Kalix - Die Werwölfin von London
daran.«
Malverias Stirnrunzeln vertiefte sich.
»Ich habe gehört, dass die abscheulichen Dienstmädchen von Kabachetka schon mit ihrem neuen Putz prahlen. Meine eigenen Dienerinnen machen sich allmählich Sorgen.«
Ziemlich überdrüssig versicherte die Zauberin der Feuerkönigin, dass alles rechtzeitig fertig sein würde. Sie erinnerte sie daran, dass sie sich in letzter Zeit um eine ganze Reihe anderer Sachen hatte kümmern müssen. Das hörte Malveria gar nicht gerne.
»Kannst du dich nicht auf mich konzentrieren?«
Thrix wurde langsam ärgerlich. Wenn man Malveria so hörte, konnte man glauben, Thrix Fashions würde sie absichtlich vernachlässigen, dabei war das absolute Gegenteil der Fall. Thrix hatte Malveria aus der Modehölle gerettet, aber das hatte die Feuerkönigin offenbar vergessen.
»Ich nehme an, du hast keine Zeit damit verschwendet, mit Gawain zu schlafen, oder?«
»Was meinst du denn damit?«, entgegnete Thrix scharf.
»Ich meine, dass du mit den fabelhaften Outfits vielleicht schneller vorankämst, wenn du weniger Zeit in den Armen von Gawain verbringen würdest. Wirklich, Thrix, dieses Verlangen verstehe ich, aber es darf dich nicht von den wichtigen Dingen im Leben abhalten.«
Thrix wurde immer ungehaltener. Hier saß sie nun, allein, mitten in der Nacht, arbeitete an Malverias Kleidern, und da kritisierte Malveria sie einfach. Und nicht nur das, sie hatte auch noch den Nerv, sich in ihr Liebesleben einzumischen.
»Wenn du nicht alle paar Minuten hier auftauchen würdest, käme ich vielleicht auch mit meiner Arbeit voran«, sagte Thrix schroff.
»Wenn ich nicht alle paar Minuten hier auftauchen würde, wür 352
dest du ohne Frage deine ganze Zeit in den Armen von Gawain verbringen.«
»Malveria, ich mag Gawain nicht einmal! Und was hat die ganze Sache eigentlich mit dir zu tun?«
»Rein gar nichts«, erklärte Malveria und hob ein paar Fingerbreit vom Boden ab. »Und ich hoffe, du amüsierst dich prächtig mit dem jungen Werwolf, während mir bei Livia eine Blamage droht.«
Thrix stand auf. Ihr gefiel nicht, dass sie zu Malveria aufsehen musste, also hob sie zwanzig Zentimeter vom Boden ab, bis sich die beiden in der Luft wütend anstarrten.
»Du würdest dich jeden Tag blamieren, wenn ich nicht angefangen hätte, dich anständig einzukleiden.«
»Und du hättest ohne mein Geld in deinen Kassen längst dein Geschäft aufgeben müssen«, entgegnete Malveria. In diesem Satz steckte genug Wahrheit, um die Zauberin zu treffen.
»Thrix Fashions kommt sehr gut ohne dein Geld aus, Malveria.«
Winzige Flämmchen umspielten die Augen der Feuerkönigin.
»Wirklich? Vielleicht sollten wir herausfinden, ob das stimmt, elende Werwölfin. London ist voller Designer, die töten würden, um Malveria als Klientin zu bekommen.«
»Dann such dir doch einen«, brauste Thrix auf. »Dann kannst du dich auch gleich von Colburn Wood fernhalten.«
Überrascht sank Malveria ein Stückchen hinab.
»Wie bitte?«
»Du hast mich schon verstanden. Mutter hat mir gesagt, dass Hiyastas dort waren.«
»Ich weiß gar nicht, wovon du redest.«
»Ach bitte, Malveria, wenn Hiyastas in Colburn Wood waren, weißt du sicher auch, warum. Du hast Wasser aus der Colburn-Quelle gestohlen und benutzt, um dich zu verjüngen.«
Wutentbrannt stieg Malveria wieder höher hinauf. Sie wies den Vorwurf strikt zurück und beschimpfte die Zauberin wüst, weil sie gewagt hatte, so etwas anzudeuten.
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»Malveria braucht keine Verjüngungskur! Du kannst von Glück sagen, dass ich dich nicht zerfetze!«
Die Zauberin schwebte ebenfalls hinauf, um mit Malveria auf gleicher Höhe zu sein.
»Und du kannst von Glück sagen, dass ich dich nicht aus meinem Büro werfe!
Hast du auch nur eine Ahnung, welchen Arger ich bekomme, wenn jemand herausfindet, dass du aus Colburn Wood stiehlst? Weißt du, wie wichtig der Wald den MacRinnalchs ist?«
»Pah!«, fauchte Malveria. »Was barbarischen schottischen Werwölfen wichtig ist, zählt für die Königin der Hiyastas nicht. Guten Tag, Zauberin, mögen sich unsere Pfade nie wieder kreuzen!«
»Soll mir recht sein«, schrie Thrix. »Ich hätte es besser wissen müssen, als elegante Kleider für einen Feuergeist zu machen, der nur glücklich ist, wenn er aussieht wie eine Statistin in einem alten Discofilm!«
»Und ich hätte es besser wissen müssen, als einer ruchlosen Werwölfin zu vertrauen, die zweifellos mit der abscheulichen Kabachetka im Bunde steht!«
Malveria verschwand
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