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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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ihm den Operationsverlauf einschließlich aller damit verbundenen Risiken wie Senklid, Nervenschädigung, Infektion, allergische Reaktion auf Medikamente oder die Narkosemittel, Verletzungen von Augenhöhle oder Auge, chronische Schmerzen, Parasthesie, Erblindung oder Tod. Anschließend teilte ich Mr. Wembley mit, daß mein Honorar von 5750 Dollar spätestens 48 Stunden vor dem angesetzten OP-Termin per Überweisung oder in bar auf mein Konto eingezahlt werden muß. Sollte der Patient die Operation absagen oder zum vereinbarten Termin nicht erscheinen, bestehe kein Anspruch auf Rückerstattung der Summe.
    Die Gesprächsnotiz war mit Dr. med. T. Lucas unterzeichnet und sechs Tage vor dem Termin abgefaßt worden. Ein kurzer Eintrag befaßte sich mit Wembleys körperlichen Reaktionen während der Narkose und den Befunden nach dem Aufwachen.
    »Wenigstens hat der gute Doktor den Tod als mögliche Nebenwirkung aufgeführt«, stellte Emma fest. »Wembley war also vorgewarnt.«
    »Den Tod führt man immer auf«, wandte ich ein. »Allein schon aus Haftungsgründen.«
    »Aber der Patient hat dann nichts mehr davon«, gab Emma zurück.
    Als ich umblätterte, sah ich eine Zeichnung von Wembleys Augen, auf der Lucas die beabsichtigten Schnitte markiert hatte. Unten auf dem Bogen befanden sich zwei Polaroidphotos des Patienten, vor und nach dem Eingriff. Auf dem zweiten sah Wembley aus, als hätte er Mascara aufgetragen, doch ich wußte, daß sich die Linien aus winzigen, präzisen Stichen mit einem hauchfeinen Faden zusammensetzten – das wahre Markenzeichen eines Schönheitschirurgen. »Woher haben wir die Unterlagen?« fragte ich.
    »Richter Barton hat uns einen Durchsuchungsbefehl für Lucas' Praxis ausgestellt«, erklärte mir Malloy. »Und die hier lagen in einem Stapel auf dem Schreibtisch.« Er wandte sich an Emma Hancock. »Diesen Laden müssen Sie sich mal ansehen! Überall Säulen, wie im alten Rom. Und in der Eingangshalle hängt ein Ölgemälde von Lucas auf einem Pferd. Man könnte glatt vergessen, daß man hier in Lynn ist.«
    Kopfschüttelnd schloß ich den Ordner.
    »Was ist?« fragte Emma.
    »Glauben Sie wirklich, daß ein Mörder die Patientenakte seines Opfers auf dem Schreibtisch liegen läßt? Würde er sie nicht eher verstecken?«
    »Vielleicht wußte er nicht mehr wo«, meinte Malloy. Er hielt die anderen beiden Ordner hoch. »Diese hier klemmten hinter der obersten Schublade des Aktenschranks mit der Patientenkartei.«
    Ich nahm sie ihm ab. Eine Akte trug die Aufschrift PELETIER, MONIQUE, auf der anderen stand JOHNSTON, SARAH. Ich schlug Moniques Ordner auf, hielt dann jedoch inne und sah Emma an. Es war mir peinlich, im Leben ihrer Nichte herumzustöbern.
    Sie erwiderte meinen Blick. »Bitte lesen Sie«, sagte sie. »Monique ist jetzt im Himmel.«
    Ich setzte mich auf einen Stuhl neben Emmas Schreibtisch und begann zu lesen.
    Monique Peletier ist eine achtzehnjährige Weiße, die wegen einer vergrößernden Mammoplastie vorstellig wurde. Ihr Brustumfang mißt 84 cm, was Körbchengröße A entspricht. Rumpf läßt eine Vergrößerung bis auf 92 cm und Körbchen C bis D zu. Die Brustwarzen sind gut ausgebildet, müßten jedoch versetzt werden. Nach der Aufzählung der möglichen Risiken – unter anderem, jedoch nicht ausschließlich, Infektionen, Riß des Implantats, Allergien, subjektive Unzufriedenheit, Narbenbildung, sexuelle Dysfunktion, Unfähigkeit zum Stillen und Tod – bleibt die Patientin bei ihrem Vorhaben. Da sie das Honorar von 9500 Dollar nicht aufbringen kann, wurde die übliche »gleitende Ratenzahlung« vereinbart.
    Gleitende Ratenzahlung. Ich schüttelte den Kopf. Offensichtlich hatte Lucas Spaß an Wortspielen. »Hier ist auch eine Zeichnung«, sagte Emma Hancock.
    Auf Lucas' ersten Eintrag folgte ein kurzer OP-Bericht. Ich blätterte die Seite um. Eigentlich erwartete ich eine Zeichnung von Moniques Brüsten, doch statt dessen fand ich eine Abbildung ihrer Oberschenkel und Vagina. Die Schamlippen waren gespreizt und enthüllten die von einem Ring durchstochene Klitoris. Lucas' handschriftlicher Vermerk lautete:
    Anbringen eines Schmuckrings. Risiken, einschließlich Anorgasmie und Schmerzen beim Verkehr, angesprochen. Patientin besteht auf Eingriff. Honorar wird noch vereinbart.
    »Er hat ihr den Ring eingesetzt«, flüsterte ich. Dann schloß ich den Ordner und gab Malloy die drei Akten zurück. »Die Akte der Johnston sieht ganz ähnlich aus«, erklärte Emma. Sie holte eine

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