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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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die beiden führte, war so cool und teuer eingerichtet und die Frau darin so elegant, dass Daniel sofort eingeschüchtert war. Er wusste, dass er dieser Frau gegenüber kein vernünftiges Wort herausbringen konnte, und wünschte, er wäre wieder in der Studentenbar.
    Thrix betrachtete sie mit frostiger Miene. »Nun?«, fragte sie schließlich.
    Moonglow und Daniel standen stumm da. Hier angekommen schien es plötzlich gar nicht mehr so einfach, das Thema Werwölfe anzuschneiden. Thrix wirkte ungeduldig.
    »Meine Assistentin hat gesagt, es würde um eine dringende Familienangelegenheit gehen. Worum genau?«
    Moonglow hatte vorgehabt, sich langsam heranzutasten, aber die ungewohnte Umgebung brachte sie aus dem Konzept. Statt ein ruhiges Gespräch anzufangen, das schließlich zu Kalix und ihrem Aufenthaltsort führte, platzte Moonglow zu ihrem eigenen Entsetzen damit heraus, dass die junge Werwölfin Hilfe brauchte, bevor ihre Familie sie umbrachte.
    Thrix kniff die Augen ein winziges Stückchen zusammen.
    »Wie bitte?«
    »Kalix. Deine kleine Schwester. Ihr Bruder versucht, sie umzubringen und ihr das Herz herauszuschneiden. Du musst ihr ein neues Amulett geben.«
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    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon du da redest.« »Doch, das weißt du«, antwortete Moonglow. »Das kann ich spüren.«
    »Das kann sie leider wirklich«, dachte die Zauberin. »Das Mädchen hat eine starke Intuition.« Thrix musterte sie lange, dann beugte sie sich ein wenig vor.
    Sie sprach ruhig und so gleichgültig, als würde sie ein Glas Wein bestellen.
    »Wenn ihr euch in die Angelegenheiten meiner Familie einmischt, werdet ihr sterben«, sagte sie und lehnte sich zurück.
    »Ahm . .«, macht Daniel und drehte sich nach der Tür um.
    »Aber ich gebe euch die Gelegenheit, zu gehen und das alles zu vergessen«, sprach Thrix ruhig weiter.
    »In Ordnung«, sagte Daniel und klatschte einmal in die Hände. »Mir soll's reichen. Wir haben alles versucht.«
    Er packte Moonglow am Arm und wollte rasch den Rückzug antreten.
    Moonglow schüttelte ihn ab.
    »Wir wollen helfen«, beharrte sie.
    »Ich meine das mit eurem Tod durchaus ernst«, sagte Thrix nicht mehr ganz so gleichgültig wie zuvor. Moonglow war sich ziemlich sicher, dass in dieser Frau eine mächtige Werwölfin steckte, aber so einfach ließ sie sich nicht abschrecken.
    »Ich habe sie gebadet. Sie war dreckig und dürr und sie hatte seit Wochen nicht gegessen, und sie hatte Schnitte und Blut und zerrissene Sachen und Beruhigungsmittel und mordgierige Brüder, die ihr das Herz herausschneiden wollten. Sie war völlig am Boden, und was für ein Mensch bist du eigentlich, dass du drohst, Leute umzubringen, die deiner Schwester helfen wollen?«
    Daniel sah Moonglow erstaunt an. Thrix war sichtlich wütend. Sie drückte auf ihre Sprechanlage.
    »Stellen Sie keine Anrufe durch.«
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    Die MacRinnalchs besaßen zwei widersprüchliche Mythen über ihren Ursprung. Einer Geschichte zufolge war der Werwolfclan von Gavur Rinnal vor zweitausend Jahren, zur Zeit der römischen Besatzung Britanniens, gegründet worden. Nach einer Schlacht mit den Römern während ihrer Vorstöße ins nördliche Schottland bei Cree soll Gavur schwer verletzt zurück in die Berge geritten sein und sich in einer Höhle versteckt haben, während die siegreiche römische Armee das Gebiet durchkämmte. In dieser Höhle wurde er von einer piktischen Heilerin besucht. Sie sagte ihm, sie könne ihn retten, aber sein Leben würde nie wieder so sein wie vorher.
    Gavur nahm ihr Angebot an. Sein Stamm war bei der Schlacht von Cree fast ausgelöscht worden, und er dürstete nach Rache. Die piktische Heilerin bedeckte seine Wunden mit Kräutern und sang einen Zauberspruch. Gavur Rinnal schlief ein. Als er wach wurde, fühlte er neue Kraft in sich. Im gleichen Moment betraten zwei römische Soldaten die Höhle. Gavur stürzte sich auf sie und riss ihnen zu seiner eigenen Verwunderung mit den Zähnen die Kehle heraus. Er hatte sich in einen Wolf verwandelt. Gavur tötete viele seiner Feinde in den Bergen und behielt auch später die Fähigkeit, sich in ein wolfsähnliches Wesen zu verwandeln. Von Gavur Rinnal und seiner Frau stammte der ganze MacRinnalch-Clan ab.
    Die andere Geschichte hingegen erzählte, dass die MacRinnalchs ursprünglich aus Sumer stammten, aus genau den Ebenen, auf denen die ersten Städte der Menschheit gebaut wurden. Sie waren aus dem Nebel der Urgeschichte unter die Menschen von Ur getreten, eine seltsame

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