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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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zu sagen, dass ich irgendein hässliches Kleid mit passender Handtasche tragen muss?«
    »Das habe ich überhaupt nicht gemeint«, antwortete Malveria. »Ich will dir eine Freude machen. Ich dachte, du würdest gerne ein paar elegante Schneider in der Welt der Menschen besuchen. Du möchtest dich doch sicher auch einmal elegant kleiden, nicht wahr?«
    Vex wandte sich ihrem Plüschdrachen zu. »Sie will mich in ein hässliches Kleid mit passender Handtasche stecken.«
    Wieder atmete Malveria tief durch. Schon jetzt lief die Sache falsch.
    »Bist du nicht in der Lage, auf ein so freundliches Angebot positiv zu reagieren?«
    »Welches freundliche Angebot? Ich lasse mich nicht in langweilige Haute Couture für alte Leute stopfen. Wenn wir einkaufen gehen, will ich zum Camden Market.«
    »Um alberne Stiefel und zerfetzte T-Shirts zu kaufen?«, fragte Malveria.
    »Ja«, antwortete Vex und sah ihre Tante unverwandt an. »Ich will alberne Stiefel und zerrissene T-Shirts.«
    »Für solche Sachen verschwende ich nicht mein Geld.«
    »Schön«, sagte Vex. »Ich schlafe jetzt weiter.«
    Agrivex riss Malveria die Decke aus der Hand und zog sie sich 408
    über den Kopf. Die Feuerkönigin verspürte den starken Drang, ihren Scharfrichter zu rufen und ihre Nichte auf der Stelle zum Vulkan schleppen zu lassen. Kein anderer in ihrem Reich hätte es gewagt, sich eine Decke über den Kopf zu ziehen, während die Königin sprach.
    »Mach schon, hol den Scharfrichter«, sagte Vex unter der Decke, als könne sie Malverias Gedanken lesen. »Mein Leben ist so mies, dass ich mich gerne in den Vulkan schmeißen lassen würde. Wenn du wartest, bis ich aufstehe, laufe ich selbst hin.«
    Die Feuerkönigin erhob sich und lief ein paar Mal im Zimmer auf und ab. Bei dem Chaos auf dem Boden war das nicht einfach. Nachdem sie noch einige Male tief durchgeatmet hatte, setzte sie sich wieder auf das Bett, aber die silberne Decke brachte sie aus dem Konzept. Malverias ganzer Palast war wunderbar eingerichtet, aber diese Decke sah aus, als hätte sie ein blinder Geist in großer Eile gestrichen. »Was ist mit deiner Decke passiert?«, fragte sie.
    »Ich habe sie angesprayt«, antwortete Vex unter der Decke.
    »Was heißt angesprayt} Nein, erklär es mir nicht, es würde mich nur noch mehr verstimmen.«
    Dann folgte eine Stille, die bald unangenehm wurde. Malveria schürzte die Lippen.
    »Nun gut, elende Nichte. Wir gehen zu diesem Camden Market, von dem du gesprochen hast. Und wir kaufen, was du willst.«

    Vex kam mit eifriger Miene unter ihrer Decke hervorgeschossen.
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    »Und du kaufst mir alles, was ich will?« »Ja.«
    »Fantastisch!«, schrie Vex und sprang aus dem Bett. »Wenn du also nach dem Anziehen zu mir kommst -« Vex steckte die Füße in ihre Stiefel und zog eine zerschlissene Jeansjacke über ihren Hello-Kitty-Pyjama. »Ich bin fertig«, rief sie.
    »Gehen wir!«
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    Während Burg MacRinnalch belagert wurde, der Gig der Zwillinge nur noch zehn Tage entfernt war und die Feier von Hexe Livia rasch nahte, kursierten viele Pläne und Verschwörungen unter den MacRinnalchs, ihren Verbündeten und ihren Feinden. Die Herrin der Werwölfe versuchte immer noch, Markus genug Stimmen zu sichern, und hoffte, dass sie Kurian auf ihre Seite ziehen konnte. Sarapen bot Kurians Sohn Kertal eine hohe Belohnung dafür, seinen Werwölfen zu helfen, in die Burg einzudringen, und versprach Madrigal, ihn in einen Werwolf zu verwandeln, wenn er seinen Part beim Angriff auf den Gig gespielt hatte. Unterdessen bearbeitete Marwanis im Wohnturm der MacGregors Wallace und Lachlan. Wallace hatte sich schon überzeugen lassen, und Lachlan fiel es sehr schwer zu widerstehen.
    Thrix MacRinnalch steckte mitten in einer Krise. Ihre neu entworfenen Schuhe kamen verzögert aus Italien, weil die besonderen Lederfarben nicht einfach zu beschaffen waren. Jeden Tag gingen hässliche Mails zwischen London und Italien hin und her, und die Zauberin dachte mit Grauen daran, was Malveria wohl sagen würde, wenn ihre Schuhe nicht rechtzeitig fertig waren.
    Das Ballkleid war ebenfalls ein Problem. Normalerweise trugen die feinen Damen aus Malverias Reich keine Kleider, die mit Magie geschaffen oder nachgebessert wurden. Wie Malveria es ausdrückte, war gutes Schneiderhandwerk alles. Man konnte schließlich nicht in Kleidern herumlaufen, die ein Zauber zusammengeflickt hatte. Das wäre sehr gewöhnlich. Das Ballkleid war allerdings eine andere Sache.

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