Kalt, kaltes Herz
Schachtel Merit aus der obersten Schreibtischschublade, nahm eine Zigarette heraus und zündete sie an. »Ich glaube, Levitskys Freund, der Pathologe aus
Revere,
hat sich geirrt. Der Zeitpunkt des Todes kann nicht stimmen. Es muß so sein, daß Lucas Wembley ermordete, dann direkt hierhergefahren ist und sich gestellt hat.«
»Wir haben im Lexus seine Fingerabdrücke gefunden«, fügte Malloy hinzu.
Daß man bei Lucas' Patienten auch seine Fingerabdrücke fand, überraschte mich nicht weiter. »Ich hatte den Eindruck, daß Lucas die Umstände des Mordes nicht kannte. Oder er hat sich nicht mehr daran erinnert«, sagte ich. »Er kam mir recht glaubwürdig vor.«
Emma runzelte die Stirn. »Sie haben doch nicht etwa vor, ihm Amytal zu injizieren?«
»Das ist der beste Weg, um rasch ...«
»... den Prozeß zu verlieren«, fiel sie mir ins Wort. »Kein Wort seiner Aussage wird bei Gericht zugelassen, selbst wenn er sie später ohne die Droge wiederholt.«
Ich nickte.
»Hoffentlich muß ich jetzt nicht befürchten, daß Sie hier mit einer Spritze herumschleichen!«
»Wenn Sie es mir verbieten, halte ich mich dran.«
»Gut. Ich verbiete es.« Wütend starrte sie auf ihre Zigarette. »Nichts als heiße Luft«, schimpfte sie. Sie brach den Filter ab und zog noch einmal an der Kippe.
»Und was halten Sie davon, daß er keinen Strafverteidiger will? Finden Sie das nicht sonderbar?«
»Ich sagte doch schon, ein Egomane.«
»Der Mann hat Millionen, Emma. Warum stellt er sich freiwillig?«
»Weil er ganz allein die Fäden ziehen will. Nicht wir haben ihn geschnappt, er hat sich gestellt. Ein klassischer Fall.«
»Vielleicht. Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl«, sagte ich. Emma ließ die Nägel klicken.
»Irgendwas stimmt da nicht.«
»Ich würd's mal mit der anderen Hand probieren«, sagte Malloy. »Sie holen sich hier doch nur einen runter, indem Sie uns beweisen wollen, wie superschlau Sie sind. Was Sie uns da erzählen ...«
»Halten Sie den Mund«, fuhr Emma ihn an. Ihr Blick war auf mich gerichtet, doch ihre Worte galten Malloy. »Vergessen Sie, daß wir Lucas verhaftet haben. Sie folgen jeder Spur, auch wenn sie in eine andere Richtung weist. Besonders dann.« Sie hielt inne. »Ich hoffe, Ihre Bedenken sind unbegründet, Frank. Aber diesmal werde ich kein Risiko eingehen.«
Kurz vor Geschäftsschluß traf ich vor dem Lynx Club ein. Schon von draußen hörte ich Rod Stewart singen, daß Anziehung etwas rein Körperliches war.
Ich betrat das Lokal. Flackernde rote Lichter hüllten mich ein. Eine schwarze Tänzerin, mit nichts weiter bekleidet als mit silbernen Armreifen, stand vor einem Mann in einem Drillichoverall, der auf ihr Geschlecht starrte und dabei an seinem Bier nuckelte. Er fuhr mit dem Flaschenhals über die Innenseite ihrer Oberschenkel, dann lehnte er sich zurück und kippte sich den Rest hinter die Binde. Sie kniete sich hin, umschloß eine ihrer Brüste mit der Hand und schubste damit den hingelegten Dollarschein von der Brüstung.
Suchend ließ ich den Blick durch den Raum schweifen, konnte Rachel jedoch nicht entdecken.
»He!« brüllte eine Stimme.
Als ich mich umdrehte, sah ich Max hinter der Bar stehen. Er watschelte auf mich zu. Ich schnappte mir einen Hocker. Er nahm sich auch einen, um ein wenig zu verschnaufen. »Tiffany – ich meine Rachel – ist nicht da«, sagte er. »Das sollte ich dir ausrichten, wenn du vorbeikommst. Sie arbeitet drüben bei Red Lace Lingerie.«
»Wer kauft denn um diese Zeit noch Wäsche?«
»Kaufen tun die Leute sie eigentlich nicht«, keuchte er. »Sie bezahlen sie zwar, aber sie nehmen sie nicht mit.«
»Wie bitte?«
»Sie wählen sich ein Mädchen aus, das ihnen vorführt, was sie ausgesucht haben, verstehen Sie? In einem Hinterzimmer. Für fünfzig Eier.«
»Wer zahlt denn schon fünfzig Dollar, um sich ein Mädchen in Unterwäsche anzusehen?«
»Die haben nicht nur Unterwäsche. Dort gibt's einfach alles, vom Abendkleid bis zur Indianertracht. Die Mädchen ziehen das an und legen dann einen Strip hin. Man ist allein mit ihnen.«
»Trotzdem.«
Er schloß die Hand zur Faust und fuhr damit in der Luft auf und ab. »Man holt sich dabei einen runter.«
»Jetzt kapiere ich.«
»Ich nicht. Man darf sie nämlich nicht anfassen. Und sie fassen dich nicht an. So jedenfalls lautet die Regel. Habe gehört, ein paar der Mädchen machen ein kleines Nebengeschäft. Legen mal kurz Hand an.« Er hustete wieder. »Sind Sie krank?« fragte ich.
»Hab
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