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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Unschuld von Ser Antonio ziemlich sicher.«
    Ich sank gegen die Gitterstäbe. »Dann hat man ihn also freigelassen?«
    »Noch nicht.« Er seufzte gekünstelt. »Seine Lage ist sehr prekär: Bestimmte Prioren glauben, er sei über die Maßen mit den Medici verbunden. Alle sind von einer Art Wahn befallen, leider auch die höchsten Ränge unserer Regierung. Gestern Abend haben die Prioren - entgegen meinem Rat - Ser Lorenzos Buchhalter an einem Fenster dieses Gebäudes hier erhängt. Es hat den Anschein, als habe der feine Lorenzo mitgeholfen, die Stadt um den größten Teil ihres Mitgiftkapitals zu bringen. Ihr werdet ja wohl selbst gemerkt haben, dass das Volk entschlossen ist, alles und jeden zu zerstören, der es an den Namen Medici erinnert. Die Männer des Gonfaloniere bemühen sich nach Kräften, die Leute unter Kontrolle zu halten, aber ...« Er seufzte erneut. »Viele Palazzi sind verwüstet, ja sogar in Brand gesteckt worden. Überall in der Via Larga und auch noch anderswo.«
    »Mein Vater ist eng mit Giovanni Pico befreundet«, sagte ich, wütend darüber, dass meine Stimme bebte. »Er kann bezeugen, dass mein Vater kein Freund der Medici ist.«
    »Pico ...?«, murmelte er. Sein Blick flatterte, ehe er sich wieder auf mich richtete. »War er nicht ein Teilhaber Lorenzos? Ach, er leidet stark an einer zehrenden Krankheit. Man sagte mir, er sei zu angegriffen, um das Bett zu verlassen oder gar zu reden; man rechnet nicht damit, dass er noch lange unter uns weilt.«
    »Was ist dann mit Laura, der Dienerin, die mit mir die Zelle geteilt hat. Sie hat gesehen .«
    »Ihr könnt von den Prioren doch nicht verlangen, eine Dienerin der Medici beim Wort zu nehmen.«
    »Was muss ich tun? Was kann ich tun? Mein Vater ist ganz und gar unschuldig.«
    »Nun, ich habe einen gewissen Einfluss«, sagte er mit einer Ruhe, die zum Verrücktwerden war. »Auf Corsini und Cerpellone, die Piero sehr feindlich gesonnen sind. Ich könnte bei ihnen ein gutes Wort für Euren Vater einlegen.«
    »Würdet Ihr das tun?« Eifrig packte ich die Gitterstäbe, obwohl ein vager, leiser Gedanke mich verwirrte: Warum hat er es dann nicht schon getan?
    Er hüstelte vornehm. »Das hängt ganz von Euch ab.«
    Ich ließ die Eisenstäbe los, trat einen Schritt zurück und schaute ihn unverwandt an, bis das lange Schweigen ihn zwang, den Mund aufzumachen und sich zu erklären.
    Er war ein kalter Mann. Nur ein kalter Mann konnte das, was er dann sagte, aussprechen, ohne dabei rot zu werden.
    »Ich bin Witwer«, sagte er. »Ich bin schon zu lange ohne Frau. Ich habe gewartet, bis Gott mich zu der richtigen Frau führt, einer Frau mit gutem Charakter, aus einer guten Familie. Eine junge, kräftige Frau, die mir Söhne schenken kann.«
    Entgeistert starrte ich ihn an. Von Unbehagen war ihm nichts anzusehen.
    »Ich habe Euch eine Zeit lang beobachtet. Jedes Mal, wenn Ihr kamt, um Fra Girolamo anzuhören. Ihr seid sehr schön, wisst Ihr. Zuweilen habt Ihr über die Schulter auf die Menge hinter Euch geschaut, und ich dachte, Ihr würdet vielleicht in meine Richtung sehen, auf mich, weil Ihr wusstet, dass ich da war. Weil Ihr mich bemerkt habt.
    Ich weiß, Ihr seid eine Frau, die zu großer Leidenschaft fähig ist, Madonna. Eure Briefe an Euren Zukünftigen befinden sich in meinem Besitz. Noch weiß niemand davon, der mit der Signoria zu tun hat. Und ich habe dafür gesorgt, dass die junge Frau, die die Zelle mit Euch geteilt hat, Schweigen bewahrt. Niemand muss wissen, dass Ihr etwas mit den Medici zu tun hattet. Ich kann die Briefe vernichten; ich kann Euch und Euren Vater vor weiteren Repressalien schützen.«
    Er hielt inne und wartete offenbar auf ein Zeichen von mir, dass er fortfahren solle, doch ich war wie vom Donner gerührt. Dann zeigte er die ersten Anzeichen echter Gefühlsregung: Seine Wangen färbten sich rosa und er schaute angelegentlich auf seine Schuhe. Seine Füße scharrten nervös auf dem Steinboden.
    Dann hatte er sich wieder vollkommen in der Gewalt und musterte mich kühl. »Ich möchte Euch heiraten. Ich empfinde etwas für Euch, und ich hatte gehofft .«
    »Das geht nicht«, unterbrach ich ihn; gewiss verstand er, warum.
    Sein Ausdruck wurde hart. »Für Euren Vater wäre es schrecklich, noch mehr leiden zu müssen.«
    Hätten die Gitterstäbe uns nicht getrennt, wäre ich wie ein Mann über ihn hergefallen und ihm an die Gurgel gegangen. »Ich würde alles tun, um meinen Vater zu retten! Aber ich kann Euch nicht heiraten. Ich bin

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