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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Aufmerksamkeit. Sie verteilten eine Stunde lang Zettel, bis Kalix nass bis auf die Haut war. Dominil blieb in ihrem langen Ledermantel trocken, aber ihr weißes Haar hing ihr schlaff über den Kragen. Schließlich verkündete Dominil, dass sie für den Moment genug gemacht hatten.
    »Ich bin nicht sicher, ob unsere Arbeit zuträglich ist«, gestand sie Kalix. »So viele Menschen verteilen hier Flyer. Liest sie überhaupt jemand?«
    Sie führte Kalix über die Straße in den gleichen Pub wie beim letzten Mal. Mit siebzehn war Kalix eigentlich ein Jahr zu jung, um in einem Pub Alkohol zu trinken, und sie sah auch nicht älter aus, als sie war. Vielleicht sogar jünger, mit ihrer mageren Figur und der makellosen Haut. Aber selbst wenn es dem Barmann auffiel, hütete er sich, etwas zu tun, das zwei so atemberaubend schö-
    ne Frauen aus seinem Lokal vertreiben konnte.
    Schweigend saßen sie beieinander. Kalix spielte mit ihrer Bierflasche und kratzte das Etikett ab. Sie setzte sich anders hin, damit sie die extrem übergewichtige Frau am Nebentisch nicht sehen musste, die sie leicht aus der Fassung brachte.
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    »Ich habe heute Mittag gegessen«, sagte sie unvermittelt. »Gut«, meinte Dominil.
    Wieder schwiegen sie. Kalix trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Sie wollte Dominil etwas fragen, aber es war ihr zu peinlich.
    »Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es«, forderte Dominil sie mit ihrem üblichen Mangel an Feingefühl auf.
    »Könntest du für mich mit Gawain reden?«, platzte Kalix heraus und zuckte sofort zusammen, weil sie von der weißhaarigen Werwölfin einen vernichtenden Kommentar erwartete.
    »Mit ihm reden? Worüber?«

    Sichtlich verlegen schwieg Kalix.
    »Soll ich etwas über seine neue Geliebte in Erfahrung bringen? Vielleicht herausfinden, ob er dich noch gern hat?«
    Dominil musterte Kalix ausgiebig. Kalix kam sich dumm vor und wünschte, sie hätte nichts gesagt.
    »Nun gut«, sagte Dominil. »Ich werde mit ihm reden. Gehst du davon aus, dass er zum Gig kommt?«
    Kalix wusste es nicht. Sie hatte auch keine Ahnung, wo Dominil Gawain treffen könnte.
    »Ich glaube, er wird kommen«, sagte Dominil. »Er hat dich aufmerksam genug beobachtet. Ich werde mit ihm sprechen.«
    Kalix war dankbar. Plötzlich wandte Dominil den Kopf. Sie hatte gespürt, dass ein anderer Werwolf den Pub betrat. Es war Decembrius. Er entdeckte sie und kam zu ihrem Tisch herüber. Sein rotes Haar war nass, aber weil er es ohnehin nach hinten gekämmt trug, blieb seine Frisur unverändert. Er trug eine ähnliche Sonnenbrille wie Kalix und einen Ledermantel, der Dominik glich.
    »Darf ich mich setzen?«, fragte er höflich.
    Kalix fletschte die Zähne. Bei ihrer letzten Begegnung hatte Decembrius eine Waffe auf sie gerichtet.
    »Aber ich habe nicht auf dich geschossen«, sagte Decembrius, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    Er nahm seine Sonnenbrille ab. Dominil bemerkte, dass De 412
    cembrius' Pupillen leicht vergrößert waren. Das und etwas an seinem Benehmen ließ sie einen Moment lang glauben, er würde sich zu ihr hingezogen fühlen. Dominil fand die Vorstellung interessant. Decembrius war nicht unattraktiv. Und selbst eine flüchtige Beziehung zu ihm würde Sarapen wütend machen. Als Dominil ihn länger beobachtete, bemerkte sie bald, dass nicht sie das Objekt seiner Begierde war. Decembrius versuchte es so gut wie möglich zu überspielen, aber er interessierte sich für Kalix. Dominil war leicht verärgert, verwarf das Gefühl aber sofort.
    Kalix saß schweigend und verlegen am Tisch. Dominil fragte Decembrius, was er hier wolle.
    »Mich amüsieren«, antwortete Decembrius. Er holte einen ihrer Flyer aus der Tasche. »Das hier habe ich auf dem Gehweg gefunden.«
    »Dann lauf lieber schnell nach Hause und erzähl deinem Herrn davon«, sagte Dominil.
    »Sarapen weiß bereits von dem Auftritt«, antwortete Decembrius.
    »Ich glaube kaum, dass ihm die Musik zusagen würde.«
    »Nein, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er sich Yum Yum Sugary Snacks lange anhört«, stimmte Decembrius ihr zu. »Sind sie gut?«

    »Sie sind hervorragend«, antwortete Dominil. »Aber deine Anwesenheit ist hier unerwünscht. Geh.«
    Decembrius machte keine Anstalten zu gehen. Er steckte eine Hand in seine Tasche.
    »Wenn du eine Waffe ziehen willst, breche ich dir das Genick, bevor du sie benutzen kannst«, sagte Dominil ruhig.
    Mit übertrieben unschuldiger Miene holte Decembrius eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und

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