Kalix - Die Werwölfin von London
störrisch. Die Zauberin wirkte gereizt. Ihr kam der Gedanke, dass sie die Erinnerungen der Menschen vielleicht am besten mit ein wenig Zauberei durcheinanderbringen sollte.
»Ich muss gar nichts. Ich habe extrem viel zu tun, und ihr habt keine Ahnung, womit ihr es zu tun habt. Und jetzt geht.«
Nachdem Moonglow schon so weit gekommen war, wollte sie nicht so einfach aufgeben. Sie versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, und widersprach der Werwölfin.
»Du solltest deiner Schwester wirklich helfen. Sie steckt echt in Schwierigkeiten. Und sie sieht zu dir auf. Sie hat den Mantel behalten, den du ihr geschenkt hast. Wenn du ihr nicht hilfst, dann weiß ich ein für alle Mal, dass Werwölfe schwache und ehrlose Wesen sind.«
Thrix starrte sie an. Damit hätte sie nicht gerechnet.
Kein Werwolf der herrschenden MacRinnalch-Familie, egal wie viel Selbstbeherrschung er besaß oder wie sehr er sich in die menschliche Gesellschaft integriert hatte, konnte solche Beleidigungen von einem Menschen hinnehmen. Thrix überlegte, ob sie das Mädchen mit einem Zauberspruch vernichten oder sie einfach
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hinunter auf die Straße werfen sollte. Bevor sie sich entscheiden konnte, wurde die Tür aufgestoßen. Wütend fuhr Thrix herum; schließlich hatte sie gesagt, sie wolle nicht gestört werden.
Es war die Feuerkönigin. Nicht einmal Ann konnte sie aufhalten, wenn sie entschlossen war hereinzukommen.
»Zauberin!«, rief sie. »Die Sandalen waren eine Katastrophe! Dafür wirst du büßen!«
Die Feuerkönigin stieß eine Reihe unverständlicher Flüche aus, dann brach sie hysterisch weinend zusammen. Daniel und Moonglow beobachteten die Szene erstaunt.
»Jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt -«, sagte Thrix.
»Alle sind gegen mich«, schluchzte die Feuerkönigin. »Prinzessin Kabachetka, die ganzen anderen Elementargeister, die Modedesigner, einfach alle. Das ist so schrecklich unfair!« Tränen strömten aus ihren Augen.
»Wie soll ich unter diesen Umständen meine Frühjahrskollektion zusammenbekommen?«, überlegte Thrix und verfluchte Kalix dafür, dass sie ihr das Leben so schwer machte.
27
Sarapen MacRinnalch flog zusammen mit Decembrius von Inverness nach London. Decembrius war der Sohn von Lucia, Verasas jüngerer Schwester, die zum Großen Rat gehörte. Mit seinen dreißig Jahren war Decembrius für einen Werwolf noch jung, und er sah nicht älter als einundzwanzig aus. Er freute sich, dass er für den nächsten Fürsten des Clans eine wichtige Aufgabe übernehmen konnte.
Sarapen hatte sich nicht nur wegen seiner guten Kontakte und Intelligenz für Decembrius entschieden. Der Junge hatte von klein 51
auf Vorahnungen gehabt. Manchmal konnte er in die Zukunft sehen. Seine Fähigkeiten waren beschränkt, aber er konnte Dinge herausfinden, die sonst unentdeckt geblieben wären. Das machte ihn für Sarapen nützlich, auch wenn Sarapen ihn noch nicht zu seinem engsten Kreis zugelassen hatte. Manches an Decembrius störte ihn. Vor allem sein Aussehen. Decembrius hatte rote Haare, wofür er nichts konnte, aber er strich sie ständig affektiert zurück. Er hatte die lästige Angewohnheit, zu unpassenden Zeiten eine Sonnenbrille zu tragen, und dazu hatte er einen Ohrring, der diskret, aber doch sichtbar war. Sarapen MacRinnalch war ein äußerst traditionsbewusster Werwolf. Bevor Decembrius seiner jugendlichen Eitelkeit nicht entwachsen war, würde er nie vollständig akzeptiert werden.
Decembrius bewunderte Sarapen und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er ihn nervös machte. Der große Werwolf strahlte eine solche Kraft aus, dass man sich kaum anders fühlen konnte. Sogar die Stewardessen, die ständig mit schwierigen Gästen zu tun hatten, schienen sich in seiner Gegenwart nicht ganz wohl zu fühlen.
»Wenn wir in London ankommen, musst du Kalix schnell finden«, sagte Sarapen. »Die Douglas-MacPhees haben ihre Spur verloren.«
Während Decembrius Kalix aufspürte, wollte Sarapen seine Schwester Thrix besuchen. Vielleicht konnte er von ihr etwas über Kalix' Aufenthaltsort erfahren. Auf dieses Treffen freute er sich nicht gerade. Er mochte seine Schwester nicht und missbilligte ihren Lebensstil.
»Soll ich auch zu -« Decembrius unterbrach sich, weil er das Gefühl hatte, die Angelegenheit sei recht heikel.
»Zu den Cousinen gehen, von denen die Familie nicht spricht?«, beendete Sarapen den Satz für ihn. Sarapen hatte sich noch nicht entschieden.
Wahrscheinlich wäre es
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