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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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Kommen Sie, holen Sie sich Ihr Geld.«
    Ich blieb stehen. Belle hatte die Führung übernommen und hielt ihre Position. Pompano Beach wurde Vorletzte. Ich wartete, bis ein paar Leute ihre Wettscheine bei Manny abgegeben hatten, und ging hinüber zu seinem Fenster. »Mein Gott, was für ein Hund. Ich dachte schon, sie würde in der Meute die Nerven verlieren. Es sah aus, als wäre sie eingekesselt.«
    Manny schüttelte den Kopf. »Sie und ich würden bei diesem Gedränge vielleicht Muffe kriegen«, meinte er. »Aber ein Hund wie Belle sieht das Rennen vor sich, ehe es anfängt. Ich weiß, das ist schwer zu glauben, aber ihr war die ganze Zeit über klar, was sie tat.« Er zählte sieben Zwanziger ab und schob sie unter dem Fenster durch. »Diesen Hund könnte ich vom Fleck weg heiraten.«
    Ich gab ihm einen Schein zurück. »Hier ist Ihr Verlobungsgeschenk.«
    »Zuviel.«
    »Sie haben es sich verdient. Und jetzt?«
    ›Jetzt sollten Sie besser verschwinden«, witzelte er. »Kaufen Sie sich doch im Souvenirshop ein nettes Sweatshirt oder so. «
    »Welcher Hund kommt jetzt?«
    »Mir gefällt Maiden Voyage ganz gut.«
    Ich nahm vier Zwanziger aus der Brieftasche und schob sie ihm, zusammen mit den sechs anderen, hinüber. »Auf Sieg.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Weiß nicht so recht.«
    »Setzen Sie auf Plazierung. Sie hat Probleme vor der Ziellinie. Angst vor dem Erfolg.«
    »Zum Glück muß ich keinem Hasen hinterherrennen. Ich glaube nämlich, ich leide noch mehr unter solchen Ängsten.«
    »Das Leben ist doch eine einzige Hasenjagd, Doc. Zweihundert auf Plazierung?«
    »Wie hoch ist die Quote?«
    »Elf zu eins.«
    »Zweihundert.«
    Ich bezog wieder Position vor den Monitoren. Am Anfang führte Maiden Voyage, doch zwanzig Meter vor der Ziellinie ließ sie sich von Silly Puppt' um zwei Längen überholen.
    Manny und ich hatten im Laufe der Jahre viel gewonnen und verloren, aber heute hatte er eindeutig einen Glückstag. Ich war etwa zwölfhundert im Plus, und ich dachte gar nicht ans Aufhören. »Geben Sie mir noch einen Tip«, sagte ich, als ich wieder am Schalter stand.
    »Sie hat's wohl schlimm erwischt.« Manny zwinkerte mir zu.
    »Ich brauche ...«
    Manny hielt sich die Ohren zu. »Ich will es gar nicht hören.«
    »Sie haben recht. Tut mir leid.«
    »Vielleicht sollten Sie besser gehen.«
    »Noch einen. Dann ist Schluß.«
    »Stay Safe.«
    »Mein Gott, Manny. Nur noch einen.«
    »So heißt das Vieh, Stay Safe. Plazierung. Neun zu eins.« Ich sah in mein Programm. »Klingt wie eine Tamponmarke.«
    »Kann sein. Sie hat eine schlechte Phase hinter sich. Zweimal Favoritin, hat aber nie gewonnen. Ich würde sagen, sie ist soweit.«
    »Warum wetten wir dann nicht auf Sieg?«
    Er verdrehte die Augen. »Immer diese Eigenmächtigkeiten. Am besten rufen Sie mich in Zukunft morgens an und fragen mich, was Sie anziehen sollen.«
    »Okay. Tausend auf Plazierung.«
    »Einen ganzen Riesen?«
    »Denken Sie wirklich, daß sie soweit ist?«
    Er nickte.
    »Dann also los.«
    Mein Entschluß, so viel Geld auf einen Hund zu wetten, ließ jeden Gedanken an Westmoreland, Kathy und Hancock in den Hintergrund treten. Ich hatte sie alle überholt. In tiefen Zügen atmete ich die muffige Luft des Wonderland ein. Als der Startschuß erklang, fühlte ich mich vor allem unschlagbar.
    Stay Safe ging sofort in Führung und hängte alle Konkurrenten ab. Ich bekam eine Gänsehaut. Glück war für mich mehr als ein Zufall, ich hatte es mir verdient. Ich fühlte mich, als bestünde eine schicksalhafte Verbindung zwischen Belle Dango, Maiden Voyage, Stay Safe, allen anderen Hunden, die heute gelaufen waren und noch laufen würden, Manny und mir. Es war einer dieser Tage, an denen man Gott an seltsamen Orten begegnet.
    Ich holte meine dreitausend Dollar ab und gab Manny dreihundert. »Wenn wir auf Sieg setzen, wären wir neuntausend im Plus«, sagte ich.
    »Ja.Außer sie gewinnt nicht.«
    »Noch einmal?« fragte ich.
    »Feierabend.«
    »Ist das auch ein Hund?«
    »Nein, ein guter Rat. Vergessen Sie nicht, wir haben so was schon öfter erlebt.«
    Das ernüchterte mich. Manny und ich hatten schon ein dutzendmal drei Riesen gewonnen und nie mehr als ein Viertel davon behalten. Und ich brauchte das Geld wirklich. Ich schob noch zwei Hunderter unter dem Fenster durch. »Danke für den Tip«, sagte ich.
    »Das ist aber nicht nötig.«
    »Ich weiß. Deshalb tue ich es ja. Bis bald, Manny.«

5
    Ich fuhr auf der Route 1A über die Tobin Bridge nach Boston.

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