Kalix - Die Werwölfin von London
unwillkommenes Gefühl.«
Malveria dachte über Thrix' Worte nach, während sie die Modesendung ansahen.
»Was soll ich deswegen tun?«
»Du könntest mit ihr einkaufen gehen. Das würde ihr gefallen.«
»Bestimmt. Ich beschränke ihre Ausgaben, damit sie lernt, dass man im Leben nicht alles bekommt, was man sich wünscht. Würde ich tatsächlich mit ihr einkaufen gehen, wäre sie glücklich.« Malveria wirkte besorgt.
»Aber wenn ich das tue, wird es dann jemals ein Ende haben? Gehe ich einmal mit Agrivex einkaufen, wird sie mich ständig drängen, es wieder zu tun. Mein Leben würde unerträglich.«
Thrix lachte.
»Das kann sein. Trotzdem würde es sie glücklich machen. Aber solltest du mich überhaupt um Rat bitten? Ich komme aus der dysfunktionalsten Werwolffamilie aller Zeiten.«
184
Verasa war beunruhigt über die Nachricht, dass Marwanis zum Wohnturm von Baron MacGregor gegangen war. Markus verstand nicht, warum sie sich Sorgen machte.
»Marwanis besitzt auf Baron MacGregor keinen Einfluss.«
»Aber sie besitzt großen Einfluss auf seinen Sohn Wallace.«
»Wallace ist ein Narr«, schnaubte Markus.
»Das ist er«, stimmte die Herrin der Werwölfe zu. »Aber sein Vater hat ihn sehr gern und wird auf seine Meinung hören.«
Markus trug seinen Umhang mit Pelzbesatz. Jeden Tag lief er durch die Wehrgänge und suchte den Horizont nach Feinden ab.
403
Die MacRinnalchs in der Burg hatten in letzter Zeit eine deutlich bessere Meinung von Markus. Verasa hoffte, dass es so blieb, wenn es zum Kampf kam.
Sie bezweifelte nicht, dass ihr Sohn mutig war, aber sie war nicht sicher, wie gut er sich im Ernstfall als Anführer machen würde.
»Selbst, wenn Marwanis Wallace dazu überreden kann, sich dem Aufstand anzuschließen, ist Lachlan immer noch dagegen«, warf Rainal ein.
»Richtig«, stimmte Verasa ihm zu. »Leider steht auch Lachlan unter dem Einfluss von Marwanis.«
»Es wäre abwegig, wenn ein Clan in den Krieg ziehen würde, nur weil seine Anführer vernarrt in eine Werwölfin sind«, sagte Rainal.
So abwegig war es im Grunde nicht, das wusste Rainal. Die schottischen Werwölfe waren eine leidenschaftliche Sippe. Man musste in ihrer Geschichte nicht weit zurückgehen, um blutige Auseinandersetzungen zu finden, die durch einen Streit unter Liebenden oder den Ehrgeiz von Verliebten ausgelöst wurden.
»Ich habe schon auf Lachlan eingewirkt«, sagte Verasa. »Mit mehr Zeit hätte ich ihn umstimmen und auf unsere Seite ziehen können.«
Verasa sprach immer leiser. Sie blickte durch die Fenster ihrer Gemächer auf das Land hinaus.
»Und jetzt?«, fragte Clansekretär Rainal.
»Jetzt rechne ich damit, dass Lachlan und Wallace die MacGre-gors in die Schlacht führen werden«, gestand Verasa.
»Lass sie nur kommen«, erklärte Markus. »Sie werden es bereuen.«
»Wir auch«, sagte Verasa. »Nicht so sehr wie sie, hoffe ich.«
Verasa wusste, dass die Barone ihren Angriff nicht vor den Wolfsnächten starten würden. Erst dann würde ihre Uberzahl zur Geltung kommen, weil sich erst dann alle ihrer Anhänger in Werwölfe verwandeln konnten. Verasa wusste auch, dass die Zwillinge
403
am Abend vor der ersten Wolfsnacht in London auftreten sollten. Plante Sarapen einen Uberfall auf den Gig, bevor er nach Schottland zurückkehrte?
Diese Möglichkeit war beunruhigend. Verasa hatte Werwölfe nach London geschickt, um die gefährdeten Mitglieder des Großen Rats zu bewachen, aber seit die Burg bedroht wurde, hatte sie viele von ihnen zurückrufen müssen.
Sie glaubte, dass die Ratsmitglieder in London immer noch ausreichend geschützt waren. Vielleicht würde Sarapen sogar in London unterliegen und könnte seine Werwölfe nicht beim Angriff auf die Burg anführen. Markus hoffte, dass es anders kam. Er brannte schon auf das Zusammentreffen. Markus glaubte, dass er seinen Bruder besiegen konnte. Verasa war sich da nicht so sicher. Mehrere Werwölfe ihrer Leibwache hatten den Befehl, Markus keinen Moment unbewacht zu lassen, falls es zur Schlacht kam.
185
Dominil fuhr Kalix nach ihrem Treffen mit den Zwillingen nach Hause. Der Himmel über London war grauverhangen. Den Großteil des Tages über war kalter Regen gefallen, vermischt mit leichtem Schnee. Dominil hoffte, dass es am Abend des Gigs trocken blieb. Sie machte sich Sorgen, dass nur wenige Besucher kommen könnten. Es sollten mehrere Bands auftreten, aber keine von ihnen war bekannt, und der Gig fand an einem Mittwoch statt, was nicht der beste
Weitere Kostenlose Bücher