Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
ich mich auf und kam unsicher auf die
    Beine. Noch immer keuchend und schnaufend, steckte er sich zügig die Unterbluse wieder in die Hose, rückte seine Tunika und seinen Gürtel gerade. Er sah, dass ich ihn anstarrte, und lächelte. Er war fröhlich, aufgekratzt, sein Tonfall neckisch.
    »Lisa, Lisa. Was für eine feine Jezabel du doch abgibst. Geh und hol dir deine Belohnung.«
    Mein Gesicht wurde hart; ich wandte mich von ihm ab.
    »Geh«, sagte er mit versteckter Drohung. »Sonst rufe ich die Diener, damit sie jetzt die Kelche abräumen! Noch besser, ich rufe deinen Vater und sage ihm, was du gemacht hast!«
    Schweigend, verschlossen ging ich langsam zur Kette und hob sie vom Boden auf. Der Edelstein war warm vom Feuer. Er war von glitzerndem Immergrün.
    Etwas so Hässliches hatte ich noch nie zuvor gesehen.
    Er kam zu mir und legte mir die Kette um. Sobald die Transaktion beendet war, verwandelte er sich. Er war zärtlich und fürsorglich.
    »Hier«, sagte er freundlich. »Bevor du die Diener rufst«
    - er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Scherben am Boden -, »will ich dir helfen. Es ist meine Schuld, dass dein Haar und dein Kleid in Unordnung sind.«
    Ich ließ mich von ihm berühren; er steckte meine herausgerutschten Locken wieder unter mein seidenes Haarnetz und strich meine Röcke glatt. »Es tut mir so leid, dass deine schöne camicia zerrissen ist. Ich werde sie sofort durch eine noch feinere ersetzen lassen.«
    Mit bebender Stimme rief ich nach der Küchenmagd. Während sie die Scherben auffegte, scherzte Francesco über seine Ungeschicklichkeit. Ich sagte nichts.
    Als wir wieder allein waren, wollte ich ihn nicht an die Tür begleiten. Ich reagierte nicht, als er sich verbeugte und mir leise eine gute Nacht wünschte.
    Ich ging die Treppe hinauf in mein Zimmer und zog mich mit Zalummas Hilfe aus. Die camicia schleuderte ich in eine Ecke. Ich war froh, dass sie zerrissen war; ich hätte sie ohnehin weggeworfen. Sie stank nach Francesco.
    Zalumma hatte mir eine Schüssel und ein Handtuch gebracht, sodass ich mich waschen konnte; bei dem Anblick brach ich in Tränen aus. Sie hielt mich fest und strich mir über den Rücken, so wie meine Mutter, als ich noch klein war.
    Zalumma ließ nicht zu, dass ich die verschmutzte camicia fortwarf. Stattdessen ritzte sie sich in den Finger und drückte Blutstropfen auf den Schoß, die Vorderseite und die Rückseite, hellrot auf blendendem Weiß. Sie legte sie sorgfältig zusammen, wickelte sie in ein quadratisches Tuch, band es zusammen und ließ es in Francescos bottega in der Stadt bringen.
53
    Francesco kam schon zwei Tage später wieder vorbei, angeblich, um die Fortschritte am Kleid zu besprechen und eine Anprobe zu vereinbaren. Diesmal war er es, der durchblicken ließ, mein Vater solle uns allein lassen.
    Ich protestierte nicht; ich hatte gewusst, dass es so kommen würde. Mit Zalumma hatte ich bereits darüber gesprochen, die mir zustimmte, dass ich dem Kind zuliebe keine andere Wahl hatte, als mich zu fügen. Je öfter ich mich Francesco darbot, umso überzeugter würde er sein, dass das Kind tatsächlich von ihm stammte.
    Diesmal brachte er mir Ohrringe aus Diamanten und Opalen mit, die sich zu beiden Seiten wie Tränen an meinen Hals schmiegten.
    Bald gab Francesco es auf, Vorwände für seine Besuche zu erfinden, und wurde ein regelmäßiger Gast an der abendlichen Tafel. Ich häufte eine Menge Juwelen an, obwohl die Geschenke immer bescheidener ausfielen. Mein Vater verließ den Tisch inzwischen ohne Aufforderung. Wir sprachen nicht miteinander über Francesco. Wir litten jeder für sich in unseren eigenen, einsamen Sphären.
    Zwei Wochen darauf, unmittelbar nach einer weiteren brutalen Begegnung mit Francesco, erwähnte ich beiläufig, dass meine Monatsblutung ausgeblieben sei.
    Er schnaubte wie ein Mann, der in solchen Dingen erfahren war, doch er war befriedigt worden und daher nicht unfreundlich. »Es ist noch zu früh, um sicher zu sein, Lisa.
    Du solltest dir keine Sorgen machen. Bestimmt spielen die Nerven eine Rolle. Du wirst schon sehen.«
    Ich ließ eine weitere Woche verstreichen und dann den Koch mein Lieblingsgericht zubereiten: Wachtel mit Salbei und Zwiebeln. Ich saß beim Essen neben Francesco, und als mein Teller kam, beugte ich mich über den kleinen Vogel mit seiner knusprigen, goldbraunen Haut und atmete den Bratenduft tief ein.
    Das Ergebnis war mehr als zufriedenstellend. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und sprang vom

Weitere Kostenlose Bücher