»Wie bitte?«
»Daniel. Du weißt schon, Mensch, zottelige Haare, mit Kalix befreundet -«
»Ja, ich weiß, wen du meinst«, sagte Malveria scharf. Damit hatte die Feuerkönigin nicht gerechnet, und sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte.
»Und, können wir uns nun auf eine vernünftige Regelung für die Stiefel einigen?«, fragte Vex fröhlich.
»Du nervtötendes Mädchen. Habe ich dir gesagt, du sollst das tun?«
»Ja, sicher. Sorg dafür, dass Daniel sich nicht wie ein am Boden zerstörter Wurm fühlt. Genau deine Worte. Oder so ähnlich. Also habe ich mit ihm geschlafen.
Und jetzt hat er ein riesiges Selbstvertrauen. Das heißt, wahrscheinlich; ich bin nicht bis zum nächsten Morgen geblieben, aber na ja, er muss jetzt doch wohl glücklicher sein.«
Im ersten Moment war die Feuerkönigin verwirrt. Genau gesagt 346
wusste sie nicht recht, ob das ihren Plänen zugutekam. Das große Ziel war es, Moonglow eifersüchtig zu machen, aber jetzt war Malveria nicht mehr so sicher, dass eine Affäre zwischen Daniel und Vex der richtige Weg war. Eine große Woge der Unzufriedenheit traf Malveria. Es war kaum zu glauben, dass sie, die mächtige Feuerkönigin, überhaupt unsicher sein konnte, wenn es darum ging, einem Menschen das Herz zu brechen. Das zeigte nur, wie sehr die Feier von Hexe Livia und die Sorge um ihre Kleider sie beschäftigte.
»Und, was ist jetzt mit den Stiefeln?«
»Ich weiß gar nicht, ob du neue Stiefel verdienst, meine unzulängliche Nichte.«
»Unzulänglich? Nachdem ich Daniel die beste Nacht seines Lebens beschert habe?«
Malveria beugte sich vor und funkelte Agrivex an.
»Ich bezweifle doch sehr, dass du ihm die beste Nacht seines Lebens geschenkt hast.«
»Habe ich wohl!«
Malveria starrte sie weiter böse an.
»Na ja, okay, vielleicht nicht die allerbeste«, gab Vex zu. »Weil, weißt du, ich wollte zurück vor den Fernseher, und vielleicht war Daniel etwas sauer, als ich schon in der Fernsehzeitung geblättert habe, bevor er fertig war. Aber ich bleibe dabei, ich habe deine Anweisungen befolgt und verdiene auf jeden Fall neue Stiefel.«
Malveria runzelte die Stirn. Sie war nicht sicher, ob Vex nicht alles schlimmer gemacht hatte. Aber sie hatte ihre Anweisungen wirklich befolgt, wenn auch recht spät.
»Nun gut. Du bekommst neue Stiefel. Aber erst, wenn du mir alles genau erzählt hast.«
»Okay«, sagte Vex lächelnd, weil sie sich auf die neuen Stiefel freute. »Na, erst mal ist Kalix reingeplatzt -«
»Kalix? Wollte sie zusehen?«
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»Das dachte ich auch erst«, sagte Vex. »Aber sie ist mit Trauermiene rausgerannt, also wohl nicht.« Das fand die Feuerkönigin interessant. »Erzähl mir alles genau.«
162
Die Feuerkönigin hätte sich vielleicht noch mehr Sorgen gemacht, hätte sie das Gespräch zwischen Prinzessin Kabachetka und dem Designer Zatek belauschen können. Die Prinzessin stattete Zateks Modehaus einen ihrer häufigen Besuche ab. Dort war die gesamte Produktionslinie darauf abgestellt worden, Kabachetka für Livias Feier fabelhaft einzukleiden. Zatek war zufrieden mit seinen Entwürfen, machte sich aber Sorgen wegen der Entwicklungen bei Thrix Fashions.
»Ich bekomme einfach keinen anständigen Blick auf ihre Vorbereitungen.«
»Wie kann das sein?«, fragte die Prinzessin. »Die Hainustazau-ber, die ich Ihnen zur Verfügung gestellt habe, sind so mächtig, dass sie alles durchdringen, womit die Zauberin ihre Arbeit verbergen könnte.«
»Sie hat ihr Gebäude mit einer ganzen Reihe neuer Schutzzauber umgeben.
Und selbst, wenn ich durchkomme, bin ich nicht sicher, dass ich Thrix' neueste Entwürfe sehe.«
»Sie müssen dort sein. Die Zauberin hat für die verachtenswerte Hiyasta-Königin sicher schon viele Kleider fertiggestellt.«
Zatek stimmte ihr zu, aber wiederholte noch einmal, dass er sie nicht hatte finden können.
»Ich bin sicher, dass die Modelle, die ich gesehen habe, nicht die tatsächlich neuesten waren. Zum Beispiel hing in
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