Kalt, kaltes Herz
sicher, daß es für Sie nur ein Spiel ist.«
»Katz und Maus«, bestätigte er grinsend.
Maus.
Falls er vorhatte, mich zu provozieren, indem er Kathys Spitznamen benutzte, wollte ich ihm diese Genugtuung nicht gönnen. Ich drehte mich um und warf einen Dollar auf den Laufsteg.
Er nahm noch einen Schluck von seinem Manhattan. »Für mich war sie eigentlich nie mehr als ein guter Fick, aber ich glaube, sie hat sich die Sache sehr zu Herzen genommen.«
Meine Finger schlossen sich so fest um mein Glas, daß sie sich weiß verfärbten. Ich betrachtete Trevors Gesicht mit den dunklen Bartstoppeln und stellte mir vor, wie Glasscherben seine griechische Nase und sein markantes Kinn zerfetzten. »Das bringt Sie auch nicht weiter«, sagte er mit einem Blick auf mein Glas.
»Was?«
Er lehnte sich zu mir hinüber. Sein Gesicht schien unter den roten und blauen Lichtern Wellen zu schlagen. »Sie würden es schaffen. Schließlich sind Sie größer und stärker als ich, und ich habe gehört, daß Sie fast zu allem fähig sind, wenn Sie in Wut geraten. Aber
ich bin
nicht Ihr Problem, sondern Kathy.«
Er ärgerte und faszinierte mich gleichzeitig. »Also lehnen Sie die Verantwortung für Ihr Handeln ab? Dann sind Sie nicht besser als irgendein sexuell übertragbares Virus.«
Er lachte. »Ganz im Gegenteil. Ich übernehme die volle Verantwortung. Deshalb sitze ich jetzt hier bei Ihnen. Ich hätte genauso gut verschwinden können.«
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Rachel aus der Garderobe kam und auf die Bar zuging. Ich folgte ihr mit dem Blick. Sie trug eine Jogginghose und ein weißes, ärmelloses T-Shirt, das sich eng an ihre straffen Brüste schmiegte. »Plättbrett«, sagte Trevor.
»Wie bitte?«
»Das Mädchen, das Sie da eben anstarren, sieht aus wie ein Plättbrett.«
Ich drehte mich zu ihm um. »Vielleicht würde sie Sie mehr interessieren, wenn Sie wüßten, daß sie mit einem anderen Mann zusammenlebt.«
»Wahrscheinlich. Haben Sie was mit ihr?«
Ich verzog das Gesicht und griff nach meinem Glas.
Während Trevor sich schützend die Hand vors Gesicht hielt, legte ich den Kopf in den Nacken und leerte es zur Hälfte. »Sie sind ein bedauernswertes Arschloch. Sie verwechseln Rivalität mit Leidenschaft, weil sich nie jemand einen Furz um Sie gekümmert hat.«
Er lächelte. »Spannende Theorie. Aber wie erklären Sie es sich dann, daß Kathy in Wirklichkeit mich liebt und mit Ihnen nur vögelt? Nicht, daß man ihr daraus einen Vorwurf machen könnte, Frank. Ich bin ihr nähergekommen, als Sie es je gewagt haben. Ich kenne sie besser als sie sich selbst.«
Ich griff in die Tasche »Gehen Sie jetzt«, sagte ich mit unbewegter Miene.
Er nickte versonnen. »Gestern Nacht hatten wir großen Spaß miteinander. Sie war phantastisch. Doch eins müssen Sie mir noch verraten. Sie sind ja Hobbyanalytiker: Warum ruft sie immer nach ihrem Vater, wenn ich es ihr von hinten besorge?« Mit dem Daumen ließ ich mein Silbermesser aufschnappen und verbarg es unter dem Tresen.
»›Daddy! Daddy!‹ schreit sie.«
Ich stieß mit einer raschen Drehung nach der Wölbung in seiner Hose, und zwar kräftig genug, daß ich dabei den Stoff aufschlitzte. Mit der anderen Hand warf ich mein Glas um.
Er fuhr zurück und wäre beinahe vom Hocker gekippt. »Mein Gott! Sind Sie noch ganz dicht?«
»Das Ding ist scharf wie eine Rasierklinge«, sagte ich.
Dann lächelte ich den anderen Gästen beruhigend zu und betupfte seine nasse Hose mit meiner Serviette. »Wenn Sie heute nicht auf dem Operationstisch übernachten wollen, sollten Sie jetzt wirklich gehen.«
Er machte zwei Schritte rückwärts. »Vielleicht haben Sie recht. Ich möchte Kathy nicht warten lassen. Sie kann es nicht leiden, wenn ich mich verspäte.« Mit diesen Worten drehte er sich um und entschwand in Richtung Tür. Ich hätte ihm folgen können, tat es aber nicht. Irgendwo jenseits des Nebels aus Scotch, Kokain und Nikotin, in einem Teil meines Gehirns, wo die chemischen Botenstoffe noch planmäßig zirkulierten, wußte ich, daß er die Wahrheit gesagt hatte. Er war nicht wichtig. Ich hatte ein Problem mit Kathy.
Hatte sie mich belogen? Ging sie wirklich wieder mit ihm ins Bett? Bei der Vorstellung, wie sie auf dem Bauch lag, den Hintern hochstreckte und ihn durch ihre blonden Haarsträhnen ansah, wurde mir übel. Doch trotz aller narzißtischer Anwandlungen wußte ich, daß es mir kaum zustand, sie zu verurteilen: Schließlich saß ich in der Spannerecke und wartete
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