Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
Vom Netzwerk:
ihrem Körper zu bekommen. Die drei Nächte Fressen gaben ihr immer genug Kraft zum Weiterleben. Der Werwolf in ihr war zu stark, um sie sterben zu lassen.
    Jetzt, kurz vor Vollmond, hatte Kalix seit Wochen nicht mehr richtig gegessen.
    Am Leben hielten sie Laudanum, Beruhigungsmittel und eine gelegentliche Dosis Alkohol, und sie besaß kaum noch Kraft.
    Das Morgengrauen sickerte in die Gasse. Kalix schreckte aus dem Schlaf hoch, noch gefangen von ihren Träumen. Ohne Vorwarnung schloss sich eine Hand um ihre Kehle.
    »Hallo, Schwesterchen.«
    Es war Markus. Wie immer tadellos gekleidet mit langem Mantel und dunklem Anzug, die langen, kastanienbraunen Locken mit einem schwarzen Band zurückgebunden. Er hob Kalix mit einer Hand hoch und schleuderte sie durch die Gasse. Sie knallte vor die gegenüberliegende Wand und sackte schwer zu Boden. Als sie
    34
    versuchte, auf die Beine zu kommen, stand Markus schon über ihr. Abschätzig sah er auf die dürre Gestalt hinab.
    »Wieder ein mieser Tag für die einsame, kleine Werwölfin«, sagte er spöttisch.
    Kalix wollte sich hochkämpfen. Markus stellte ihr einen Fuß auf die Brust und drückte sie zu Boden.
    »Soll ich dich zurückbringen?«, überlegte Markus laut. »Was meinst du, einsame, kleine Werwölfin?«
    »Nenn mich nicht so«, fauchte Kalix.
    »Warum nicht? Hattest du je Freunde?«
    Markus sah hinunter, ihr direkt in die Augen. Kalix starrte hasserfüllt zurück, aber sie fühlte sich von seinem Spott gedemütigt.
    »Kümmert es auch nur einen einzigen Werwolf oder Menschen, ob du lebst oder stirbst? Würde dir irgendwer helfen?«

    Kalix hielt seinem Blick immer noch stand; sie weigerte sich wegzusehen, hatte aber keine Antwort für ihren Bruder.
    »Die Familie will, dass du stirbst. Die Jäger wollen, dass du stirbst. Du willst es wahrscheinlich selbst. Warum lebst du noch, einsame, kleine Werwölfin?«
    Markus verstärkte den Druck, und Kalix rang nach Atem.
    »Nicht einmal dein Bastardfreund schert sich um dich.«
    Als Markus Gawain erwähnte, brach Kalix in Wut aus und konnte sich befreien, aber als sie sich hochrappelte, verpasste Markus ihr einen Hieb, dass sie wieder hinfiel. Ihr Bruder betrachtete sie voll Abscheu.
    »Weißt du überhaupt, wie viel Arger du uns gemacht hast, du abstoßendes Ding? Fast wünschte ich, die Douglas-MacPhees hätten dir das Herz herausgeschnitten. Ich würde es dir selbst rausschneiden, aber Mutter will, dass ich dich lebend zurückbringe.«
    Auf Knien grinste Kalix ihn höhnisch an.
    »Und du tust ja immer gerne, was Mutter dir sagt, Markus.«
    Wütend verpasste Markus ihr einen brutalen Tritt, und Kalix fiel bewusstlos zu Boden.
    35
    i9
    Daniel und Moonglow tuckerten langsam in ihrem Leihwagen die Straße entlang. Moonglow wies den Weg, Daniel fuhr. Als sie an einer Ampel hielten, versuchte Moonglow, ihre Straßenkarte zu lesen.
    »Ist das heute wirklich passiert?«, fragte Daniel plötzlich. »Ist es.«
    »Ein ziemlich erstaunliches Erlebnis.« »Sehr erstaunlich.«
    »Ich finde, wir haben uns gut geschlagen«, sagte Daniel. »Ich meine, wie viele Leute wären schon so geistesgegenwärtig, einem Werwolf ein Pop-Tart anzubieten?«
    Obwohl die Begegnung mit einem Werwolf eine außergewöhnliche Erfahrung gewesen war, hatten sie erstaunlich wenig darüber geredet, weil sie, gestresst vom Packen und heimlichen Umziehen, einen langen Streit angefangen hatten und seitdem kaum noch ein Wort miteinander sprachen. Beunruhigt durch die Vorstellung, ihr Vermieter könnte sie erwischen, hatte Daniel wieder einmal an Moonglows riesiger Duftkerzensammlung herumgenörgelt. Um vier Uhr morgens erschien es ihm plötzlich unvernünftig, dass sie solche Unmengen besaß.
    »Wer braucht denn so viel Lavendelduft?«, beschwerte er sich.
    »Ich«, erklärte Moonglow, die nicht in Stimmung war, sich wegen ein paar Kerzen kritisieren zu lassen. »Außerdem macht ja wohl vor allem deine Musiksammlung so eine Höllenarbeit.«
    Daniel besaß eine umfangreiche CD-Sammlung und eine Menge alter Platten und Kassetten. Er sammelte, seit er neun war, und hatte die Gewohnheit beibehalten.

    »Wenigstens sind sie zu was nütze«, sagte Daniel.
    »Drei Exemplare von einem Slayer-Album sind zu nichts nütze«, meinte Moonglow.
    36
    »Die Cover sind leicht verschieden«, verteidigte Daniel sich. Daniel knallte den Karton mit den Kerzen hinten in den Umzugswagen.
    »Du hast nur so viele, weil Jay sie mag«, sagte er vorwurfsvoll. »Hörst du jetzt mal auf mit

Weitere Kostenlose Bücher