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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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Selbsterkenntnis und Selbstbeherrschung nicht automatisch Hand in Hand. Manchmal bedeutet es einfach nur, daß man deutlicher als sonst sieht, wie man sich kaputtmacht. Ich bog von der Route 1A ab, parkte mein Auto neben Tausenden von anderen und kaufte mir auf dem Weg zum Wettschalter noch ein Programm für zwei Dollar. Ich wußte wirklich nicht, ob Kathy mir Trevor geschlafen hatte. Ich wußte auch nicht, ob sie zu mir zurückkommen würde. Ob Emma Hancock mich bei der Ärztekammer melden würde, wußte ich ebenfalls nicht. Und eigentlich hatte ich nicht die geringste Ahnung, ob sie mir den Fall Westmoreland offiziell entzogen hatte. Ich fragte mich, wo ich die viertausendachthundertfünfzehn Dollar herbekommen sollte, die ich der Eastern Bank für den Monat September schuldete. Nur eines war mir in diesem Moment klar: Pompano Beach – der Name gefiel mir auf Anhieb – lief an diesem Nachmittag im vierten Rennen, die Quote stand fünfundzwanzig zu eins auf Sieg.
    Manny, der Mann hinter dem Schalter, strahlte bei meinem Anblick. »Kann ich Ihnen helfen, Doc?« biederte er sich an. Er war ein kleines Dickerchen mit hängenden Schultern und Goldkronen, die beim Sprechen funkelten. »Hilfe kann ich immer brauchen.« Ich zwinkerte ihm zu.
    »Da geht es Ihnen nicht anders als mir.« Er nickte. »Ich habe Sie am Samstag vermißt. Trifecta hat gewonnen. Für eine Fünfundzwanzig-Dollar-Wette gab's dreiundzwanzig Riesen.«
    »Und bestimmt hat die Kohle eine Rentnerin aus Revere eingesackt, die in einem dreistöckigen Mietshaus wohnt und einfach die Daten ihrer Adresse gesetzt hat.«
    »Nein. Ein Typ mit einer diamantenbesetzten goldenen Rolex. Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.«
    »Beschreien Sie's nicht, Manny. Heute muß ich gewinnen.«
    »Dann steigen Sie am besten gleich wieder ins Auto.«
    »Ich setze fünfzig auf Pompano Beach, auf Sieg.«
    »Hmmm. Pompano?« Er fuhr sich mit den Fingern über die Glatze, als ob er noch Haare hätte. »Fünfzig?«
    »Schlechte Idee?«
    »Es gibt keine schlechten Ideen«, kicherte er. »Nicht im Wonderland.« Er sah sich nach allen Seiten um. »Vielleicht hab ich was Besseres für Sie.«
    Ich schob einen Fünfer unter dem Fenster durch. Mannys übliches Honorar. Er streckte die Hand nach einem Schaltpult voller Knöpfe aus, drückte aber keinen. »Wenn ich fünfzig investieren wollte«, sagte er und tippte mit dem dicken Daumen auf die Theke, »würde ich auf Belle Dango setzen.« Seine Augen leuchteten auf. »Ich habe die Hündin heute morgen beim Training beobachtet. So ein Vieh habe ich noch nie gesehen. Jeder Muskel wie aus Stein gemeißelt, Doc. Ein Gedicht auf vier Beinen.« Er schüttelte den Kopf. »Pompano macht was her, aber sie ist zu hübsch. Und ein so hübscher Hund weiß, daß er es nicht nötig hat zu rennen.«
    »Ein wahres Wort. Was hat Belle für eine Quote?«
    »Vier zu eins.«
    Eigentlich hatte ich nicht vor, einen Tip von Manny, dem Zwerg mit den Goldzähnen, abzulehnen. Andererseits hätte ich mich später geohrfeigt, wenn Pompano doch als erste ins Ziel gegangen wäre. »Fünfundzwanzig auf Belle, Sieg, und fünfundzwanzig auf Pompano, Plazierung.«
    »Fünfunddreißig und fünfzehn«, schlug er vor.
    »In Ordnung.«
    Er schob mir den Fünfer wieder zu. »Ich bin mit zehn Prozent beteiligt.«
    »Abgemacht.«
    Manny tippte die Wette ein, kurz bevor das Rennen begann. Ich hörte den Startschuß und ging zu den Fernsehmonitoren neben den Wettschaltern. Der Hase sauste die Bahn entlang. Pompano war schon in der ersten Runde ziemlich weit zurückgefallen. Belle Dango lief im Mittelfeld. »Sie steckt fest«, murmelte ich.
    »Sie bestimmt vom Mittelfeld aus das Tempo.«, meinte Manny zuversichtlich. »Geschicktes kleines Luder. Mir gefällt das. Einfach geil.« Als ich ihn ansah, stellte ich fest, daß er mit sich selbst sprach, nicht mit mir. »Moment noch .... einen Moment noch ... und jetzt los! Ab geht die Post!«
    Bellen gefleckter Körper raste an den anderen Windhunden vorbei. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Meine Handflächen waren feucht. Belle arbeitete sich dicht an den ersten Hund heran, fiel ein bißchen zurück und holte dann wieder auf. Die beiden Tiere schienen miteinander zu verschmelzen. Dann kam die Kurve vor der letzten Runde. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, daß Manny nicht die Monitore ansah, sondern sein Programm studierte. »Letzte Runde!« rief ich ihm zu.
    »Unmöglich, daß Belle jetzt noch geschlagen wird.

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