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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit
Autoren: Laura Feuerland
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kümmerte sich auch nicht um das Kind, das Ama ihr geschenkt hatte, und wenn man sie deshalb ermahnte, dann lachte sie nur und tat weiter, was sie wollte.
    Eines Tages sah Miri die Männer fortgehen. Da stach die Stechmücke sie mit dem Stachel der Neugier, und Miri folgte den Männern, um herauszufiu nden, wohin sie ginggen und was sie sagten und taten. Es ist nicht überliefee rt, wo Miri hinging und was sie erfuhr, und selbst wenn es überliefert wäre, dürfte ich euch nicht davon erzählen, denn es ist nicht erlaubt, über die geheimen Dinge der Männerwelt zu sprechen. So sage ich nur, dass Miri Dinge sah und hörte, die keine Frau je sehen und hören darf Das aber erzürnte den Wollnashorngn eist, und er rief den Froschgeist. Dieser hasst die Stechmücke, und er ließ einen großen Frosch in Miris Hals springen, sodass sie keine Luft bekam und laut husten musste. Das Husten aber wurde von den Männern gehört, und so wurde Miri entdeckt.
    »Du hast gehört und gesehen, was keine Frau jemals sehen und hören darf und musst dafür bestraft werden«,
sagten die Männer. Und die Strafe, die sie verhängten, war die schrecklichste aller Strafen: Miri vom Wollnashornclan wurde von ihrem Clan verstoßen und fortgejagt. Einsam und elend vor Kummer irrte sie durch die windgepeitschte Steppe, von Hunger und Durst gequält. Manchmal begegnete sie Leuten von einem anderen Clan, doch keiner war bereit, die Verstoßene aufzunehmen. So blieb sie allein, ohne Schutz und Gefährten, und wurde immer schwächer, und ihr Ende war jammervoll. Man erzählt, dass sie von einem Bären zerfetzt und gefressen wurde, und was der Bär nicht fraß, das verzehrten Hyänen und Geier.
    Das ist die Geschichte der Miri vom Wollnashornclan. Ich habe sie euch genau so erzählt, wie ich sie an vielen Feuern gehört habe, ich, Kirt vom Antilopenclan, Schutzbefohlener des Schneehasengeistes, der ich ins kalte Nordland und zu den Bergen im Ostland und bis zum Großen Wasser gereist bin.
     
    Es hatte geregnet, und das Wasser hatte das Blut am Bach endgültig fortgespült. Die Leute vom Hirsch- und vom Wisentclan waren abgereist, und die Männer des Löwenclans hatten sich beim Geierfelsen versammelt. Der Felsen lag etwas abgelegen und trug diesen Namen, weil man dort einst ein verlassenes Geiernest entdeckt hatte.
    Ratlos blickten die Männer auf einen Erlenholz-Speer in ihrer Mitte. Er war ungewöhnlich lang, und an seinem Schaft waren zwei Wellenlinien eingeritzt: eine mit vier Windungen, daneben eine mit drei. Es war der Speer, der in dem toten Schneeleopard gesteckt hatte.
    »Es könnte das Zeichen des Gämsenclans sein«, überlegte Ferigal.
    »Ich denke eher, die Linien sind das Zeichen desGroßen Wassers«, wandte Trus ein. »Wahrscheinlich ist es das Zeichen eines Fischclans. Ein Händler vom Steinbockclan hat erzählt, dass es am Großen Wasser Fische gibt, die größer als das Mammut sind und deren Rücken so hoch aus dem Wasser ragen wie der Hyänenbuckel dort.«
    Die Männer sahen zur Hügelkette auf der anderen Bachseite und versuchten sich einen hügelgroßen Fisch vorzustellen.
    »Irinot!« Blaga kam angelaufen. Die Männer sahen sie erstaunt an. Sie waren es nicht gewohnt, dass ihre Besprechungen gestört wurden; Frauen hatten zu Männerversammlungen grundsätzlich keinen Zutritt. Irinot wusste jedoch, dass die Heilerin einen triftigen Grund haben musste, wenn sie persönlich kam und die Versammlung unterbrach. So nickte er und bedeutete ihr zu sprechen.
    »Ixi liegt in den Wehen, und Tavilana ist auf dem Weg zum Schwarzen Fluss«, berichtete Blaga atemlos. »Nun weiß ich nicht, welcher von beiden ich die große Ama geben soll.«
    Irinot seufzte. Eine Sorge gesellte sich zur nächsten, doch konnte er Blaga keinen Vorwurf machen, dass sie kam, um Rat zu erbitten. Er wandte sich an den Seher.
    »Loas, was besagen die Regeln?«
    Der alte Mann runzelte die Stirn. Wie bei einigen anderen Clanen war es auch beim Löwenclan Gesetz, dass jede Clanfamilie eine eigene Ama-Figur besaß. Diese Figur war eine geschnitzte, bauchig gewölbte Holzgestalt, die genau in eine Frauenhand passte. Sie stand stets am Eingang einer Höhle oder eines Zeltes, gut sichtbar für alle, damit keiner vergaß, der Erdmutter für alles, was sie schenkte, zu danken.
    Darüber hinaus gab es im Löwenclan noch die sogenanntegroße Ama, der eine besonders starke Schutzkraft zugesprochen wurde. Es war die Ama-Figur der Ahnmutter Kiona. Sie zählte zum kostbarsten Besitz
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