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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Pico aber hatte ein kurzes Gedächtnis. Er nahm sich eine Mätresse aus der Familie der Pazzi, die ihn gegen Lorenzo aufwiegelte. Als Giuliano starb und Lorenzo sich grausam an den Pazzi rächte, begann Pico nach Möglichkeiten zu suchen, das Volk gegen die Medici zu beeinflussen und die Pazzi wieder zurückzuholen.
    Pico ging nach Ferrara, um Savonarola zu hören. Dort sah er einen sehr charismatischen Mann vor sich, der die Wohlhabenden und Korrupten verdammte. Er sah eine Gelegenheit, das Volk gegen Lorenzo aufzubringen. Und Fra Girolamo ist ein äußerst leichtgläubiger, hitziger Mann. Pico ging ganz richtig davon aus, dass er Savonarola überreden könnte, gegen die Medici zu predigen, und den Mönch glauben machen, es sei seine eigene Idee.«
    Ich unterbrach ihn. »Weiß Savonarola über die Pazzi Bescheid? Über diesen Salvatore?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht. Savonarola hört auf Euren Vater und auf Fra Domenico. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
    Was Pico betrifft . Durch seine Mätresse wusste er von Francesco de' Pazzis Sohn Salvatore. Und als die Pazzi aus Florenz vertrieben wurden, korrespondierte Pico mit Salvatore. Er fachte die Wut des Jungen mit Geschichten über die Exzesse der Medici an, darüber, wie sie öffentliche Gelder veruntreuten. Als junger Mann wollte Salvatore Florenz den Medici entreißen. Daher fragte er Pico um Rat, wie die Stadt zu gewinnen sei.
    Pico schlug vor, Savonarola zu benutzen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen - und Lorenzo ein langsam wirkendes Gift zu verabreichen. Pico war mit den Medici eng verbunden und wusste, dass Piero die politischen Beziehungen seines Vaters nie gepflegt hatte, weshalb er schwach war und leicht zu beseitigen wäre. Der ursprüngliche Plan sah vor, Lorenzo umzubringen, Piero zu vertrei-ben und Salvatore als neuen Regenten von Florenz einzuführen.
    Leider - oder zum Glück, wie es Euch lieber ist - starb Lorenzo, bevor Salvatore genügend Truppen ausheben konnte - oder sich ausreichend Unterstützung in der Sig-noria gesichert hatte.
    Doch Salvatore war es gelungen, einen treuen Unterstützer in der Regierung zu finden: einen Anwalt der Pazzi, einen gewissen Francesco del Giocondo. Und er hat Francesco mit Giovanni Pico in Verbindung gebracht. Zusammen heckten sie einen Plan aus, Florenz gegen die Medici aufzubringen. Ich bin sicher, es funktionierte viel besser, als sie es sich jemals erträumt hatten.
    Nach einiger Zeit indes überkamen Pico Schuldgefühle an Lorenzos Tod. Er begann tatsächlich sich Savonarolas Worte zu Herzen zu nehmen und zu büßen. Das machte ihn zu einer Gefahr. Wahrscheinlich würde er am Ende beichten. Dafür wurde er umgebracht.«
    »Von meinem Vater«, sagte ich unglücklich.
    »Von Antonio di Gherardini«, korrigierte er, nicht unfreundlich. »Antonio hatte seine Gründe, die Pazzi zu unterstützen. Er hatte nie vor, sich in politische Ränke verwickeln zu lassen.«
    Ich schaute auf meine Hände. Aus Gewohnheit lagen sie übereinander, so wie Leonardo sie am liebsten malte. »Und Francesco hat mich geheiratet, damit er meinen Vater unter Kontrolle hatte.«
    Leonardos Antwort kam schnell. »Unterschätzt Euch nicht, Lisa. Ihr seid eine schöne Frau. Das weiß Euer Gemahl; ich habe gesehen, wie er sich bei der Taufe in Eurer Gegenwart verhielt.«
    Ich tat die Schmeichelei mit einem Schulterzucken ab. »Was ist mit dem >Brief des Propheten    Er lächelte schwach. »Savonarola ist sehr schwierig im Zaum zu halten. In einem Augenblick der Selbsterhöhung schrieb er an die Prinzen von Europa - unter anderem an Karl von Frankreich, Ferdinand von Spanien und an König Maximilian - und bedrängte sie, sich zu vereinen und den Papst abzusetzen. Er behauptete, Alexander sei kein guter Christ und glaube nicht an Gott.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Er ist verrückt.«
    »Sehr wahrscheinlich.«
    »Und Ihr müsst darin verwickelt sein«, sagte ich. »Jemand hat Herzog Ludovico den Brief gegeben, der ihn an seinen Bruder Kardinal Sforza weiterleitete, der ihn wiederum dem Papst übergab.«
    Er antwortete nicht. Er betrachtete mich nur zufrieden.
    »Aber wenn dieses sogenannte Wunder misslingt ... Wenn das Volk sich weigert, sich geschlossen hinter Savonarola zu stellen . Was wird dann geschehen?«
    »Gewalt«, sagte er.
    »Wenn sie keine andere Wahl haben, als Savonarola zu vernichten - wenn sie ihn ermorden oder dafür sorgen, dass er

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