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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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der nächsten Lücke im Mittelstreifen wendete er, fuhr im Schneckentempo zum Lokal zurück und parkte in etwa zehn Metern Abstand zum nächsten Wagen. »Lieber keinen Kratzer riskieren«, meinte er. »So ein kleiner Blechschaden könnte eine befreiende Wirkung haben.«
    Er stellte den Motor ab. »Nicht die Tür knallen«, warnte er mich.
    Emma saß mit Timothy Bennet, einem ausgefuchsten Politstrategen, der selbst einmal für das Bürgermeisteramt kandidiert hatte, am Ende der Bar. Als sie uns sah, forderte sie ihn auf, sitzen zu bleiben, gab dem Barkeeper ein Zeichen und ging dann zu einem Tisch weiter hinten im Raum. Eine Kellnerin folgte ihr mit der angebrochenen Champagnerflasche und weiteren Gläsern.
    Wir setzten uns an den Tisch.
    »Wollen wir unseren Sieg feiern?« fragte sie lächelnd. Sie goß sich ihr Glas voll und dann ein zweites. »Für mich nichts«, erklärte Levitsky.
    »Hab ich mir schon gedacht«, erwiderte Emma Hancock. »Vielleicht können Sie sich den Rest auch noch denken«, sagte Levitsky.
    Emma richtete sich auf. »Ich weiß, was Dr. Levitsky von mir will, Frank, nämlich daß ich einen Mörder freilasse. Was halten Sie davon?«
    »Paulson hat mir die Unterlagen vom Fall in Revere gezeigt.«
    »Und was glauben Sie?«
    Ich nahm ein Glas und trank es halb leer. »Der Mörder hat die gleiche Art Messer benutzt.«
    Sie nickte. »Die gleiche Art. Im
Item
stehen Artikel, die man als Gebrauchsanweisung verwenden könnte. Anscheinend haben die Journalisten von heute kein Verantwortungsgefühl mehr. In der Morgenausgabe heißt es in einer Spalte, daß es sich bei der Mordwaffe um ein Skalpell handelt. Jeder Verrückte hätte sich davon anregen lassen können.«
    »Und der Mann war rasiert.«
    »Der Mann. Das ist ein großer Unterschied.«
    »Sicher.«
    »Ihm wurden die Augenlider abgeschnitten, nicht die Brüste.« Ich nickte.
    »Außerdem ist da die Uhr. Das könnte ein Hinweis des Mörders sein. Lucas hat uns keine Botschaften hinterlassen.« Daran hatte ich noch nicht gedacht. »Was ist mit der Uhr, Paulson? Du bist doch derjenige, der an feste Verhaltensmuster glaubt.«
    Für einen Moment schien er um eine Antwort verlegen. »Vielleicht hinterläßt er nur bei jedem dritten Mord eine Botschaft oder nur bei einem männlichen Opfer oder nur in einem Wagen vom Typ Lexus«, entgegnete er. »Das alles sind feste Verhaltensmuster. Warten wir ab, mit welchem wir es zu tun haben.«
    Emma Hancock fischte sich die Packung Marlboro aus meiner Hemdtasche, zündete sich eine Zigarette an und nahm einen Zug. Sie blies mir aus dem Mundwinkel den Rauch entgegen und blinzelte mir dabei zu. »Wenn der Gerichtsmediziner in Revere einen Fehler begangen hat, hat Lucas vielleicht auch diesen Mord auf dem Gewissen. Den Zeitpunkt des Todes festzustellen ist nicht besonders einfach. Ich habe Fälle erlebt, da gab es Abweichungen von mehreren Stunden.«
    Levitsky kicherte in sich hinein. »So was passiert, wenn die Polizei Wochen braucht, um die Leiche zu finden.« Emma beachtete ihn nicht. »Was sagt Ihnen Ihr Bauch, Frank?«
    Weil ich meinen Bauch nicht befragen wollte, berichtete ich ihr, was ich wußte: Sarah war wie Monique Lucas' Patientin und Geliebte gewesen.
    »Die Johnston also auch.« Emma schüttelte den Kopf. »Für mich reicht das.«
    »Hat er ein Geständnis abgelegt?« fragte ich.
    »Angeblich tut ihm das mit meiner Nichte leid. Er sagt, sie wird ihm fehlen.« Sie trank ihr Glas Champagner leer. »Das hat mich wütend gemacht und ... nun ja. Anschließend hat er nichts mehr gesagt.«
    »Prima!« stellte Levitsky fest. »Da hätten wir also nicht nur unbegründete Festnahme, sondern auch noch tätliche Übergriffe im Amt.«
    Emma funkelte ihn an.
    »Hat der Staatsanwalt genug in der Hand, um Anklage zu erheben?« fragte ich.
    »Mehr als das. Die Grand Jury tritt morgen zusammen.«
    »Wer verteidigt ihn?«
    »Dieser Egomane will sich selbst vertreten.«
    »Vielleicht kandidiert er ja auch für das Amt des Bürgermeisters«, meinte Levitsky.
    Emma Hancocks Nägel klickten aneinander, und ich befürchtete schon, Levitsky könnte etwas zustoßen. Rasch legte ich Emma die Hand auf die Schulter. »Ich möchte Lucas sehen.«
    »Noch heute abend?«
    »Natürlich.«
    »Sie allein oder gemeinsam mit unserem Leichenfledderer hier?«
    »Ich habe noch im Labor zu tun«, sagte Levitsky.
    »Lucas ist nicht gerade in bester Verfassung«, warnte mich Emma. »Ich war einfach zu wütend auf ihn.«
    »So schlimm, daß man

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