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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Leben eines Mönchs führen und das Schweigegelübde ablegen zu lassen, damit mein Schatten nie wieder auf eine Kanzel falle. Jene unter euch, die mich kritisiert haben, die gesagt haben, ich hätte vor kurzem noch in die Politik von Florenz eingreifen sollen: Seht ihr nicht, dass ich mich aus Beschei-denheit zurückgehalten habe, nicht aus Grausamkeit? Ich war es nicht, der das Beil geschwungen hat, ich nicht . « Er kniff die Augen fest zu. »O Herr, lass mich die Augen schließen und mich niederlegen! Lass mich eine schweigende Zeit genießen! Aber - Gott erhört mich nicht. ER lässt mir keine Ruhe!«
    Der Mönch sog tief Luft ein und stieß einen abgehackten Seufzer aus. »Gott lässt mir keine Ruhe. Es ist Sein Wille, dass ich spreche - dass ich die Stimme erhebe gegen die Prinzen dieser Welt, ohne mich vor Vergeltung zu fürchten.«
    Francesco neben mir spannte sich an.
    »Bin ich respektlos vor dem Papsttum?«, fragte Fra Girolamo. »Nein! Es ist Gottes eigene Einrichtung. Hat Jesus Christus nicht gesagt: >Auf diesen Fels will ich meine Kirche bauen    Aber ein Prophet - oder ein Papst - ist nur ein Werkzeug Gottes, kein Götzenbild, das anzubeten ist. Und ein Prophet, der sich zum Schweigen bringen lässt, kann kein Werkzeug mehr sein .
    So wie ein Papst, der die Gesetze Gottes missachtet, ein zerbrochenes Werkzeug ist, ein wertloses Instrument. Wenn sein Herz mit Bosheit erfüllt ist, wenn seine Ohren nicht hören, wie kann Gott ihn benutzen? ER kann es nicht! Daher müssen gute Christen zwischen Gottes Gesetzen und denen der Menschen unterscheiden.
    Alexander ist ein zerbrochenes Werkzeug, und meine Exkommunikation durch ihn ketzerisch. Ihr, die ihr heute gekommen seid, erkennt es in eurem Herzen. Alle, die fern geblieben sind aus Angst vor dem Papst, sind Feiglinge, und der Herr wird sich mit ihnen beschäftigen.«
    Ich warf einen Blick auf meinen Gemahl. Francescos Augen waren kalt, und er blickte starr geradeaus. Im Duo-mo war es ungewöhnlich still, und Savonarolas Worte hallten von der hohen Kuppel wider.
    Der Prediger seufzte und schüttelte wehmütig den Kopf. »Ich versuche, gut über Seine Heiligkeit zu sprechen, aber wenn ich hierher komme - an Gottes heilige Stätte -, bin ich verpflichtet, die Wahrheit zu sprechen. Ich muss gestehen, was Gott Selbst mir gesagt hat.
    >Girolamo<, sagte ER, >wenn man dich von der Erde verbannt, wirst du im Himmel tausendfach gesegnet.<«
    Der Prophet hob die Arme zur Decke und lächelte empor, als lausche er Gott; und als Gott zu sprechen aufgehört hatte, schrie der Mönch als Antwort: »O Herr! Sollte ich jemals Absolution von dieser Exkommunikation anstreben, schicke mich direkt in die Tiefen der Hölle!«
    Ein Luftzug ging durch die Kathedrale. Er rührte von den Zuhörern, die alle empört ausatmeten. Auch Francesco war darunter.
    Dann senkte der Mönch bescheiden den Kopf. Als er wieder auf seine Gemeinde blickte, sprach er in vernünftigem, freundlichem Ton. »Doch wie soll ich meine Kritiker ansprechen, die behaupten, ich spräche nicht für Gott? Ich sage euch nun, der Herr in Seiner unendlichen Weisheit wird bald ein Zeichen senden, um sie für immer zum Schweigen zu bringen. Ich habe nicht den Wunsch, Gott zu versuchen - aber wenn man mich zwingt, werde ich der Stadt Florenz ihr Wunder geben.«
    Auf dem Rückweg zur Kutsche war Francesco angespannt und zerstreut. Er war so sehr in Gedanken vertieft, dass er, als ich ihn ansprach, aufschaute und mich im ersten Moment nicht zu erkennen schien.
    »Fra Girolamo braucht ein Wunder«, sagte ich mit vorsichtigem Respekt. »Dann wollen wir hoffen, dass Gott bald ein solches liefert.«
    Mein Gemahl sah mich prüfend an, antwortete aber nicht.
    Verflucht seien Ascanio Sforza und sein Bruder Ludovico! Und verflucht sei der Brief des Propheten an die Prinzen! Einer von Ludovicos Agenten hat ihn überbracht, und Kardinal Ascanio hat ihn direkt in die gierigen Hände des Papstes übergeben. Unsere Kontrolle über die Signoria kann nicht aufhören. Selbst die piagnoni sind inzwischen gespalten. Wenn der Mönch so weitermacht, wie Ihr sagt, ist ein päpstliches Interdikt über Florenz unvermeidlich.
    Ich habe versucht, mit Seiner Heiligkeit so zu verfahren wie mit Pico. Doch Alexander ist zu gerissen, zu gut bewacht. Es besteht keine Hoffnung, dass wir ihn durch jemanden ersetzen können, der unseren Zielen nähersteht. Die

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