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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit
Autoren: Laura Feuerland
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Entsetzens ertönte, als er durch die Luft sprang, direkt auf den jungen Jäger zu. Da flog ein langer Speer vom Hügel herab; und gerade als die riesige Katze die Pranken in ihr Opfer schlagen wollte, fiel sie in sich zusammen und landete zu Füßen des Jägers, schlaff wie ein leerer Wassersack.
    Erstaunt wandten sich alle Blicke nach oben. Wer hatte den Speer geworfen? Doch niemand war zu sehen, der Hügel war leer. Nur die Zweige eines Weißdornbusches bewegten sich leise im Wind.
    Und am Himmel versammelten sich   – angelockt durch die Todesschreie der gefangenen Rentiere   – die ersten Geier und zogen erwartungsvoll ihre Kreise.

AUFRUHR IM LÖWENCLAN
    K alla hockte am Eingang von Blagas Höhle und schabte gedankenverloren an einem Stück Rentierhaut. Neben ihr saßen Aikle und Jati mit einem Holzbrett voller Knochensplitter und prüften jedes einzelne Stück, ob es sich für ihre Spiele eignete.
    »Der kann weg«, sagte Jati und warf einen Zehenknochen beiseite.
    »Aber der ist schön!«, rief Aikle. »Und der auch!« Er hielt zwei dünne lange Röhrenknochen in die Höhe. »Die können wir für das Stabwerfspiel brauchen!«
    »Kalla, kann ich bitte Wasser haben?«
    Die leise Stimme kam von Ixi, die in der Höhle lag. Kalla schrak hoch. Eilig erhob sie sich, nahm den Wassersack und brachte ihn der Schwester. Am frühen Morgenhatten bei Ixi die Wehen eingesetzt, und Blaga hatte sie zu sich in ihre Höhle geholt. Weil die Heilerin eine schwere Geburt befürchtete, hatte sie vorsichtshalber einen Hirschhautriemen um Ixis Leib gelegt. Außerdem hatte sie angeordnet, dass Ixi auf keinen Fall ohne Aufsicht bleiben dürfe. Daraufhin hatte Mutter Sina Kalla beauftragt, in ihrer Nähe zu bleiben. Alle anderen wurden für die Arbeit gebraucht.
    Es gab viel zu tun, denn die Jagd war ungewöhnlich erfolgreich gewesen. Über sechs Hände hatten sie gebraucht, um die Rentiere zu zählen, die im Hohlweg von den Männern erlegt worden waren. Die Beute war gerecht aufgeteilt worden. Je größer der Clan war, desto größer war auch sein Anteil. Außerdem hatten die Männer noch ein Mammut erlegt. Es war ein noch junges Tier, das offenbar seine Herde verloren hatte und auf der Suche nach seiner Familie in die Flussebene geraten war. Sofort hatten die Jäger die Gelegenheit genutzt und das Tier eingekreist. Ein einzelnes Tier war verhältnismäßig leicht zu erlegen. Ohne Unterbrechung hatten sie das Mammut zwischen dem Fluss und den Hügeln hin- und hergehetzt und mit Lanzen beschossen, um es zu schwächen. Verstört war das Tier kreuz und quer durch das Gehölz gerannt und hatte versucht, die lästigen Geschosse an den Ästen abzustreifen. Dabei wurde es allmählich müde, und als es sichtlich an Kraft zu verlieren begann, griffen die Jäger zu den Speeren. Immer mehr spitze Flinthaken hakten sich in dem mächtigen Fleischberg fest. Schließlich traf einer der Speere das linke Auge, Blut schoss heraus. In Todesangst versuchte das Tier zu fliehen. Doch war es von der langen Hetzjagd und den Schmerzen erschöpft und vermochte sich nur noch unbeholfen zu bewegen. Schließlichgelang es Agal, das Mammut hinter der Schulter zu treffen. Tief bohrte sich der Speer in die dicke Fleischwand hinein. Das Tier brüllte vor Schmerzen und rannte blindlings im Kreis herum. Doch bei jedem Schritt, den es tat, drang die Speerspitze weiter zu seinem Herzen vor. Schließlich war der mächtige Koloss eingeknickt und zusammengebrochen, und Agal wurde als sein Bezwinger anerkannt. Als Jagdtrophäe hatte er einen Stoßzahn des Mammuts erhalten sowie eine Hälfte des Herzens; die andere Hälfte wurde dem Löwengeist geopfert. Das Übrige wurde unter den drei Clanen aufgeteilt.
    Nun galt es, die große Beute so rasch wie möglich zu verarbeiten, und dafür wurde jede Hand gebraucht. Die Männer hatten die riesigen Tierkörper zerteilt, die übrige Arbeit war Sache der Frauen, und es war eine schwere Arbeit. Sie mussten die Tiere häuten, das Blut ablassen, die Eingeweide herausnehmen, die Därme reinigen, das Fett auslassen und in Tierblasen abfüllen. Das Fleisch musste in möglichst dünne Streifen geschnitten und zum Trocknen gelagert werden. Die Häute mussten geschabt und gewalkt und aufgespannt werden; sie würden später zu Decken und Zeltwänden verarbeitet werden. Aus großen Knochen wie Schulterblättern und Hüftknochen machte man Platten, Kellen und Spaten; die kleineren Knochen sowie die Zähne und die Geweihe der Rentiere brauchte
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