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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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genug protestiert, als der Fürst ihn wegschickte? In ihrem betäubten, dumpfen Zustand zuckte Kalix leicht. Hätte er nicht zurückkommen und sie retten können, als sie ihn brauchte?
    Ihre Mutter Verasa hatte Kalix gesagt, sie solle Gawain vergessen, weil er sie auch bald vergessen würde. Kalix konnte das nicht. Sie liebte ihn wie wahnsinnig, das würde sie immer tun.
    Die Wunde an ihrem Arm blutete lange. Vor kurzem war Kalix aufgefallen, dass ihr Blut nicht mehr so schnell gerann wie früher. Sie nahm an, das sei ein Zeichen ihres schlechten Gesundheitszustands. Kalix war das egal. Sie wünschte, sie würde einfach verbluten, wo sie gerade lag.
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    Am späten Abend gingen die Herrin der Werwölfe und ihr jüngster Sohn durch Verasas Kunstgalerie. Verasa hatte in den letzten zweihundert Jahren eine vorzügliche Sammlung von Gemälden zusammengetragen. Markus fiel eine leere Stelle an der Wand auf. »Wo ist der Vermeer?«
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    »Ich habe ihn der National Gallery geliehen.« Markus war überrascht.
    »Dass ich die Herrin der Werwölfe bin, heißt doch nicht, dass ich mich der Allgemeinheit nicht verpflichtet fühle. Wir leben in einer modernen Welt, mein Lieber, da müssen wir alle unseren Beitrag leisten.«
    Markus wurde durch die Familiensituation von den Gemälden abgelenkt.
    »Wenn ich Kalix zurück in die Burg hole, gibt es Arger. Sie ist so labil. Was ist, wenn sie sich befreit und den Fürsten noch einmal angreift?«
    Die Herrin der Werwölfe ließ sich fast zu einem Lächeln hinreißen.
    »Das wäre sehr bedauerlich . .«
    Unter den Clanmitgliedern, vor denen man die schweren Verletzungen des Fürsten nicht verbergen konnte, hatte Verasa verbreiten lassen, Kalix wäre betrunken gewesen und hätte ihren Vater eine Treppe hinuntergestoßen.
    Angeblich hatte sich der Vorfall bei Tageslicht ereignet, während beide menschliche Gestalt besaßen. Das war eine schreckliche Schmach, aber die Wahrheit war schlimmer. Tatsächlich hatte Kalix den Fürsten besiegt, während beide Werwölfe waren. Sie hätte ihn getötet, wären ihm nicht Sarapen und zwei seiner Diener zu Hilfe gekommen. Die schockierenden Einzelheiten durfte der Clan niemals erfahren. Der Fürst musste respektiert werden, und das würde er nicht, wenn herauskäme, dass seine jüngste Tochter ihn im Kampf besiegt hatte.
    Der Fürst war zwar alt, aber ein außergewöhnlich starker Werwolf. Keiner seiner Söhne hätte freiwillig mit ihm gekämpft. Verasa konnte Kalix'
    unnatürliche Kraft nicht erklären. Gewiss, Kalix war als Einziges ihrer Kinder bei Vollmond zur Welt gekommen, als Verasa selbst die Gestalt einer Werwölfin besessen hatte. Das war ungewöhnlich. Werwolfmütter gebaren ihre Kinder fast immer in Menschengestalt. Weil Verasa zu diesem Zeitpunkt Werwölfin
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    war, wurde Kalix selbst in Wolfsgestalt geboren, was ebenfalls ausgesprochen selten vorkam. Bei Vollmond als Werwölfin von einer Werwölfin geboren.
    Vielleicht hatte das zu Kalix' Stärke beigetragen, auch wenn Verasa eher vermutete, dass sie ein Produkt ihres Wahnsinns war. Und der, schwor Verasa, kam nicht von ihrer Seite der Familie.
    Durch die Gefühlskälte des Fürsten hatte sich Verasa schon vor langer Zeit von ihm entfremdet. Weil sie die gleiche Wesensart in ihrem ältesten Sohn Sarapen spürte, hatte sie ihn nie so liebgewonnen, wie es hätte sein sollen. Ohne Skrupel verfolgte sie den Plan, ihren jüngeren Sohn Markus als Fürsten auszurufen, wenn es an die Nachfolge ging. Die Nachfolge des Fürsten wurde selten offen und ehrlich geregelt. Die Geschichte des MacRinnalch-Clans war voll unschöner Ereignisse.
    Die Herrin der Werwölfe würde Zeit brauchen, um ihre Pläne umzusetzen. Sie musste noch viele Stimmen im Großen Rat für sich gewinnen, bevor Markus Fürst werden konnte. Verasa musste so viele Faktoren wie möglich bestimmen können. Eine verrückte Tochter, die auf den Straßen von London außer Kontrolle geriet, konnte sie nicht dulden.
    »Ich suche heute Abend nach ihr«, sagte Markus. »Muss ich sie unbedingt lebend zurückbringen?«
    »Es wäre besser«, antwortete Verasa.
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    Thrix arbeitete bis in die Nacht hinein an den neuen Outfits für die Feuerkönigin. Models defilierten an ihnen vorbei, und die Feuerkönigin kreischte jedes Mal vor Vergnügen, wenn ihr etwas gefiel, was häufig vorkam.
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    Die Models, die regelmäßig für Thrix arbeiteten, hatten sich an ihre manchmal unkonventionellen Kunden gewöhnt. Sie machten ihnen nichts aus. Thrix

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