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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gedanken an Matteo schrak ich zusammen. Mein Vater bemerkte es und ergriff ernüchtert meine Hand. »Ich wollte dich nicht verängstigen. Die Pest würde uns nicht befallen, Lisa.«
    »In der Tat«, sagte Francesco mit warnendem Unterton. »Wir sind hier weder durch Überflutung noch durch Hunger gefährdet. Niemand in meinem Haushalt wird je Hunger leiden.«
    Mein Vater nickte ergeben und schlug die Augen nieder.
    Die restliche Mahlzeit verlief schweigend, bis auf Francescos Klage, die Bauern seien noch immer zu unwissend, um die Wahrheit zu erkennen: dass nämlich der Herzog von Mailand, Ludovico Sforza, und nicht Fra Girolamo den Pisanern die Schlüssel zu ihrer Festung ausgehändigt habe. Ein unglückliches Missverständnis, da die Leute nun ihre Stimme gegen den Einen erhöben, der sie am meisten liebte und zu ihren Gunsten inbrünstig zu Gott betete. Das sei, betonte Francesco, der einzig denkbare Grund, warum die Zahl der arrabbiati ansteige, die kurz davorstünden, eine offizielle politische Opposition gegen Savonarola und die piagnoni zu bilden.
    Danach ließ Francesco keinen Zweifel daran, dass er und ich erschöpft seien und uns früh zurückziehen wollten; mein Vater - der für gewöhnlich länger blieb und sich an der Gesellschaft seines Enkels erfreute - nahm den Hinweis wohlwollend auf und ging.
    Als ich mich verabschiedete, um meine Gemächer aufzusuchen, erhob sich Francesco und schenkte mir einen vielsagenden Blick.
    »Geh in dein Zimmer«, sagte er nicht unfreundlich, »und sag Zalumma, sie solle dich auskleiden. Ich komme gleich nach.«
    Ich kam seiner Aufforderung mit einem Abscheu nach, der an Übelkeit grenzte. Als Zalumma mein Kleid aufband, schauten wir uns mit derselben Angst an, die wir in meiner Hochzeitsnacht ausgestanden hatten.
    »Wenn er Euch etwas antut ...«, murmelte Zalumma finster.
    Kopfschüttelnd brachte ich sie zum Schweigen. Wenn er mich verletzte, konnte weder ich noch sie etwas daran ändern. Ich sah zu, wie sie mein Gewand in den Schrank legte, und blieb geduldig stehen, während sie mir die Haare ausbürstete und zu Zöpfen flocht. Zuletzt entließ ich sie. Nur mit meiner camicia bekleidet saß ich auf dem Bett und bat Giuliano um Vergebung. Francesco berührt nur meinen Körper, sagte ich ihm. Meine Liebe zu dir berührt er damit nicht.
    Eine elende halbe Stunde lang wartete ich allein auf meinem Bett. Als die Tür aufging, blickte ich auf und sah Francesco, die glänzenden Augen blutunterlaufen, auf den Beinen schwankend, in der Hand einen Weinkelch.
    »Geliebtes Weib«, murmelte er. »Was sagst du zu meinem Wunsch nach einem zweiten Sohn?«
    Ich wich seinem Blick aus; vielleicht hielt er es für Schamgefühl. »Ihr seid mein Gemahl. Ich kann mich gegen Eure Wünsche nicht zur Wehr setzen.«
    Er setzte sich neben mich, ließ sein volles Gewicht achtlos auf das Bett fallen und stellte seinen Kelch auf den Nachttisch; der Wein schwappte über den Rand, dass der Geruch die Luft würzte. »Hast du denn selbst keine Wünsche? Du willst doch bestimmt mehr Kinder. Welche Mutter will das nicht?«
    Ich konnte ihn nicht ansehen. »Gewiss will ich das.«
    Er nahm meine schlappe Hand, die ich ihm widerstandslos überließ. »Ich bin kein Narr, Lisa«, sagte er.
    Bei diesen Worten stellten sich meine Nackenhaare auf. Wusste er es? War meine Suche in seinem Arbeitszimmer entdeckt worden? Hatte Claudio etwas gesehen?
    Doch er fuhr fort: »Ich weiß, dass du mich nicht liebst, obwohl ich gehofft hatte, du würdest es lernen. Du bist eine sehr schöne Frau, intelligent noch dazu. Ich bin stolz darauf, dich meine Frau zu nennen. Und ich hatte gehofft, du würdest meine Freundlichkeit damit belohnen, mir viele Erben zu schenken.«
    »Aber sicher«, wiederholte ich.
    Er erhob sich. Sein Tonfall wurde geschäftsmäßig, kalt, beinahe drohend. »Dann leg dich hin.«
    Ich tat, was er verlangte.
    Es war eine unpersönliche Prozedur. Er blieb vollkommen angekleidet und ließ seine Hose nur so weit wie nötig herunter. Mit Bedacht, die mit Zärtlichkeit nichts zu tun hatte, kroch er zwischen meine Beine, hob meine camicia und drang in mich ein. Aber er war noch nicht so weit; tatsächlich löschte die Nähe zu mir jegliche Glut, und er schrumpfte. Einen Moment lang blieb er schwer atmend still liegen, dann drückte er die Handflächen in die Matratze und hob den Oberkörper.
    Ich dachte, er wolle sich zurückziehen, und regte mich sogleich in der Hoffnung, er würde kapitulieren und gehen.
    »Leg

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