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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht zu belasten, doch nun lag er mir auf der Zunge. Als der Kerkermeister schließlich auftauchte, rief ich ihn leise zu mir.
    »Was gibt es Neues von Giuliano de' Medici?«
    Er antwortete nicht sofort, sondern kam und blieb vor der Tür stehen. Er fummelte sich durch die klimpernden Schlüssel, murmelte vor sich hin, bis er sich für einen entschied und ihn ausprobierte. Dieser passte jedoch nicht, sodass er einen ähnlichen herausfischte, dunkel und angelaufen, da er lange nicht benutzt worden war; er klapperte und knirschte im Schloss, aber zu guter Letzt sprang die Tür mit nachhallendem Kreischen auf.
    »Giuliano de' Medici.« Er schnaubte verächtlich. »Wenn Ihr Neuigkeiten von dem Schurken habt, dann rückt sie lieber heraus, wenn Eure Zeit gekommen ist.«
    Er nahm mich überhaupt nicht zur Kenntnis. »Madonna Carlotta«, sagte er nicht unfreundlich. »Wollt Ihr bitte mitkommen? Die Sache ist ganz einfach. Die Prioren wollen Euch nur ein paar Fragen stellen. Sie wollen Euch nichts Böses.«
    Aus ihrem Blick, ihrem Tonfall sprach pure Boshaftigkeit. »Nichts Böses ... Sie haben mir bereits das Schlimmste angetan!«
    »Ich kann noch andere Männer rufen, die mir helfen«, teilte er ihr ungerührt mit.
    Sie starrten sich einen Augenblick an, dann ging die alte Frau hinaus und stellte sich neben ihn. Die Tür schlug hinter ihnen zu und wurde abgeschlossen.
    Es störte mich nicht. Es war mir einerlei. Wenn Ihr Neuigkeiten von dem Schurken habt, dann rückt sie lieber heraus ...
    Ich schlang die Arme um mich und spürte nicht einmal mehr meine verletzte Schulter. So etwas sagte man nur über Lebende. Giuliano war verschwunden, und sie wussten nicht, wo er war.
    Ich ging wieder in meine Ecke und machte es mir so bequem wie möglich, damit die kalte Mauer den Schmerz in meiner Schulter betäubte. Ich hörte die Kirchenglocken, döste aber kurz ein und konnte mich nicht erinnern, wie oft sie geschlagen hatten.
    Als ich erwachte, traf ich eine Entscheidung: Ich würde zugeben, Giuliano geheiratet zu haben. Ein solches Vergehen würde nicht unbedingt meinen Tod bedeuten - selbst Lorenzo hatte in seiner Rachsucht die Frauen der Pazzi verschont -, sondern eher mein Exil, was mir die Freiheit geben würde, meinen Gemahl zu suchen.
    Ich überlegte mir, wie ich mein Geständnis vor den Prioren formulieren sollte. Ich würde eloquent über Giu-lianos Fürsorge für Florenz reden; ich würde darauf hinweisen, dass er mich geheiratet hatte, die Tochter eines Kaufmanns - ein Beweis dafür, wie sehr er sich mit den einfachen Bürgern verbunden fühlte.
    Schließlich vernahm ich die Schritte des Kerkermeisters, das Klappern der Schlüssel, und kam umständlich auf die Beine. Trotz meiner Entschlossenheit und meines schönen Plans zitterten meine Hände und die Zunge klebte mir an der trockenen Innenseite der Wange.
    Neben dem nahenden Kerkermeister erblickte ich Za-lumma, die Augen weit aufgerissen, mit wildem Blick. Als sie mich bemerkte, entschlüpfte ihr ein Seufzer der Erleichterung, der Freude - des Entsetzens. Vermutlich sah ich dementsprechend aus.
    Der Kerkermeister führte sie an das Gitter meiner Zelle und trat dann einen Schritt zurück. Ich streckte die Hand nach ihr aus, doch der Raum zwischen den Stangen ließ gerade eben meine Finger hindurch.
    »Keine Berührung!«, brummte der Kerkermeister.
    Ich ließ die Hand sinken. Zalummas Anblick veranlasste mich, so laut und herzzerreißend zu seufzen, dass selbst ich erschrak. Kaum hatte ich angefangen, glaubte ich, nie wieder aufhören zu können.
    »Ah, nein.« Zärtlich streckte sie eine Hand nach mir aus; das Knurren des Kerkermeisters sorgte dafür, dass Zalumma sie wieder zurückzog. »Nein, nein. Das hilft jetzt nicht .« Dabei rannen ihr Tränen über eine Seite der perfekten geraden Nase.
    Mühsam riss ich mich zusammen. »Mit mir ist alles in Ordnung. Sie wollen mir nur ein paar Fragen stellen. Und da ich nichts weiß, werde ich sicher bald entlassen.«
    Mit unergründlichem Blick schaute sie zur Seite, dann wieder auf mich. »Ihr müsst jetzt sehr tapfer sein.«
    Ich erstarrte.
    »Er ist hier im Kerker, mit den Männern. Gestern Abend haben sie das Haus in Brand gesteckt, aber den Dienern ist es schließlich gelungen, das Feuer zu löschen -vieles konnte gerettet werden. Aber . « Sie senkte den Kopf; ich sah, wie sie Tränen hinunterschluckte.
    »Mein Gott! Giuliano - sag mir nur das eine -, ist er unversehrt? Sag mir, dass er unversehrt ist!«
    Mit

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