Kalix - Die Werwölfin von London
wissen.
»Ich kann nicht glauben, dass Buvalis die Burg verraten wollte«, 448
sagte die Herrin der Werwölfe. »Kertal soll zur Hölle fahren dafür, dass er sie verdorben hat.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Was für ein Desaster.«
Die Vorstellung, Markus könne im Kampf mit dem furchterregend starken Wallace MacGregor fallen, machte ihr schreckliche Angst. Ihr erster Gedanke war, das Duell zu verbieten, selbst wenn sie Markus dafür unter Bewachung stellen musste. Jetzt, da sie langsam wieder zur Vernunft kam, wurde ihr klar, dass es nicht so einfach war. Wenn sie den Kampf verbieten würde, wäre Markus entehrt. Er würde als ein Werwolf gelten, der sich hinter den Röcken seiner Mutter versteckte. Kein MacRinnalch würde ihn mehr als Fürsten unterstützen. Sie verwünschte ihren Sohn dafür, dass er sie in diese Lage gebracht hatte.
»Was sollen wir tun?«
Es war ein Dilemma. Eine Herausforderung zum Zweikampf konnte man nicht einfach zurückziehen. Rainal konnte sich an keinen einzigen Fall aus der Geschichte der MacRinnalchs erinnern, in dem das geschehen wäre.
»Ich bin nicht sicher, was das Beste wäre«, gab er zu.
»Markus droht, unsere ganze Arbeit mit einem Schlag zunichtezumachen«, zürnte Verasa. »Wir müssten nur in der Burg bleiben und abwarten. Sie können die Burg nicht einnehmen. Irgendwann wäre der Aufstand im Sande verlaufen, und bis dahin hätte ich Markus zum Fürsten ernennen lassen. Jetzt riskiert er sein Leben, bevor Sarapen auch nur hier ist.«
»Glaubst du nicht, dass Markus Wallace besiegen kann?«, fragte Rainal.
»Nein«, antwortete Verasa. »Und ich werde nicht zulassen, dass er es versucht.«
In Gedanken versunken lief Verasa in ihren Gemächern auf und ab. Der Zweikampf sollte in weniger als zehn Stunden stattfinden, bis dahin musste sie eine Möglichkeit finden, Markus' Sicherheit
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zu garantieren. Sie schenkte sich einen Kelch voll Wein ein und leerte ihn rasch, dann zündete sie noch eine Zigarette an. Schließlich sagte sie Rainal, er solle Markus zu ihr schicken.
»Und bleib hier, wenn er kommt. Wenn ich allein mit ihm bin, fange ich vielleicht wieder an, Möbel zu zertrümmern.«
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Kalix fand alles, was mit dem Gig zu tun hatte, faszinierend. Sie fuhr im Kleinbus mit, als Dominil die anderen Musiker abholte, und half, das Equipment einzuladen und später in den Club zu tragen. Sie sah zu, wie die Zwillinge alles aufbauten, dann hörte sie sich ihren Soundcheck an. Es lief nicht allzu gut, und als Beauty und Delicious von der Bühne kamen, waren sie nervös.
Sie gingen nach unten, um sich an der Bar mit Freunden zu treffen.
Sowohl Kalix als auch Dominil hatten vor der Fahrt Laudanum getrunken.
Beide wussten es von der anderen, sagten aber nichts dazu. Kalix nippte an einer Bierflasche, während sie den schwarzen Stempel auf ihrem Handrücken betrachtete. Er bedeutete, dass sie bei dem Konzert kommen und gehen konnte, ohne zu bezahlen, weil sie der Band half. Auch damit kam Kalix sich wichtig vor. Dominil ging nach unten, um dafür zu sorgen, dass sich die Zwillinge nicht zu sehr betranken, aber Kalix musste nicht lange allein dort sitzen.
Daniel und Vex kamen schon früher, weil Vex es nicht abwarten konnte. Der junge Feuergeist hatte noch nie ein Konzert besucht und glühte vor Aufregung.
Mit ihrer jugendlichen, honig-farbenen Haut, den wilden, gebleichten Haarstacheln, ihren knalligen, bunt zusammengewürfelten Sachen und so klobigen Stiefeln, dass ihre dünne Gestalt beste Bodenhaftung besaß, sah sie seltsam aus, aber auch schön und exotisch. Daniel ging stolz neben ihr her.
Kalix fragte, wo Moonglow war.
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»Sie kommt später nach«, sagte Daniel. »Sie hat eine komische Laune.«
Unten versuchte Dominil, den Alkoholkonsum der Zwillinge zu beschränken.
Eine schwierige Aufgabe, weil sie inmitten einer großen Gruppe von Freunden und Bekannten standen. Allmählich füllte sich der Club. Offenbar waren Beauty und Delicious im Umkreis so berüchtigt, dass sie trotz des schlechten Wetters eine anständige Zuschauerzahl anlockten. Dominil musste ihren Wachposten bei den Zwillingen verlassen, als Thrix eintraf. Etwas Schlaf, ihre Werwolfstärke und die kunstvolle Verwendung von Make-up hatten der Zauberin ihre frühere Schönheit zurückgegeben. Trotz der drohenden Auseinandersetzung mit Sarapen legte Thrix Wert darauf, so gut wie möglich auszusehen. Sie teilte Dominil mit, dass sie ihre Zauber eingesetzt hatte.
»Dir scheint unbehaglich
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