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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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mich nach Rachel um, konnte sie aber nirgends entdecken. In der Spannerecke und an den langen Tischen zu beiden Seiten saß die übliche Mischung aus Geschäftsleuten, Bauarbeitern und Rockern.
    Also drehte ich mich um und suchte mit den Augen die Bartheke gegenüber dem Laufsteg ab. Mein Blick glitt über einen Mann hinweg, der auf einem Hocker in der Nähe der Tür saß, und kehrte wieder zu ihm zurück. Er wandte mir den Rücken zu. »Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte ich vor mich hin. Ich musterte ihn gründlich, um einen Hinweis dafür zu finden, daß ich mich irrte. Doch es gab keinen Zweifel: Der Mann mit dem gewellten, grau-melierten Haar und dem dunkelblauen Anzug konnte nur Trevor Lucas sein. Ich biß die Zähne zusammen und bekam Herzklopfen. Als er den Kopf in den Nacken legte, um sein Glas zu leeren, erkannte ich deutlich seine Uhr und das goldene Armband von Cartier. Er wandte sich dem Laufsteg zu.
    Ich folgte rasch seinem Beispiel und tat so, als beobachtete ich die Tänzerinnen. Aber eigentlich sah ich gar nichts, denn ich hatte die Augen geschlossen. In mir stieg eine unmässige Wut auf. Hastig trank ich aus und stellte mein Glas weg, um nicht in Versuchung zu geraten, es diesem Schwein in die selbstgefällige Fresse zu schleudern. Ich konnte es mir nicht leisten, die Beherrschung zu verlieren und in einen Schlamassel zu geraten – vor allem nicht in einem Stripteaseschuppen. Also holte ich tief Luft, öffnete wieder die Augen und konzentrierte mich auf das Mädchen, das sich gerade die riesigen Brüste mit Öl einrieb und an den Brustwarzen zupfte. Sie glänzten im bunten Licht. Als ich gerade wieder einen Dollar auf die Bühne warf, spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Ich betrachtete sie – schwarze Härchen auf den Fingern, polierte Nägel, ein goldener Siegelring. Es gab kein Entrinnen mehr. Ich stand auf. Meine Fäuste ballten sich. »Frank Clevenger, hab ich's mir doch gedacht.« Lächelnd streckte Lucas mir die Hand hin. Seine Stimme war so melodisch wie die eines Radiosprechers, und seine Zähne leuchteten selbst in diesem Schummerlicht. »Schön, daß ich nicht der einzige perverse Arzt nördlich von Boston bin.«
    Ich starrte in seine durchdringenden Augen. Warum war er nicht gegangen, nachdem er mich bemerkt hatte? Er beugte sich vor und griff nach meinem leeren Glas, schnüffelte daran und hielt es hoch. »Peggy!« rief er der dicken Frau hinter dem Tresen zu. »Noch einen Black Label für meinen Psychiater und einen doppelten Bourbon-Manhattan für mich.« Er setzte sich neben mich und sah mich an. »Es stört Sie doch nicht, oder? Ich weiß, daß manche Leute lieber in der anonymen Masse verschwinden.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß Sie sich Sorgen darüber machen, ob Sie jemandem zu nahe treten könnten«, entgegnete ich und nahm ebenfalls Platz.
    Er warf einen Zehner auf die Bühne und nickte der Tänzerin zu. »Tolle Titten!« brüllte er.
    Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.
    Kichernd leckte sie sich die Lippen. Dann ging sie in die Hocke und hob den Geldschein mit zusammengepreßten Brüsten auf. »Danke«, sagte sie grinsend. Sie setzte sich auf die Bühne, spreizte die Beine, umklammerte ihre Knöchel und schaukelte hin und her. Der Ring in ihrer Schamlippe wippte im Rhythmus.
    Die Barfrau stellte unsere Drinks vor uns hin. Trevor reichte ihr einen Zwanziger und wies das Wechselgeld mit einer Handbewegung zurück. Nach einem kurzen Blick auf mich betrachtete er wieder das Mädchen. Inzwischen wurde »Ride Like The Wind« gespielt, und sie tat so, als säße sie auf einem Motorrad. »Schrecklich, das mit Sarah Johnston«, meinte er. »Verdammt gute Krankenschwester.«
    »Ja.«
    »Und auch verdammt hübsch.«
    Wortlos trank ich einen Schluck Scotch.
    »Wahrscheinlich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Pech gehabt.«
    »Sieht so aus.«
    »Ich habe gehört, Sie und der Typ, der ihr das angetan hat, sind inzwischen schon per du.«
    Hatte er mit Nels Clarke oder mit Kathy geredet? »Bis jetzt ist noch niemand verurteilt worden«, antwortete ich und blickte weiter starr geradeaus.
    »Die Zeitungen halten es für eine eindeutige Sache.« Er nahm einen Schluck. »Oder haben Sie etwa Zweifel?« Ich hatte die Höflichkeiten satt. »Nicht, was Sie angeht.« Ich blickte ihm in die Augen.
    Kopfschüttelnd schürzte er die Lippen. »Warum hacken Sie auf
mir
rum? Niemand hat Kathy gezwungen, sich anderweitig zu amüsieren.«
    »Ich bin

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