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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feuerland
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verschiedeneEisensteine, Ocker und weißen Ton gelagert. Daraus stellte er rote, gelbe, weiße und braune Farbpulver her, die dann in Steinschalen mit Wasser, Fett und Tierblut zu breiigen Farben verrührt wurden.
    Dass Ferigal Werkzeugmacher geworden war, lag an einem Unfall, den er als Kind gehabt hatte. Er hatte sich beim Sturz in eine Felsenspalte beide Beine gebrochen. Das rechte war wieder ganz gesund geworden, das linke aber war schwach geblieben und er hinkte beim Gehen. So hatte Ferigal umso mehr seine Hände geschult und galt schon früh als geschickter Werkzeugmacher. Doch konnte er nie mit den anderen Männern zur Jagd gehen. Er nahm auch nicht an den Sommerwanderungen teil, sondern blieb mit den Kranken und Schwachen des Clans im Winterlager; in diesem Jahr waren das die kranke Tavilana und der halb blinde Ubruk gewesen und ausnahmsweise die Heilerin Blaga. Zu ihrem Schutz waren Olep und Krot dageblieben, zwei junge Männer, die gerade erst die Mannbarkeitsriten durchlaufen hatten. Sie hatten die Aufgabe, die Zurückgelassenen mit Nahrung zu versorgen und zu verhindern, dass die Felsenhöhlen von fremden Clanen in Beschlag genommen wurden oder dass sich dort Tiere einquartierten.
    Kalla liebte Ferigal, weil er ihr stets zuhörte und geduldig auf alle Fragen antwortete. Außerdem kannte er viele Geschichten. Schon im Sommerlager hatte sie sich darauf gefreut, ihn wiederzusehen, und sie hatte ihm einen Strauß Schwanenfedern mitgebracht.
    Sie schaute um die Ecke und lächelte, als sie eine riesige weiße Knochenschale erblickte. Das Gefäß war ihr von früher Kindheit an vertraut. Es war die Hirnschale eines Bisons, in die Ferigal alles hineinwarf, was er nichtmehr brauchte, und aus der sich die Kinder nehmen durften, was sie wollten: kleine Fell- und Lederstücke, Knochen- und Geweihsplitter, Steine, Tierzähne, Vogelfedern. Besonders für die kleineren Kinder des Löwenclans war diese Schale eine begehrte Fundgrube. Jedes kam mindestens einmal am Tag vorbei und wühlte darin herum. Heute hatten sich die beiden Mädchen Niria und Wani über die Schale hergemacht und sorgfältig ihre Schätze neben sich ausgebreitet. Niria war eben dabei, aus Lederschnüren einen Zopf zu flechten. Wani versuchte, mit einem Distelzweig ein Stück Gämsenfell glatt zu bürsten. Neben ihnen saß der lächelnde Brai mit den hellen Augen,der niemals sprach und den ganzen Tag kleine Kugeln aus Lehm formte.

    Ferigal selbst saß auf einem niedrigen Steinklotz. Vor ihm stand der Beinknochen eines Mammuts, der ihm als Arbeitsfläche diente. Zu seinen Füßen hockte sein Neffe, der kleine Aikle, und sah zu, wie der Onkel einen Stein in der Hand wog.
    »Und was meinst du, ist das hier?«
    Ferigal reichte ihm den Stein. Aikle drehte und betrachtete ihn.
    »Hier sind Linien drin wie bei einem Baumstamm, also ist es Holz«, sagte er schließlich. »Aber es ist schwererr,als Holz es normalerweise ist. Also könnte es auch Stein sein.«
    Ferigal nickte. »Richtig, es ist beides. Es ist Holz, das zu Stein geworden ist, verkieseltes Holz. Die Maserung zeigt, dass es sich um Holz handelt, aber durch die Verbindung mit Stein ist es schwerer geworden und härter.«
    Aikle nickte.
    »Kieselholz darf nur der Länge nach, im Verlauf der ursprünglichen Holzfasern gespalten werden«, fuhr Ferigal fort. »Merk dir: Immer wenn wir einen Stein in die Hand nehmen, müssen wir ihn zuallererst fragen, wie er bearbeitet werden will und was er uns geben will.«
    »Ich weiß, dass der Flintstein uns Klingen für unsere Messer geben will!«, rief Aikle. »Und wenn wir ein Schleifgerät machen wollen, fragen wir am besten den Sandstein.«
    »Sehr gut«, nickte Ferigal. »Ama gibt uns viele Geschenke, doch wir müssen lernen, sie zu erkennen und richtig zu verwenden.«
    Aikle drehte unentwegt das Kieselholz in seinen Händen.
    »Ferigal«, sagte er schließlich. »Gestern hast du gesagt, dass wir alles von den Tieren lernen, auch das Werkzeugmachen. Wie hast du das gemeint? Tiere machen doch keine Werkzeuge.«
    »Nein?«, lächelte Ferigal.
    »Ich habe nachgedacht«, fuhr Aikle fort, »aber mir ist kein Tier eingefallen, das Werkzeuge macht.«
    »Hm«, machte Ferigal. »Und was tut das Mammut, wenn es die Fliegen verjagen will?«
    Aikle runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach.
    »Es bricht sich mit dem Rüssel einen Zweig von einemBaum und fegt die Fliegen damit weg«, erinnerte er sich schließlich.
    Ferigal nickte. »Richtig. Der Zweig ist also das

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