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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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wahrhaftig die am wenigsten kriegerische Hiyasta, die je geboren wurde. Es war absolut töricht, auch nur zu überlegen, sie als meine Nichte anzunehmen; ich werde deswegen noch bei meinen Untertanen in Ungnade fallen. Wenn sie von ihrem lächerlichen Pyjama erfahren, werden sie aus lauter Zorn den Palast stürmen.«
    Thrix lachte.
    »Aber ihr hattet einen schönen Tag, oder?«
    »Ich werde nicht zugeben, dass wir einen schönen Tag hatten. Aber auf jeden Fall war meine törichte Nichte fröhlicher. Nachdem ich ihr ein grässliches T-Shirt von einer scheußlichen Band gekauft habe, hat sie sogar meine Hand gehalten, während wir zum nächsten Marktstand gegangen sind.«
    Die Feuerkönigin setzte sich plötzlich auf; sie wirkte wie eine Frau, die ihre kleinen Sorgen verwarf, um sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren.
    »Vor zwei Tagen hast du gesagt, dass du hoffst, bald fertig zu sein .. ?«
    »Ich hoffe immer noch«, sagte Thrix.
    »Ich sehe, dass du beschäftigt warst«, sagte Malveria spitz. »So beschäftigt, dass du nachlässig mit deinen Zaubern warst, mit denen du Gawains Aura verdeckst.
    Hast du die Beziehung noch nicht beenden können?«
    Die Zauberin seufzte, dann schüttelte sie den Kopf und schien fast zu verzweifeln. Malveria bemühte sich um Verständnis.
    »Liebste Zauberin, mit etwas gutem Willen kann ich das nachvollziehen. In dir steckt eine schreckliche Leidenschaft, die sich nicht verleugnen lässt. Und obwohl sie dir auf zahlreiche Weisen
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    zum Verhängnis werden könnte, kann man vielleicht nichts dagegen tun.«
    Sie sah Thrix in die Augen.
    »Mit dem Verhängnis meine ich es ernst. Ich sage das nicht nur, weil deine ungezügelte Leidenschaft die Fertigstellung meiner Kleider verzögert. Wenn du diese Affäre mit Gawain weiterführst, wird sie schlimm enden, dessen kannst du sicher sein.«
    Thrix hörte das nicht gerne, aber sie widersprach Malveria nicht. Schon seit sie zum ersten Mal mit Gawain geschlafen hatte, sah sie ein schlimmes Ende voraus. Warum sie es trotzdem immer noch tat, konnte sie sich nicht erklären.
    Um das Thema zu wechseln, erzählte die Zauberin Malveria, ihr Ballkleid sei beinahe fertig. Vor Aufregung sprang die Königin auf.
    »Zeig mir das Kleid!«
    Thrix bat Ann über die Sprechanlage, das Kleid zu bringen. Malveria betrachtete die Robe ausgiebig. Dann schürzte sie die Lippen. Offensichtlich war sie nicht zufrieden.
    »Das Kleid ist schön geschnitten. Aber ist es nicht ein wenig schlicht?« Das Ballkleid besaß zwar verschwenderisch viele Reifen, Rüschen und Schnürungen, war aber größtenteils weiß. Malveria hatte etwas Extravaganteres erwartet.
    »Probier es erst einmal an«, sagte Thrix.
    Als Malveria in das Kleid geschnürt wurde, zeigte ihr enttäuschter Gesichtsausdruck deutlich, dass sie sich von der Zauberin im Stich gelassen fühlte. Mit diesem Kleid konnte sie doch nicht ihre Rivalinnen blenden. Sie drehte sich zu dem großen Wandspiegel um. »Na ja, Zauberin, es ist ja ganz ansprechend, aber -« Thrix sprach die Zauberformel, die das Kleid zum Leben erweckte. Es flatterte leicht, wie in einem sanften Lufthauch. Der Effekt war hübsch, aber noch schöner waren die großen, schimmernden Feenflügel, die am Rückenteil erschienen. Die Feuerkönigin schnappte nach Luft, als die Flügel sich sanft an sie schmiegten und dabei in allen Farben des Regenbogens schimmerten. Sie
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    waren durchscheinend, hauchzart und ungemein schön. Malveria . verwandelte sich plötzlich vom zynischen Supermodel in eine strahlende Feenkönigin.
    »Das ... das ...«, keuchte sie, aber sie brachte die Worte nicht heraus. Dann kippte sie plötzlich um. Die Feuerkönigin war vor Freude ohnmächtig geworden.
    Ann blickte auf sie hinab.
    »Ist das gut?«
    »Das hoffe ich doch«, antwortete Thrix.
    Sie bückte sich und massierte sanft Malverias Schläfen, um sie wieder zum Bewusstsein zu bringen. Als Malveria wach wurde, lag ein Ausdruck stiller Ekstase auf ihrem Gesicht. Sie humpelte zum Spiegel.
    »Es ist wunderschön«, keuchte sie, dann fiel sie wieder um. Thrix runzelte die Stirn.
    »Sie sollte sich vor dem Ball lieber daran gewöhnen. Es sei denn, aus Freude ohnmächtig zu werden, ist bei gesellschaftlichen Anlässen der Hiyastas ein annehmbares Verhalten. Was durchaus sein könnte.«
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    Moonglow kam in einer seltsamen Stimmung aus der Universität nach Hause.
    Daniel zeigte sich wie üblich mitfühlend. Er brachte ihr Tee, als sie vor ihrem Spiegel saß und sich

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