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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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scheußlich!«
    Als ihn dieses junge, menschliche Mädchen auslachte, wollte Markus schon zu einer schroffen Antwort ansetzen, aber dann merkte er, dass er eigentlich gar nicht beleidigt war. Er verstand, dass es lustig wirken konnte.
    »Ich finde nicht alles scheußlich. Nur alles in diesem Gebäude.«
    »Sogar das ungemachte Bett?«
    »Das ganz besonders.«
    »Mir hat es gefallen«, sagte Moonglow.
    Markus war so nett zu lächeln.
    »Es tut mir leid. Ich habe zu viel Zeit mit den Gemälden von Tizian und El Greco in der Sammlung meiner Mutter verbracht. Diese ganzen Sachen verstehe ich einfach nicht.«
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    Moonglow nahm seine Hand. Weil sie dachte, dass sie ihrem Begleiter vielleicht schon genug Galerien zugemutet hatte, führte sie ihn zum Restaurant.
    »Haben alle Werwölfe so wenig für zeitgenössische Kunst übrig?«
    »In der Regel. Aber ich weiß nicht, ob die Menschen, die in der Nähe unserer Ländereien leben, sie sonderlich beeindruckend finden würden. Ich meine, das sieht alles nach nichts aus.«
    »Lass uns bis nach dem Tee warten«, sagte Moonglow. »Dann zeige ich dir, was sich in den letzten hundert Jahren in der Kunst getan hat.«
    Markus lächelte.
    »Weißt du nicht, dass man bei einer Verabredung keine Vorträge über Kunst hält?«
    Moonglow spürte, wie ihr Herz vor Aufregung hämmerte. Er hatte gesagt, sie hätten eine Verabredung. Das war nicht nur ein gemeinsamer Besuch in einem Kunstmuseum.
    »Ich gehe mit einem Werwolfprinzen aus«, dachte sie glücklich. »Das ist noch besser als mit Lord Byron.«
    Im Café tranken sie Tee und aßen Kuchen. Markus bezahlte und trug galant das Tablett. Als sie sich an einen Tisch setzten, wusste Moonglow, dass jede Frau im Café den Blick auf ihren Begleiter gerichtet hatte. Mit seinen markanten Zügen, seinem prächtigen Haar, dem langen, schwarzen Mantel und der femininen Bluse war er extrem attraktiv. Moonglow fühlte sich seltsam schwindelig; so hatte sie sich bei Jay oder anderen Männern nie gefühlt.
    Markus wirkte glücklich. Moonglow hatte etwas an sich, was ihn die jüngsten Schocks vergessen ließ, oder zumindest fast. Sie war zwar nicht so auffallend schön wie die Frauen der MacRinnalchs, aber sie war hübsch, sie war intelligent, und sie war - was? Markus konnte es nicht genau sagen. Man war gerne mit ihr zusammen - vielleicht war es das. Die Beschreibung passte gut, auch
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    wenn es ihm peinlich gewesen wäre, etwas so Banales auszusprechen. Banal oder nicht, es stimmte. Er war gerne mit Moonglow zusammen. Er fragte sie, ob sie ihn nach Hause begleiten wollte, und Moonglow sagte ja. Sie antwortete recht gelassen, obwohl sie am liebsten über den Tisch geklettert wäre, um Markus die Arme um den Hals zu schlingen, ihn zu Boden zu ziehen und an Ort und Stelle mit ihm zu schlafen, Zuschauer hin oder her.
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    Um vier Uhr morgens war Vex auf dem Sofa eingeschlafen. Daniel und Kalix saßen links und rechts von ihr und sahen sich eine Wiederholung von Buffy an.
    Beide sagten lange kein Wort. Schließlich nahm Daniel eine Flasche in die Hand, trank den letzten Rest aus und seufzte.
    »Kaum zu glauben, aber Kabelfernsehen macht einen nicht immer glücklich.«
    Daniel war wegen Moonglow in tiefe, rührselige Schwermut verfallen. Er starrte auf den Teppich und dachte darüber nach, wie unfair das Leben war.
    »Das Mädchen, das ich liebe, ist ein Werwolfgroupie.«
    Kalix war genauso unglücklich wie Daniel. Für sie war es ein harter Schlag gewesen zu hören, dass Moonglow sich mit Markus traf. Kalix hasste Markus.
    Markus hasste sie. Er wollte Kalix zurück in die Burg MacRinnalch bringen, damit sie bestraft wurde. Und jetzt ging Moonglow mit ihm aus. Kalix konnte es kaum fassen.
    »Moonglow wird mich zurück in die Burg schicken«, sagte sie. Daniel schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht.«
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    »Doch. Markus will, dass ich zurückgehe. Wenn Moonglow seine Freundin ist, will sie das auch.«
    Wieder schüttelte Daniel den Kopf. Er wusste, dass Moonglow so etwas nicht wollen würde, aber er steckte zu tief in seiner eigenen Schwermut, um Kalix groß zu trösten. Kalix merkte, dass sie unruhig wurde. Schnell lief sie in ihr Zimmer, um Laudanum zu trinken. Das Opiat beruhigte Kalix ein wenig, aber es half ihr nicht in ihrer Verwirrung. Sie malte sich aus, wie Markus und Moonglow hereinstürmten, um sie nach Schottland zu schleppen. Sie stellte sich vor, wie sie sich gegen die beiden wehrte. Sie würde Markus töten und Moonglow auch,

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