Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Giuliano dem Priester mit kräftiger Stimme antwortete, während ich mich räuspern und wiederholen musste, um verstanden zu werden. Wir knieten vor dem Holzaltar nieder, an dem Cosimo, Piero, Lorenzo und der ältere Giulia-no gebetet hatten. Auch ich betete, nicht nur um Glück mit meinem Gemahl, sondern auch um seine Sicherheit und die seiner Familie.
    Dann war es vorbei, und ich war verheiratet - unter merkwürdigen und unsicheren Umständen, verheiratet zumindest vor Gott, wenn schon nicht vor meinem Vater oder Florenz.
41
    Unsere kleine Hochzeitsgesellschaft zog ins Vorzimmer von Lorenzos Gemächern um, in denen mich il Magnifico drei Jahre zuvor ermutigt hatte, Kleopatras Kelch zu berühren. Dieses antike Juwel war nun verschwunden, so wie fast alle ausgestellten Münzen, Edelsteine und goldenen Statuetten. Nur ein Kasten mit Kameen und Intaglios war noch da; an den Wänden hingen Gemälde, und man hatte für uns Kelche mit Wein gefüllt, die aus Halbedelsteinen geschnitzt und mit Gold besetzt waren.
    In einer Ecke des Raums spielten zwei Musiker auf Lauten; auf einem mit Blumen geschmückten Tisch standen Teller mit Feigen und Käse, Mandeln und appetitlichen Törtchen. Obwohl Laura mir einen Teller zusammenstellte, brachte ich keinen Bissen herunter, trank aber zum ersten Mal in meinem Leben unverdünnten Wein.
    Ich bat Laura noch einmal, sich zu erkundigen, ob Za-lumma eingetroffen sei. Sie ließ mich auf einer äußerst gedämpften Feier stehen, die aus meinem Gemahl, Michelangelo und mir bestand; der Priester war bereits gegangen.
    Nachdem Giuliano ihn auffordernd mit dem Ellenbogen angestoßen hatte, hob Michelangelo verlegen seinen Kelch
    - aus dem er noch nicht getrunken hatte - und sagte: »Auf die Braut und den Bräutigam; möge Gott Euch hundert gesunde Söhne schenken.«
    Einen flüchtigen Moment lang lächelte der Bildhauer mich schüchtern an. Er nippte an seinem Wein und stellte den Kelch ab. Auch ich trank - einen großen Schluck. Der
    Wein, der mir den Gaumen zusammenzog, wärmte mich von innen.
    »Ich darf mich jetzt von dem glücklichen Paar verabschieden«, sagte Michelangelo, verbeugte sich und ließ uns allein zurück, eifrig darauf bedacht, sich seiner gesellschaftlichen Pflicht endlich zu entledigen.
    Sobald er gegangen war, drehte ich mich zu Giuliano um. »Ich habe Angst vor ihm.«
    »Vor Michelangelo? Du machst Witze!« Mein frischgebackener Gemahl lächelte; er hatte seine Nervosität abgelegt und bemühte sich darum, entspannt aufzutreten. »Wir sind wie Brüder zusammen aufgewachsen!«
    »Genau das beunruhigt mich ja«, sagte ich. »Dadurch wird die Gefahr für dich größer. Du weißt, mein Vater zwingt mich - oder hat mich gezwungen -, an den Gottesdiensten von Fra Girolamo teilzunehmen. Und den Bildhauer habe ich dort fast jedes Mal gesehen. Er gehört zu den piagnoni.«
    Giuliano schlug die Augen nieder; seine Miene wurde nachdenklich. »Einer der piagnoni«, sagte er in unergründlichem Tonfall. »Ich möchte dich etwas fragen: Wenn du dich von den piagnoni bedroht fühlen würdest, wie könntest du dich am besten vor ihnen schützen?«
    »Mit Leibwachen«, lautete meine Antwort. Ich hatte mehr Wein getrunken, als ich gewohnt war, und meine Furcht hatte mir die Fähigkeit geraubt, klar zu denken.
    Giuliano verzog den Mundwinkel. »Ja, Leibwachen gibt es immer. Aber ist es nicht besser, zu wissen, was deine Feinde vorhaben? Und dann vielleicht Möglichkeiten zu suchen, sie zu deinen Gunsten zu beeinflussen?«
    »Ach so«, hob ich an und wollte schon gedankenlos fortfahren, Michelangelo ist also dein Spion. Doch noch ehe ich die Worte aussprechen konnte, klopfte es an der Tür.
    Ich hatte gehofft, es wäre Laura mit der Nachricht, dass Zalumma endlich eingetroffen sei - doch stattdessen war es ein Diener, der die Stirn in Falten gelegt hatte.
    »Verzeiht, wenn ich störe, Ser Giuliano.« Seine sonore Stimme war gerade eben hörbar. »Da ist ein Besucher. Eure Anwesenheit ist dringend erforderlich .«
    Mein Gemahl runzelte die Brauen. »Wer ist es? Ich habe Anweisungen erteilt, dass wir .«
    »Der Vater der Dame, Herr.«
    »Mein Vater?« Ich bekam die Worte kaum über die Lippen, ehe ich vor Panik verstummte.
    Giuliano nickte dem Diener zu und legte mir tröstend einen Arm um die Schultern. »Ist schon gut, Lisa. Ich habe damit gerechnet, und ich bin bereit, mit ihm zu reden. Ich werde ihn besänftigen, und wenn er zur Ruhe gekommen ist, werde ich dich holen lassen.« Ruhig

Weitere Kostenlose Bücher