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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Jay?«
    Moonglows Laune verfinsterte sich noch, wenn sie an Kalix dachte. Sie glaubte, sie würde die junge Werwölfin nie wiedersehen und nie erfahren, was aus ihr geworden war. Die Vorstellung, wie Kalix durch die Gegend lief und von etwas Unsäglichem verfolgt wurde, beunruhigte sie.
    Als sie alles gepackt hatten, sprachen sie kaum noch miteinander, und Moonglow überlegte, ob sie sich nicht vielleicht eine eigene Wohnung hätte besorgen sollen. Aber sie wohnte gerne mit Daniel zusammen. Er war ein guter Mitbewohner. Witzig, interessant und ziemlich rücksichtsvoll, was den Haushalt anging - anders gesagt, es machte ihm nichts, dass Moonglow extrem unordentlich war. Er war genauso. Beide hatten kein Problem damit, wenn sich die schmutzigen Teller zu besorgniserregender Höhe aufstapelten. Das störte sie kein bisschen. Als Mitbewohner passten sie wunderbar zusammen. Pech war nur, dass Daniel eifersüchtig auf ihren Freund war.
    Soweit Moonglow wusste, hatte Daniel noch nie eine Freundin gehabt. Eine seltsame Vorstellung. Moonglow war in Winchester aufgewachsen und von Jungs umgeben gewesen, seit sie sich mit vierzehn zum ersten Mal die Haare schwarz gefärbt und den örtlichen Gothic-Club besucht hatte. Ihre Mutter hatte die Haarfarbe bezahlt. Und sie hatte erlaubt, dass Moonglow sich an ihrem zehnten Geburtstag die Ohrläppchen durchstechen ließ, weil sie fand, es wäre immer gut, wenn ihre Tochter ihre Persönlichkeit ausdrückte.
    »Welche Richtung?«, fragte Daniel.
    »Sekunde noch«, sagte Moonglow, die immer noch die Karte studierte.
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    »Ich habe keine Sekunde, die Ampel ist schon grün. Ich wusste doch, dass du keine Karte lesen kannst.«
    »Ich könnte sie lesen, wenn ich mich konzentrieren könnte«, konterte Moonglow.
    »Guck mal -«, sagte Daniel.
    »Sei ruhig!«, sagte Moonglow laut. »Ich hab's gleich.« »Da ist ein -«
    »Jetzt halt schon die Klappe!«
    »In der Straße da!«, rief Daniel. »Die Werwölfin!«
    Moonglow merkte endlich, dass Daniel nach vorne zeigte. Am Eingang einer Gasse schleifte ein Mann die junge Werwölfin über den Boden. »Wir müssen ihr helfen!«, rief Moonglow und stieß ihre Tür auf. Als der Mann das hörte, drehte er sich um. Im gleichen Moment kam Kalix zu Bewusstsein, befreite sich aus seinem Griff und rannte los. Der Mann verfolgte sie, aber Kalix, die jetzt etwas Platz hatte, stemmte einen Fuß in den Boden, hob den anderen hoch und versetzte ihrem Angreifer einen heftigen Tritt in die Magengegend. Er fiel zu Boden.
    »Hierher!«, schrie Moonglow.
    Kalix rannte zu ihnen herüber. Hinter ihr rappelte Markus sich schon wieder auf und setzte ihr nach. Kalix schaffte es bis zum Umzugswagen und sprang auf Moonglows Schoß. Moonglow knallte die Tür zu und schrie Daniel an, er solle losfahren. Daniel legte bereits den Gang ein, aber bis sie fuhren, hatte ihr Verfolger den Wagen schon erreicht. Er schlug nach dem Fenster, und Moonglow schnappte nach Luft, als die Scheibe zerbrach und sie mit Splittern übersäte. Daniel gab Vollgas, und sie rasten davon, ohne noch darauf zu achten, wohin es ging.
    Kalix wand sich von Moonglows Schoß. Auf dem Vordersitz war für ihren schmalen Körper reichlich Platz. Schweigend rasten sie durch die morgendlichen Straßen.
    »Und?«, fragte Daniel schließlich. »Wollte dich wieder jemand im Auftrag von deinem Bruder umbringen?«
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    »Das war mein anderer Bruder«, antwortete Kalix. Das ließen Daniel und Moonglow einen Moment lang sacken. »Deine Familie ist ja wirklich schrecklich«, meinte Daniel schließlich.
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    Als sie die neue Wohnung erreichten, war Kalix eingeschlafen.
    »Für jemanden, der ständig von mordlustigen Verwandten gejagt wird, schläft sie ganz schön viel«, sagte Daniel, als er sie hineintrug.
    »Das kommt vielleicht vom Stress«, überlegte Moonglow. »Weißt du noch, wie viel wir in der Prüfungsphase geschlafen haben?«
    Sie legten Kalix auf das Sofa, dann gingen sie hinaus zum Umzugswagen, um ihre Sachen auszuladen.
    »Meinst du, wir sollten sie aufwecken?«, fragte Daniel nach ein paar Runden.
    »Mit ihren gewaltigen Werwolfkräften könnte sie uns helfen, alles reinzutragen.«
    Moonglow sah hinüber zu Kalix, die hager, abgerissen und schmutzig auf ihrem Sofa schlief. An Nase und Mund klebte getrocknetes Blut.
    »Sei nicht so herzlos«, sagte sie. »Sie muss sich ausruhen.«
    »Ich mich auch«, murmelte Daniel und ging den nächsten Karton holen. Er war überzeugt davon, die ganze Arbeit allein zu

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