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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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nicht schlecht, wenn er diesen Gang selbst erledigte, aber er befürchtete, er könne die Beherr
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    schung verlieren, wenn er den Zwillingen gegenüberstand. Wäre es nach Sarapen gegangen, hätte der Clan die beiden vollkommen und ein für alle Mal verstoßen. Leider war das nicht möglich. Die Tradition verbot es. Als Töchter des Bruders des Fürsten konnten sie nicht verstoßen werden. Sie gehörten zum Großen Rat, dem höchsten Gremium des MacRinnalch-Clans. Zumindest theoretisch. Tatsächlich hatten sie schon seit vielen Jahren nicht mehr an den Ratstreffen teilgenommen.
    Decembrius spürte, dass der Fürst nicht mehr lange zu leben hatte. Das bereitete Sarapen Sorgen. Wenn er starb, musste der Rat sich treffen, um einen neuen Fürsten zu wählen. Das sollte nur eine Formalität sein. Als ältester Sohn war Sarapen der natürliche Nachfolger. Allerdings verlangte die Situation Umsicht. Ein anderer Werwolf könnte versuchen, die Macht an sich zu reißen.
    Tu-pan, einer der Brüder des Fürsten, arbeitete schon lange daran, mehr Einfluss zu gewinnen. Sarapen wollte nicht zulassen, dass zwei potenzielle Ratsstimmen in London im Drogennebel vor sich hindämmerten. Was, wenn Tupan einen Versuch unternahm, die Zwillinge mit Drogen oder Alkohol zu bestechen? Jemand musste sie besuchen. Vielleicht war es besser, wenn er Decembrius schickte.
    Und Kalix musste zurückgebracht werden, um sie zu bestrafen. Es war kaum zu glauben, aber Kalix stand auch ein Sitz im Großen Rat zu, obwohl sie ihn nie genutzt hatte. Nach dem Angriff auf den Fürsten war sie vom Rat ausgeschlossen worden. Sie wurde für schuldig befunden und wäre auch schon verurteilt worden, wäre sie nicht aus der Burg geflohen. Der Rat hatte befohlen, dass sie zurückgebracht werden musste. Dieser Befehl billigte zwar nicht ausdrücklich ihren Tod, konnte aber von Familienmitgliedern als ausreichender Grund für extreme Maßnahmen ausgelegt werden, falls sie sich weigerte zurückzukehren. So etwas war schon vorgekommen.
    Das Familienmitglied, das sie umbrachte oder zurückschleifte, 52
    würde beim Rat viel Ansehen ernten. Dulupina war nicht als einzige Werwölfin aufgebracht darüber, dass Kalix immer noch frei war. Die drei Barone im Rat waren traditionsbewusst und wollten Kalix bestraft wissen.
    Sarapen runzelte die Stirn. Wenn jemand versuchen sollte, ihm seine rechtmäßige Position als Fürst streitig zu machen, sollte er sich lieber vorsehen.
    Zum Beispiel sein Onkel Tupan. Sarapen würde ihn aus dem Weg räumen, wenn es nötig war. Genau wie Tupans grässliche Tochter Dominik Sarapens Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln. Dieses weißhaarige Miststück mit der eiskalten Seele würde er gerne loswerden.
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    Als die Bücherei schloss, wusste Kalix nicht, was sie anstellen sollte. Sie hatte sich Bilder von Feen angesehen und dann versucht, in der Encyclopedia Britannica etwas über die Runaways zu finden, aber offenbar stand darin nichts über sie. Sie wusste nicht, ob sie den Index richtig las, und es war ihr zu peinlich, um Hilfe zu bitten. Sie überlegte, was sie jetzt tun sollte. Am liebsten wäre sie zurück ins Lagerhaus gegangen, aber dort warteten vielleicht die Douglas-MacPhees auf sie. Duncan und Rhona hatten sich wahrscheinlich wieder mit ihrem Bruder Fergus zusammengetan, und er war noch stärker als seine Geschwister.
    Vielleicht sollte sie trotzdem einfach hingehen. Sie hatte keine Angst vor den Douglas-MacPhees. Es wäre vielleicht gut, im Kampf zu sterben. Aber das Lagerhaus war weit weg. An den Weg wollte sie nicht mal denken. Sie wollte an gar nichts denken.
    Der Winternachmittag wurde schnell dunkler. Als Kalix die Straße hinunterging, überfiel sie mit einem Mal eine so starke De 53
    pression wie nie zuvor. Wie schwerer, schwarzer Regen stürzte das Gefühl auf sie ein und bedeckte sie, bis sie unter seiner Last taumelte. Kalix wollte weitergehen, aber es fiel ihr schwer. Die Woge der Depression war beängstigend stark. Kalix dachte, das wäre die letzte Attacke, die sie umbringen würde. In ihrem Kopf blitzte der Gedanke auf, dass es genau jetzt geschah, weil sie einen Moment lang unvorsichtig gewesen war. Sie hatte sich von zwei jungen Studenten helfen lassen, und jetzt würde dieser Augenblick der Schwäche sie vernichten. Seit Gawain weggegangen war, hatte sie alle Gefühle unterdrückt, aber in Moonglows Haus hatte sie einen Hauch Dankbarkeit verspürt, einen winzigen Funken Kontakt mit einem anderen

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