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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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Metern tauchen, also bis zum Meeresgrund, an beinahe jeder Stelle der Weltmeere, ausgenommen dem Mariannengraben und ein paar anderen Extremtiefen. Mit ihrer Nickel-Stahl-Legierung gehören sie zum Leistungsfähigsten, was Tiefseereisenden derzeit zur Verfügung steht. 2007 waren beide Schiffe daran beteiligt, die russische Flagge, einen Meter hoch und aus feinstem Titan, auf dem Meeresgrund am Nordpol zu hissen. Was für ein Coup! Und das ist erst der Anfang. Weiter geht’s: Die Container stecken bis unter die oberste Schweißnaht voller Waffen: Flugabwehrgeschütze, Maschinengewehre und jede Menge Handfeuerwaffen. Schlussfolgerung Nummer eins: Die Russen wollten unter Missachtung aller internationalen Abkommen Spitzbergen besetzen und hätten damit einen Trumpf mehr im Spiel um die Energiereserven unterm Eis als die vier anderen Anwärterstaaten. Das hätte die Weltgemeinschaft ordentlich durchgeschüttelt, aber die Kreml-Leute haben es ja schon öfter geschafft, sich andere Länder einzuverleiben, ohne dass mehr passiert ist als ein verhaltener Aufschrei einiger Regierungschefs und einer UN-Debatte ohne einstimmige Mehrheit. Seht euch Tibet an. Oder Afghanistan in den 1980er Jahren. Von Afrika und dem Umgang der Russen mit ehemaligen Staaten der Sowjetunion will ich gar nicht erst anfangen.«
    »Und Schlussfolgerung zwei?«, fragte Packer.
    »Möglicherweise haben die Russen ganz andere Ziele. Die Sache ist nämlich die: Die Spezialisten haben nicht nur Hardware im besten oder wie – in diesem Fall – schlechtesten Sinne des Wortes gefunden. Was sie außerdem entdeckten, war eine umfangreiche Sammlung von Modellzeichnungen, die sich leicht entschlüsseln ließen. Es scheint sich um ein schriftliches Back-up zu handeln, für den Fall, dass alle anderen Übermittlungswege versagt hätten oder blockiert gewesen wären.«
    Ingrid beschrieb ihm anhand der Zeichnung eine Ölbohrplattform von gigantischem Ausmaß, deren Gesamtgewicht rund 920 000 Tonnen betragen würde. Sie hätte eine geplante Höhe von 415 Metern und eine Fläche von 145 mal 60 Metern und würde 240 Meter tief im Wasser liegen. Ausgelegt sei sie für eine Fördermenge von täglich 84 000 Barrel.
    »Bisher«, sagte Ingrid, »war unsere Gullfaks c in der Nordsee die größte Bohrinsel der Welt. Wenn das Monster der Russen tatsächlich gebaut würde, wäre sie das nicht mehr.«
    »Eine militärische und wirtschaftliche Invasion, so viel steht fest«, sagte Packer. »Damit ist es jetzt allerdings vorbei, womit wir wieder bei der Frage sind: Wo verdammt noch mal sind Carolin und Vollmer?«
    Während die weitere Vernehmung des Kapitäns seinen Lauf nahm, verließ Packer das Verhörzimmer und setzte sich im Büro nebenan an einen Schreibtisch am Fenster, das auf das Meer hinausging, und starrte in den Bildschirm des Computers, den man ihm angewiesen hatte. Er rief Seite um Seite auf. Hinter ihm tauchte Kokina mit einem kunstvoll gefalteten Papierflugzeug auf und schaute ihm über die Schulter.
    Auf dem Schirm erschienen Fotos und Ansichten der Riesenberg Experience I , die er auf der Website der Reederei gefunden hatte. Der Stolz der Flotte in 3-D.
    Er versuchte, sich das Schiff zu eigen zu machen, wie er es nannte, wenn er in einen Fakt, in einen Fall oder in einen Zeugen vollkommen eintauchte, um zu verstehen, wie alles zusammenhing.
    Kokina beugte sich vor und kniff die Augen zusammen.
    »Wirf mal dein geneigtes Auge auf den Bug«, sagte er.
    Packer tat es. Und kapierte sofort, was Kokina meinte.
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    Kokina ging rüber ins Verhörzimmer.
    »Ingrid, kannst du kurz mal zu uns rübergesegelt kommen?«
    Sie ließ Hustedt vor seinem Kaffee sitzen.
    Packer rutschte ein Stück zur Seite.
    Hinter dem Fenster sahen sie auf hohen Dächern rote Warnlichter blinken. Dichter Feierabendverkehr rauschte über die Brücke, die zum Flughafen führte und das Meer von einer Insel zur anderen überspannte.
    »Fällt dir was an dem Bild auf? Der hier«, Packer zeigte auf Kokina, »hat’s sofort bemerkt.«
    »Gesehen, erkannt und begriffen«, sagte Kokina.
    Ingrid betrachtete das Schiff. Lange. Sehr lange.
    »Raus mit der Sprache, wahrscheinlich seid ihr heller im Kopf als ich.«
    »Da vorn«, sagte Kokina und drückte seine Fingerspitze auf den Schirm, »der blaue Fleck mit dem weißen Kreuz, das ist eine Landeplattform mit einem Hubschrauber drauf, kaum zu erkennen aus dieser Perspektive. Ein Viersitzer, zwei Plätze vorn, zwei hinten.«
    »Genau«, sagte Ingrid.
    »Seht

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