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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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herunterrutschen konnte.
    Geschafft! Stolz blickte Kalla auf ihr Werk und nickte zufrieden. Dann band sie sich die Felltasche um, packte das Holzgestell und begann, es hinter sich herzuziehen. Ihr Gesicht glühte vor Stolz. Wenn Tomo sie jetzt sehenkönnte! Zwar hatte sie das Reh nicht direkt selbst erlegt, doch hatte sie im richtigen Moment entschlossen gehandelt und es zu ihrer Beute gemacht; und außerdem hatte sie es noch gegen zwei junge Hyänen verteidigt.
    Kalla sah zum Himmel und blieb überrascht stehen. Die einzelne dunkle Wolke, die in der Ferne gestanden hatte, war herangewandert und stand jetzt direkt über ihr. Sie hatte die Gestalt eines Wolfes, und Kalla griff nach dem spitzen weißen Zahn, der an einem Band um ihren Hals hing.
    Danke, großer Wolfsgeist, dass du mir geholfen hast, dachte sie. Es war gut zu wissen, dass die Geister stets um die Menschen waren und über sie wachten und sie beschützten. So wie es einer der Händler einmal erzählt hatte.
     
    W
ie ihr alle wisst, holt Ama die Körper der Verstorbenen in die Erde zurück. Die Seelen der Toten aber wandern hinunter zum Schwarzen Fluss, der durch die Unterwelt fließt. Von dort fahren sie auf einem Boot ins ferne Schattenland und treffen sich dort mit den Seelen derer, die vor ihnen gestorben sind.
    Nun geschah es einmal, dass oben im Sonnenreich eine große Dürre herrschte. Die Wasser versiegten, viele Tiere starben und die Menschen litten an Hunger und Durst. Da hob ein lautes Wehklagen an, und in ihrer Not riefen die Menschen nach ihren verstorbenen Vätern und Müttern.
    Da bat eine tote Ahnfrau die Erdmutter: »Ama, ich bitte dich, gib mir meinen Körper zurück und lass mich zurückkehren in die Sonnenwelt, damit ich meine Kinder trösten und ihnen helfen kann. Sie rufen so laut nach mir, dass ich es nicht ertrage.«
    Ama dachte nach, dann sagte sie: »Deinen Körper kann ich dir nicht zurückgeben, denn er hat sich bereits mit der Erde vereinigt. Doch darf deine Seele ins Sonnenreich zurückkehren und sich dort mit einer anderen Seele vereinen.«
    »So möge sich meine Seele mit der Seele einer Hirschkuh verbinden!«, rief die tote Ahnfrau. Und ihre Seele flog hinauf in die Sonnenwelt und verband sich mit der Seele einer Hirschkuh. Dann lief die Ahnin, so schnell sie konnte, in Gestalt der Hirschkuh zu ihren Nachkommen.
    Die waren schon beinahe verhungert.
    »Eine Hirschkuh!«, riefen sie. Und sie töteten das Tier und aßen das Fleisch und waren vor dem Hungertod gerettet. Die Seele des Ahnvaters aber hatte sich mit der Seele des Wassers verbunden und eilte als frischer Quellstrom herbei, sodass sie auch ihren Durst stillen konnten.
    Seither dürfen alle Seelen der Verstorbenen aus dem Schattenreich in die Sonnenwelt zurückkehren und sich dort mit einer anderen Seele verbinden, um ihren Nachfahren beizustehen. Darum nehmen die Menschen von Amas Gaben nur das Notwendige, und sie ehren die Seelen der Ahnen, die in die Sonnenwelt zurückgekommen sind.

DIE REISE NACH SÜDEN
    D rei Männer wanderten den Fluss entlang nach Süden. Langsam gingen sie hintereinander her, vorneweg Mauk, hinter ihm Atlin, dann Roor.
    Mauk wandte sich um. Als er sah, wie der alte Mann stolperte, blieb er stehen. Roor war noch magerer geworden. Deutlich zeichneten sich die Knochen seiner Ellenbogen, Knie und Schultern unter der dünnen Haut ab.
    »Machen wir eine Rast«, sagte Mauk. Sie setzten sich ins Gras und wandten ihre Gesichter der wärmenden Sonne zu.
    Sie konnten es kaum fassen, dass der Winter zu Ende war. Bis vor wenigen Tagen waren sie noch im Schnee versunken. Dann war plötzlich ein warmer Wind aufgekommen, und in kürzester Zeit war der Schnee geschmolzen.Darunter kam morastiges Land mit kleinen Blumen und struppigem Gras zum Vorschein.
    Eine lange dunkle Zeit war vergangen, seit sie nach Süden aufgebrochen waren. Als sie loszogen, waren die Tage noch warm gewesen. Aber bald war, früher als sonst, der Winter hereingebrochen, und sie waren nur sehr langsam vorangekommen. Oft hatten tagelanger Schneefall und eisige Stürme sie gezwungen, die Reise zu unterbrechen. Zum Schutz hatten sie sich jedes Mal einen Unterschlupf in einen Hügelabhang gegraben und den Eingang mit Reisig gegen die Schneewehen geschützt. Der letzte Schneesturm war der längste und heftigste gewesen. Zum Glück hatten sie eine Höhle gefunden, die ihnen Zuflucht bot. Stumm hatten sie um ein kleines Feuer gesessen, die Felle eng um die frierenden Körper gewickelt, und

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