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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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eigenartigem Ausdruck schaute sie zu mir auf. »Von Giuliano weiß ich nichts. Gestern Abend kam der Gonfaloniere und hat Euren Vater festgenommen.«

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    »Nein.« Ich trat einen Schritt zurück.
    »Der Gonfaloniere hat mit seinen Männern den Palazzo durchsucht. Die Zimmer auseinandergenommen. Sie haben die Briefe von Giuliano an Euch gefunden .«
    »Nein.«
    ». und aufgrund der Tatsache, dass Lorenzo so viele Jahre der beste Kunde Eures Vaters war, haben sie ihn beschuldigt, ein Spion der Medici zu sein.« Sie schlug die Augen nieder. Ihre Stimme zitterte. »Sie haben ihn gefoltert.«
    In meiner Selbstsucht hatte ich nur an mich und Giulia-no gedacht. Ich hatte gewusst, dass meine Heirat meinem Vater das Herz brechen würde, doch das war sie mir wert. Nun hatte meine Sturheit ihn wesentlich mehr gekostet.
    »O Gott«, klagte ich. »Sag ihnen - sag ihnen, sie sollen mich verhören. Sag ihnen, er weiß nichts über die Medici, und ich weiß alles. Die Menge ...« Einer plötzlichen Eingebung folgend, sprang ich an die Gitterstäbe, um den abgestumpften Blick des Kerkermeisters auf mich zu lenken. »Die Menschenmenge in der Via Larga, am Samstag, nachdem ich geheiratet hatte! Sie haben meinen Vater gesehen, wie er mitten auf der Straße mit mir geschimpft hat. Ich habe vom Fenster des Palazzo Medici zu ihm hinuntergerufen. Er hat mich angefleht, nach Hause zu kommen, er war mit meiner Heirat nicht einverstanden, mit den Medici - frag Giovanni Pico! Mein Vater ist ein treuer Anhänger Savonarolas. Frag - frag die Dienerin Laura! Sie kann es ihnen bestätigen!«
    »Ich werde es ihnen sagen«, versprach Zalumma, doch ihr Ton war sorgenvoll; der Kerkermeister war zwischen uns getreten und bedeutete ihr zu gehen. »Ich werde es ihnen sagen!«, rief sie, als sie durch den Korridor davong in g.
    Die nächsten Stunden verbrachte ich allein in meiner Zelle. Sogar der Kerkermeister war nicht da, um mich von dem Gedanken abzulenken, dass ich die grässlichste Tochter war, die man sich nur denken konnte. Wie hätte ich mich sonst verhalten sollen? Wie hätte ich meinen Vater schützen können? Ich wartete, mir war elend zumute, und ich lauschte angestrengt nach Schritten, nach Männerstimmen, nach dem metallischen Klimpern von Schlüsseln.
    Endlich kamen sie, ich lief an meine Zellentür und rüttelte an den Gitterstäben.
    Der Kerkermeister begleitete einen Mann, der in kostbares Dunkelblau gekleidet war, um seine Wichtigkeit zu unterstreichen; ein Prior oder vielleicht ein buonomo, einer der zwölf gewählten Berater der Signoria. Er war groß und hager, sehr gesetzt in seinem Auftreten und ungefähr vierzig; sein Haar war mit Graufäden durchzogen, doch seine Augenbrauen waren dicht, kohlschwarz und in der Mitte zusammengewachsen. Er hatte eine lange, schmale Nase und ein spitzes Kinn.
    Er betrachtete mich nüchtern. Ich hatte diesen Mann schon einmal gesehen, in der Kirche, während Savonarola predigte; als ich durch den Anfall meiner Mutter zu Boden gegangen war, hatte er mir auf die Beine geholfen und uns den Weg frei gemacht.
    »Madonna Lisa?«, fragte er höflich. »Di Antonio Ghe-rardini?«
    Ich nickte vorsichtig.
    »Ich bin Francesco del Giocondo.« Er verbeugte sich leicht. »Wir sind einander nicht vorgestellt worden, aber vielleicht erinnert Ihr Euch an mich.«
    Ich hatte den Namen schon einmal gehört. Er und seine Familie waren Seidenhändler und, ähnlich wie mein Vater, ziemlich wohlhabend. »Ich kann mich an Euch erinnern«, sagte ich. »Ihr wart in San Lorenzo, als meine Mutter starb.«
    »Es hat mir unendlich leidgetan, als ich davon hörte«, erwiderte er, als unterhielten wir uns auf einer Abendgesellschaft.
    »Was hat Euch hierher geführt?«
    Seine Augen waren blassblau - die Farbe von Eis, das den Himmel widerspiegelt -, mit einem dunklen Kreis am äußeren Rand, und sie wurden ein wenig schmal, als er den Blick auf mich richtete. Der Halsausschnitt seiner Tunika war mit weißem Hermelin abgesetzt, der das Fahle seines Teints noch hervorhob. »Ich will mit Euch über Ser Antonio reden«, sagte er.
    »Er ist in allen Punkten der Anklage nicht schuldig«, sagte ich rasch. »Er wusste nichts von meinem Plan, zu Giuliano zu gehen, er hat die Medici nur mit Tuch beliefert, alle Welt weiß, wie stark er sich Fra Girolamos Lehren verschrieben hat . Habt Ihr ihre Dienerin Laura gesprochen?«
    Er hob eine Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. »Madonna Lisa. Mich müsst Ihr nicht überzeugen. Ich bin mir der

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