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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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hatten zugesehen, wie der Schnee am Höhleneingang immer höher anwuchs. So dicht waren die Schneewehen gewesen, dass sie nicht mehr unterscheiden konnten, ob draußen Tag war oder Nacht. Trotz des Feuers froren ihre Bärte und Augenbrauen zu Eis, und allmählich begannen die drei in den dämmerigen Zustand stumpfsinniger Gleichgültigkeit zu verfallen. Schließlich hatte Mauk sich aufgerafft und versucht, sich einen Weg ins Freie zu bahnen. Doch bereits am Höhleneingang war er hüfttief im Schnee versunken und musste umkehren. Er selbst hatte diese Zeit dank seiner kräftigen Konstitution gut überstanden; ebenso Atlin, der auf wundersame Weise sogar seinen Körper von der Kraft der Geister zu nähren schien. Nur der alte Roor, der schon vorher nur aus Haut und Knochen bestand, wurde von Tag zu Tag schwächer, bis er schließlich zur Seite kippte und fiebergeschüttelt in einer Felsnische liegen blieb. Da war ohnmächtiger Zorn in Mauk aufgestiegen: Konnte er, derstarke Mauk, nicht wenigstens so viel Nahrung beschaffen, dass ein alter Mann am Leben blieb? Noch einmal hatte er sich aufgemacht, den eisigen Stürmen zu trotzen. Wieder hatte er bis zu den Hüften im Schnee gestanden, doch verbissen hatte er sich halb blind durch die eisige weiße Welt gekämpft. Irgendwo musste doch ein Tier zu finden sein, ein toter Schneehase vielleicht oder ein Vogel, der im Flug vor Kälte erstarrt und vom Himmel gefallen war.
    Unter einem Felsvorsprung war er dann tatsächlich auf ein Tier gestoßen, ein großes dunkelgesichtiges Fellwesen, das aus seltsamen schwarzen Augen zu ihm aufblickte. Erst als er die beiden Hände bemerkte, die versuchten, das Fell zusammenzuhalten, hatte er begriffen, dass es ein Mensch war, der da vor ihm kauerte. Neben ihm lagen zwei erfrorene Schneehühner, ein steifer toter Fuchs und einige Äste. Fast bis zum Abend hatte es gedauert, bis Mauk den fremdartigen Menschen mitsamt Tieren und Holz durch den hohen Schnee in die Höhle geschleppt hatte. Als Atlin den Neuankömmling aus den nassen zerrissenen Fellbündeln schälte, entpuppte dieser sich als eine Frau, doch war sie von einer Art, wie sie keiner von ihnen je gesehen hatte. Die Fremde war klein und gedrungen, mit einem dicken Kopf, der halslos auf den Schultern festgewachsen schien. Ihr Gesicht war breit und flach, Nase und Lippen merkwürdig platt, das Kinn schien zu fehlen. Über die niedrige Stirn fiel eine dunkle, wirre Mähne, stark und drahtig wie Pferdehaar. Das Eigentümlichste jedoch waren ihre Augen. Sie waren groß und dunkel, und jedes Mal, wenn Mauk sie ansah, fragte er sich, ob er in die Augen eines Tieres oder eines Menschen blickte.
    »Sie ist nicht wie wir«, raunte er Atlin zu. »So habe ich mir die Dunklen immer vorgestellt.«
    Atlin nickte. »Ja, sie stammt aus der Welt, die untergegangen ist.«
    »Aber wie ist sie dann hierhergekommen?«, grübelte der Bruder.
    »Es dauert lange, bis eine Welt ganz und gar untergeht«, sagte Atlin, »offenbar leben noch einige von ihnen.«
    »Und woher kommen die Tiere, die neben ihr lagen?«
    Sie blickten zu der Frau hinüber, die reglos dort sitzen geblieben war, wo Atlin sie aus den Fellhüllen befreit hatte. Jetzt begann sie, sich zu bewegen, und erstaunt sahen die Brüder zu, wie sie langsam auf allen vieren in die Ecke kroch, wo der kranke Roor lag. Dabei zog sie das linke Bein schlaff hinter sich her. Ganz offensichtlich war es verletzt, sodass sie nicht imstande war, aufzustehen oder gar zu laufen. Mauk und Atlin sahen sich an, und beide hatten sie denselben Gedanken: Die Frau war, bevor der Schneesturm losbrach, mit ihren Leuten hier vorbeigekommen und hatte sich das Bein gebrochen. Um die anderen nicht an der Weiterreise zu hindern, hatte sie sich unter das Felsdach verkrochen, und die Clanleute hatten ihr die Tiere als Nahrung dagelassen, für den Fall, dass die Geister sie gesunden lassen wollten. Doch hatte sie wohl bald beschlossen zu sterben und die Tiere nicht angerührt, denn jede Nahrungsaufnahme hätte ihr Leben und Leiden nur qualvoll verlängert. Vielleicht aber war sie auch einfach nur zu schwach gewesen, um das Fleisch aus den Tieren herauszureißen und zu essen.
    »Wie hat sie nur so viele Tage ohne Nahrung überleben können?«, staunte Mauk.
    »Die Dunklen haben wohl stärkere Körper als wir«, sagte Atlin.
    »Und wieso ist ihre Welt dann untergegangen, wenn sie so stark sind?«
    Atlin zuckte die Schultern. »Ama und die Geister wollten es so.«
    Der Frau aus der

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