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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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Händler, die Geschichten erzählten und Waren anboten: Salzsteine zum Beispiel oder Fischbein und Muscheln vom Großen Wasser. Dafür erhielten sie Unterkunft und Verpflegung, oder sie tauschten ihre Schätze gegen neue Kleidung, Waffen und Werkzeuge. Viele der Händler gehörten zum Rentierclan, einem ruhelosen und weit verstreuten Clan. Zwar waren alle Clane viel unterwegs, weil sie den Tierherden folgten, die ihnen Nahrung sicherten. Doch hatten einige Familien feste Lagerplätze, wo sie den Winter verbrachten. Der Löwenclan gehörte zu den Clanen, die am wenigsten reisten. Das Klima im Süden war mild, und das Winterlager bot ihnen alles, was sie brauchten: schützende Felsenhöhlen, Quellen, Bäche und Flüsse sowie einen vielfältigen Reichtum an Pflanzen und Tieren. Daher verließen die Leute vom Löwenclan ihr Lager nur in den warmen Sommermonden, um den Rentierherden zu folgen, nach Norden hinauf, zum Blauen See. Wenn die Tiere am Ende des Sommers dann nach Süden zurückkehrten, zog der Clan mit ihnen und bezog sein Winterlager in den Felsenhöhlen.
    Kalla war stolz darauf, zum Löwenclan zu gehören. Sein Revier galt als eines der reichsten und schönsten, und der Clan zählte zu den stärksten und gesündesten und stand überall in hohem Ansehen. Eine Freundschaftoder verwandtschaftliche Verbindung mit dem Löwenclan galt für andere Clane als sehr erstrebenswert. Denn nur von starken Freunden konnte man Hilfe im Kampf gegen Eindringlinge erhoffen und Unterstützung in Notzeiten. Deshalb achtete Irinot darauf, dass der Clan durch Verbindungen mit anderen Clanen nicht geschwächt wurde. Freundschaftliche Beziehungen bestanden mit dem Bison- und dem Hirschclan, ebenso galt der Adlerclan als ebenbürtig. Auch dem Wildschweinclan brachte Irinot großen Respekt entgegen. Zwar war er ein kleiner Clan, doch waren die Wildschweinleute für ihren erstaunlichen Mut bekannt und vor allem für einen unerschütterlichen Zusammenhalt. Und so war Irinot sehr erfreut, dass Kallas Brüder Flauko und Tavo sich bald mit zwei Schwestern vom Wildschweinclan verbinden wollten.
     
    Die Sonne stand hoch, als Kalla das Birkenwäldchen erreichte. Hier, wo der Otterbach eine Biegung machte, war ihr Lieblingsplatz: ein flacher, bemooster Felsblock, der wie eine lange runde Zungenspitze ins Wasser hineinreichte. Auf der anderen Seite lag von Birken gesäumt eine kleine Lichtung. Kalla setzte sich und ließ die Füße vom Wasser umspülen. Dann öffnete sie den Findesack und holte heraus, was sie bisher gesammelt hatte: Ein Säckchen voll bunter Schnecken, ein weiteres mit Kräutern und Wurzeln, sechs Vogeleier, zwei Beutel mit blauen Beeren, drei Pilze. Außerdem hatte sie vier lange Vogelknochen gefunden. Die würde sie gleich auf dem Heimweg zum Werkzeugmacher Ferigal bringen, der dafür immer Verwendung hatte. Außerdem wollte sie ihm die zwei langen Äste, die sie gefunden hatte, überlassen. Sie waren glatt und gerade und hatten kaum Astlöcher, und Ferigal würde sich freuen.

    Zufrieden packte Kalla ihre Funde wieder in den Wieselfellsack. Dann lehnte sie sich an den Felsen und genoss die mittägliche Wärme. Hoch über ihr kreiste ein großer Vogel. Ansonsten war der Himmel strahlend blau, bis auf eine einzelne dunkle Wolke, die in der Ferne stand. In den Büschen knacktke es, gleich darauf ertönte ein zufriedenes Schmatzen und Schnaufen. Kalla vermutete, dass die Geräusche von einem Iltis stammten, der eine Maus erbeutet hatte und sie nun verspeiste. Die Sonnenstrahlen, die durch die Birkenblätter flirrten, blinkten wie Lichtperlen im Wasser auf; darüber kreisten Libellen und ließen ihre Flügel spielen. Ein Frosch schnappte nacheinem Mückenschwarm, und im Wasser flitzten Forellen zwischen dunklen, bemoosten Steinen. Träge folgte Kallas Blick dem Lauf der glitzernden Wellen. Sie wusste, dort wo die Lichtung endete, floss der Bach geradeaus weiter. Dabei wurde er breiter und schoss schließlich beim Roten Felsen als rauschender Wasserfall in die Tiefe. Später, etwa zwei Tagesreisen entfernt, verband er sich dann mit dem Grünen Fluss und floss als mächtiger Strom weiter nach Westen, zum Großen Wasser. Wie es wohl aussah, das Große Wasser?
    Kalla schloss die Augen und versuchte, sich das Große Wasser vorzustellen. »Denk an den Blauen See, und stell dir vor, dass er so groß ist, dass du das andere Ufer nicht sehen kannst«, hatte der alte Ubruk ihr erklärt, der vor vielen Jahren einmal dorthin gereist war.

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