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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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verwarf sie jedoch gleich wieder. »Ein andermal«, entgegnete ich. »Wie Sie wünschen. Fünfzig Dollar bitte.«
    Ich zählte die Scheine ab und gab sie ihr. Dann ging ich wieder zu den Kleiderständern. Ich entschied mich für einen schwarzen Spitzenbody und einen mit winzigen Glitzersteinen besetzten Hänger.
    Das Mädchen hinter dem Tresen beobachtete mich. »Das zählt als zwei.«
    Ich hielt den Hänger in die Höhe und kniff die Augen zusammen, als würde ich mir vorstellen, wie sie ihn trug. »Gut«, sagte ich.
    »Sie wollen mich hochnehmen.« Sie zwinkerte mir zu.
    Die Tür hinter ihr ging auf, und ein stämmiger, kahlköpfiger Mann mit einer Hornbrille kam heraus. In seinem grauen Anzug sah er aus wie ein Rechtsanwalt oder ein Börsenmakler. Er trug einen Ehering. Bevor er hinausging, sah er sich im Laden um. Kaum war er fort, erschien Rachel. Sie trug eine Jeans und ein pinkfarbenes Sweatshirt. Ich trat zum Tresen. »Zählt das wirklich als zwei?« fragte ich, während ich den Glitzerhänger hochhielt. Sie lächelte. »Was machst du denn hier?«
    »Einkaufen. Bist du frei?«
    »Jawohl, der Herr.«
    »Dann zeig mir den Weg.«
    Wir kamen in einen Flur, von dem mehrere Türen abgingen. Vor einer blieb sie stehen, öffnete sie und nahm mir Hänger und Body ab. »Warte hier, bis ich mich umgezogen habe.«
    Das Kämmerchen war etwa zwei mal zwei Meter groß und hatte eine Bühne in der Ecke. An der Wand gegenüber stand eine kleine Couch. Als ich mich hinsetzte, wäre ich beinahe auf die Schachtel Kleenex getreten, die am Boden lag. Kurze Zeit später kam Rachel, gehüllt in ein blaues Seidengewand, herein. Sie dimmte das Licht und drückte auf einen Knopf neben dem Lichtschalter. John Pendergrass' Song »Close the Door« erfüllte den Raum.
    Rachel ließ das Gewand fallen und stieg auf die Bühne. Sie trug das Glitzerhemdchen, und tausendfach warf es die Lichter zurück, als sie zu tanzen begann. Musik und Bewegung wurden eins. Durch das Talmigitter schimmerte ihre Haut. Unsere Blicke trafen sich, dann senkte sie die Augen und sah auf meine Lenden. Ohne daß es mir bewußt war, hatte sich meine Hand dort eingefunden. Träge wie eine Katze im Sonnenschein schloß sie die Augen und öffnete sie wieder. Ich nestelte an meinem Gürtel, zog den Reißverschluß der Jeans auf und streifte sie ab. Dann streichelte ich mich, was ich in Anwesenheit einer Frau noch nie getan hatte. Rauh fuhr meine Hand über meine Haut. Rachel öffnete die Druckknöpfe in ihrem Schritt und legte sich auf die Bühne. Sie bog den Rücken durch, während sie die Finger über ihre Lippen und dann in die Spalte gleiten ließ. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, sie sollte sich umdrehen, so daß ich sie im Blick hatte, ohne von ihr beobachtet zu werden. Doch ich beherrschte mich. Ich wollte ihr Gesicht sehen, wenn sie kam, und sie sollte meins sehen. Nicht nur im Tod, sondern auch im Augenblick der letzten Hingabe liegt Wahrheit, und ich wollte jetzt lernen, die Wahrheit mit jemandem zu teilen. Vielleicht hätte ich damit nicht unbedingt in der Red Lace Lingerie anfangen müssen, aber offenbar mußte ich begreifen, daß Gott nicht nur auf Berggipfeln oder in der Kirchenbank zu finden ist. Gott zieht es zum Leid und zu den dunklen Nischen, wo es sich zeigt, und deshalb ist es so leicht, gemeinsam ertragenen Schmerz mit Liebe zu verwechseln. Und vielleicht ist es ja wirklich dasselbe. Rachels Finger wurden schneller, und ich paßte mich ihrem Rhythmus an. Unser Atem ging schwer. Irgendwann hörte ich tiefes Stöhnen und hatte keine Ahnung, ob es von ihr oder von mir kam. Aber das spielte auch keine Rolle.

14
    Kurz nach drei Uhr nachts saßen wir auf der alten Kirchenbank in Rachels Wohnung vor den Glastüren, die auf die Dachterrasse führten. Hinter der Tobin Bridge in der Ferne schimmerten die Lichter von Boston. Ich nahm Rachels Hand, schob den Ärmel ihres Catsuits über den Ellenbogen und strich ihr über den Unterarm. Meine Nägel glitten über die vier vertikalen Narben, Spuren der Schnitte, die sie sich vor vielen Jahren zugefügt hatte. Sie betrachtete die Narben. »Neulich hast du mich gefragt, warum es mich nicht entsetzt, was die Menschen sich gegenseitig antun.«
    Ich nickte.
    »Falle ich auch unter die ärztliche Schweigepflicht, den Eid, den du abgelegt hast?«
    »Ich glaube, unsere Beziehung sieht etwas anders aus als die zu meinen Patienten. Aber ich gebe dir mein Wort. Was du mir erzählst, bleibt unter uns.«
    »Mein Onkel hat

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