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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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von hier weg! Die Franziskaner haben das Volk gegen mich aufgebracht!«
    »Ich werde eine auftreiben«, sagte Valori und verschwand im Palazzo. Francesco schickte einen Pagen auf die Piazza hinaus, um Claudio zu rufen.
    Auf der Fahrt nach Hause hörte der sintflutartige Regen so plötzlich wieder auf, wie er gekommen war. Francesco schaute aus dem Fenster und stieß einen merkwürdigen, erstickten Seufzer aus.
    »Ist es vorbei?«

67
    Wir kehrten in unseren Palazzo zurück, und Francesco wagte sich an jenem Tag nicht mehr nach draußen. Er ließ das Tor verriegeln und postierte davor Stallburschen mit Schwertern, die es bewachen sollten; dann ging er in sein Arbeitszimmer und kam nicht wieder heraus, selbst zum Abendessen nicht.
    Auch mein Vater ließ die Mahlzeit aus, was mich beunruhigte. Ich hatte ihn seit einigen Tagen nicht gesehen, doch Francesco hatte an jenem Abend allen verboten, den Palazzo zu verlassen. Zum Glück war unsere Straße ruhig, allerdings sah ich Fackelschein im Westen, wo das Kloster und die Kirche von San Marco lagen.
    Am Morgen hatte Isabella nervös mit den Frauen von San Marco auf die Nachricht über den Ausgang der Feuerprobe gewartet - aus reiner Neugier, nicht aus Glaubensgründen. Als Savonarola eingetroffen sei, sagte sie, habe er den Frauen erzählt, die Franziskaner hätten die Sache so lange hinausgezögert, dass sie Gott verärgert hätten, der daraufhin den Regen geschickt habe. Die Frauen waren skeptisch - umso mehr, als schließlich ihre Männer hinzukamen, die vor Wut über ihren Propheten schäumten. Isabella berichtete weiter, die Gemeindemitglieder hätten sogar begonnen, mit den Mönchen zu kämpfen. Da habe sie sich gefürchtet und sei gegangen.
    Tags darauf war Palmsonntag. Francesco ging nicht zur Andacht, sondern zog es vor, daheimzubleiben, und verbot uns anderen, das Haus zu verlassen. An diesem Tag jedoch empfing er Besucher, alle zu unterschiedlichen
    Zeiten. Der Anführer der piagnoni, Francesco Valori, schaute am frühen Morgen vorbei und sprach mit meinem Gemahl im Arbeitszimmer unter vier Augen; er kam und ging mit der entsetzten Miene desjenigen, der entdeckt hat, dass sein gesamtes Gold zu Sand geworden war. Der zweite Besucher war ein jüngerer Bote mit einem Brief; mein Gemahl bestand darauf, ihn persönlich entgegenzunehmen.
    Der dritte Besucher war ein bekannter Anhänger der ar-rabbiati, ein gewisser Benedetto de' Nerli. Er kam abends nach dem Essen und entschuldigte sich für die späte Uhrzeit, sagte aber, er habe etwas Dringendes mit Ser Francesco zu besprechen.
    Mein Gemahl empfing ihn in unserem großen Salon. Ich hatte die Unruhe mitbekommen und ging hinunter; obwohl man mich nicht aufforderte, mich zu den Männern zu gesellen, hielt ich mich in der Nähe der offenen Tür auf und lauschte. Ser Benedetto hatte eine tiefe, dröhnende Stimme und sprach sehr deutlich, wofür ich ihm dankbar war.
    »Ich bringe schlechte Neuigkeiten«, hob Ser Benedetto an.
    Francescos Stimme war schwach, er sprach mit leicht sarkastischem Unterton. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Lage noch verschlimmern könnte.«
    Ser Benedetto überhörte den Kommentar und fuhr ruhig und zuvorkommend fort: »Die piagnoni haben ihren Führer verloren. Francesco Valori wurde heute Abend umgebracht.«
    Schweigen trat ein, während mein Gemahl diese Tragödie verdaute. »Wie ist das passiert?«
    »Er hat an der Vesper in San Marco teilgenommen. Eine Gruppe von Rabauken störte die Andacht und drohte damit, sein Haus anzuzünden. Es wurde sehr unschön; sie packten ihn sich mit Gewalt, doch es gelang ihm zu entkommen. Zu Hause versteckte er sich dann in einem Schrank; die Gruppe folgte ihm und schoss seiner Frau mit der Armbrust in die Stirn. Anschließend fanden sie Valori und wollten ihn in die Signoria schleifen ...«
    »Eine Dummheit, wenn sie ihm etwas antun wollten«, unterbrach mein Gemahl ihn. »Dort wäre er in Sicherheit gewesen.«
    Ser Benedettos Stimme wurde plötzlich kühl. »Vielleicht auch nicht.« Er machte eine Pause, um seine Anspielung wirken zu lassen, dann fuhr er fort: »Auf dem Weg zur Signoria begegneten ihnen Vicenzo Ridolfi und Simone Tornabuoni .«
    Ich kannte die Namen. Diese Männer waren verwandt mit zwei der Enthaupteten, Lorenzo Tornabuoni und Nic-colo Ridolfi.
    »Man kann ihnen kaum zum Vorwurf machen, dass sie sich an Valori rächen wollten, der die Kampagne zur Enthauptung ihrer Verwandten anführte. Sie hatten sich auf die Straße begeben

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