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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zu besänftigen waren. Eine Hausdienerin von Giuliano namens Laura, eine nette Frau, etwa zwei Jahre älter als ich, half mir beim Umkleiden in einem unbenutzten Schlafzimmer - unter dem Porträt einer sauertöpfischen jungen Clarice de' Medici in Schürze und langweiligem Kleid, das mich vergleichsweise prächtig aussehen ließ. Ich bestand darauf, Lorenzos Goldmedaillons auch weiterhin am Herzen zu tragen.
    Als die Dienerin meine camicia durch die Ärmel zupfte und prüfte, ob beide Seiten gleichmäßig ausgepufft waren, schaute ich zu Clarices einschüchterndem Bildnis auf. »Waren das hier ihre Gemächer?«
    Laura schaute mit aufblitzendem wissenden Humor zu dem Porträt auf. »Ja, Madonna. Jetzt gehören sie Madonna Alfonsina. Sie ist für ein paar Tage in Poggio a Caiano. Ich vermute, Ser Giuliano wird ihr die Neuigkeit über Euch erst mitteilen, wenn sie zurückkommt.«
    Mein Magen flatterte; ich konnte mir ihre Reaktion vorstellen. »Und die anderen?«
    »Ihr wisst, dass Ser Piero nach Sarzana gegangen ist ...«
    Als ich nickte, fuhr sie fort: »Um den müsst Ihr Euch keine Gedanken machen, er ist mitfühlend. Aber da ist Seine Heiligkeit, Ser Giovanni, der Kardinal. Er besucht die Messe und trifft Geschäftsfreunde. Er ist nicht eingeweiht; ich glaube nicht, dass Ser Giuliano ihm etwas sagen will, es sei denn, es ist unerlässlich.«
    Sie nahm eine feine Haarbürste zur Hand - die vermutlich meiner zukünftigen Schwägerin gehörte. »Sollen wir es nur ausbürsten?«
    Ich nickte. Hätte ich an jenem Morgen versucht, mein Haar kunstvoll zu richten, wäre es meinem Vater oder der Dienerschaft aufgefallen. Deshalb trug ich es wie immer offen und ließ es locker auf die Schultern fallen, wie es einem unverheirateten Mädchen geziemte. Dann befestigte Laura die Brokathaube, die ich mitgebracht hatte. Als letzten Handgriff legte ich mir noch die Staubperlenkette meiner Mutter um mit dem großen Aquamarin.
    Es fiel mir schwer, bei der Berührung nicht an meine Mutter zu denken, wie töricht sie geheiratet, wie unglücklich sie gelebt hatte und gestorben war.
    »Ah!« Laura legte mir sanft eine Hand an den Ellenbogen. »Ihr solltet zu einem solchen Zeitpunkt nicht traurig sein! Madonna, Ihr heiratet den Mann mit dem edelsten Herzen und dem besten Verstand in der ganzen Toskana. Die Zeiten sind schwer, aber solange Ihr bei Ser Giuliano seid, müsst Ihr euch nie fürchten.
    Hier. Das wird Euer Gemahl sehen, wenn Ihr zu ihm geht. Einen schöneren Anblick kann es nicht geben.« Sie reichte mir einen kostbaren, mit Diamanten besetzten Spiegel aus schwerem, graviertem Gold.
    Nach einem raschen, unzufriedenen Blick und dem lächerlichen Gedanken, dass die Farben meines Kleides sich mit Giulianos Gold und Karmesinrot beißen würden, gab ich ihr den Spiegel zurück.
    Da ich glaubte, wir seien fertig, begab ich mich zur Tür. Sogleich sagte Laura: »Ah, aber Ihr seid noch nicht vollständig!« Sie trat an einen Schrank und zog einen langen Schleier hervor - zartes Weiß, bestickt mit Einhörnern und mystischen Gärten aus Goldfäden. Ehrfürchtig legte sie ihn mir über den Kopf, bedeckte mein Gesicht; die Welt wurde unklar und glitzerte.
    »Madonna Clarice hat ihn getragen, als sie Ser Lorenzo heiratete«, sagte sie, »und Alfonsina, als sie Piero ehelichte. Giuliano hat dafür gesorgt, dass der Priester ihn neuerlich gesegnet hat, nur für Euch.« Sie lächelte. »Jetzt seid Ihr fertig.«
    Sie führte mich ins Erdgeschoss hinunter in die Privatkapelle der Medici. Ich hatte damit gerechnet, dass dort vor der Tür jemand warten würde, doch der Korridor war leer. Als ich das sah, wurde mir vor Sorge übel.
    Voll Panik wandte ich mich an Laura. »Zalumma«, sagte ich. »Meine Sklavin ... Sie hätte inzwischen mit meinen Sachen eintreffen sollen. Giuliano sollte ihr eine Kutsche schicken.«
    »Soll ich mich für Euch nach ihr erkundigen, Madonna?«
    »Ja, bitte«, sagte ich. Ich hatte meinen Entschluss gefasst, und ich würde ihn zu Ende führen. Doch Zalummas Abwesenheit beunruhigte mich zutiefst; ich hatte darauf vertraut, dass sie mich bei meiner Hochzeit begleiten würde, so wie sie meine Mutter begleitet hatte.
    Laura ließ mich stehen, um der Sache nachzugehen. Als sie kurz darauf zurückkam, las ich ihr vom Gesicht ab, dass die Nachricht nicht die war, die ich hören wollte. »Nichts, Madonna. Die Kutsche ist noch nicht wieder da.«
    Mit den Fingerspitzen massierte ich meine Schläfen. »Ich kann nicht auf sie

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