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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Priester hat uns heute Morgen getraut.«
    Piero schnappte lautlos nach Luft. Giovanni ließ sich auf seinen Stuhl fallen und legte eine Hand auf die ausladende Brust. Er ergriff als Erster das Wort mit einer melodischen Stimme, die trotz der inneren Erregung ihres Besitzers angenehm klang. »Du musst sie annullieren lassen. Du kannst die Saat der Medici nicht an eine Bürgerliche verschwenden.«
    Ich wurde rot und war so wütend, dass ich darüber meine Nervosität vergaß.
    Hitzig meldete Giuliano sich zu Wort. »Sie ist keine Bürgerliche. Sie ist meine Gemahlin, und sie bleibt hier, unter dem Dach ihres Mannes. Die Ehe ist vollzogen, und von einer Annullierung will ich nichts hören.« Er wandte sich an Piero.
    »Was unsere Unterhaltung betrifft - sie weiß bereits alles, also wird sie hierbleiben. Ihr beide werdet ihr jetzt einen Kuss geben und sie in der Familie willkommen heißen.«
    Giovanni erhob sich und schaute mich neugierig an, während er auf mich zuschritt und meine Hände mit seinen weichen, fleischigen ergriff. Mit plötzlichem freigiebi-gem Charme lächelte er und sagte: »Ich werde Euch einen Kuss geben, weil Ihr so schön seid, Lisa.« Dann hob er eine Augenbraue und fügte mit raschem Blick zu Giuliano hinzu: »Aber ich kann leicht Vorkehrungen treffen .«
    »Ich will davon nichts hören«, wiederholte Giuliano warnend.
    »Nun dann«, sagte Giovanni mit resignierter Diplomatie. »Setzt Euch neben mich, Madonna Lisa. Auch du, Giuliano, setz dich. Dann ist heute also eure Hochzeitsfeier, oder? Nach so viel Vollziehung ist ein Fest wohl angebracht. Ich will nach den Dienern läuten.« Er erhob sich und zog an einer Kette, die aus einer Öffnung in der Wand herabhing, kehrte dann wieder an seinen Stuhl zurück und bedeutete uns Platz zu nehmen.
    Piero war zu erregt, um mir die Hand oder einen Kuss zu geben. Er blieb auf der anderen Seite des Tisches, während Giuliano und ich uns neben den Kardinal setzten.
    »Begrüßungen müssen warten. Wir kommen gerade aus der Signoria.« Piero breitete empört die Arme aus, als wollte er sagen, ich habe ihnen alles gegeben ... was wollen sie denn noch? »Ich habe Florenz gerettet - und die Rettung hat nur ein paar Festungen und Dukaten gekostet ...«
    »Wie viele?«, wollte Giuliano wissen.
    Piero senkte sogleich die Stimme. »Zweihunderttausend.«
    Giuliano reagierte nicht, sondern schaute seinen ältesten Bruder nur durchdringend an; offenbar kannte er die Summe bereits.
    Giovanni stellte seinen Kelch mit einer solchen Wucht ab, dass Wein über den Rand auf den Tisch schwappte. »Herr im Himmel!«, fluchte Giovanni. »Was hast du dir denn dabei gedacht? Kein Wunder, dass die Signoria nicht mit dir reden will! Und auch kein Wunder, dass sie diesen Kerl mit seinem ganzen Geschwätz vom Weltuntergang -diesen Savonarola - nach Pisa geschickt haben.«
    Giuliano klang matt und enttäuscht. »Hast du den Brief nicht gelesen, den ich dir geschickt habe?«
    Wieder schoss Pieros Blick zur Seite. »Du hast keine Ahnung, wie beschäftigt ich war, wie bedrängt von allen Parteien . Ich kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden, eine Kleinigkeit übersehen zu haben.«
    »Du hast ihn gar nicht gelesen«, sagte Giuliano ruhig. »Wenn, dann hättest du gewusst, dass die Signoria über die Festungen und das Geld empört war. Die Franzosen lachen uns aus, Bruder. Sie haben kaum damit gerechnet, Sarzana zu gewinnen, ganz zu schweigen von Sarzanella und Piet-rasanta und einem Haufen Gold obendrein. Die Signoria tobt zu Recht. In meinem Brief bitte ich dich, umgehend hierher zu kommen, um gemeinsam eine Strategie zu entwickeln, wie wir auf sie zugehen können.«
    Piero ließ niedergeschlagen die Schultern hängen; die
    Nuancen von Diplomatie und Verhandlung gingen über seine Fähigkeiten hinaus; dennoch hielt er einen schwachen Trotz aufrecht. »Kleiner Bruder«, sagte er leise, »ich musste allein gehen. Ich muss das allein machen; wer würde mich denn sonst noch respektieren? Ich bin schließlich nicht Vater .«
    »Das ist doch keiner von uns«, antwortete Giuliano freundlich. »Aber wir drei zusammen können ihn ersetzen.« Das sagte er aus offensichtlicher Großmut, denn Giovanni hatte sich wieder seinem Fasan zugewandt und hörte mit der Distanz des Beobachters zu.
    Das Gespräch endete abrupt, als ein Diener hereinkam. Giovanni wies ihn an, Wein und Essen »für unsere beiden Liebenden hier« zu bringen. Sobald der Mann den Raum verlassen hatte, wurde der Faden erneut

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