Kalt kommt der Tod (German Edition)
Metallbauelemente, für deren Transport es besonderer Schiffe bedarf, solcher wie die Riesenberg Experience und ihre Schwesterschiffe. Die Konnossemente waren einwandfrei, jede Seite trug die für den Export russischer Güter erforderlichen Stempel des russischen Zolls. Glauben Sie mir, ich weiß, wie diese Papiere und die Stempel aussehen, schließlich war das nicht meine erste Partie aus Russland. Im letzten Frühjahr haben wir eine komplette Werft von Murmansk nach Sendai im Norden von Japan befördert, ohne Schwierigkeiten, weil alles seine Ordnung hatte.«
»Und die Spielzeugsoldaten?«, fragte Ingrid. »Gingen die schon beim ersten Mal in Wladiwostok an Bord?«
Hustedt schüttelte den Kopf.
»Darf ich rauchen?«, fragte er.
»Nein«, sagte Ingrid.
»Die ersten Lieferungen wurden«, fuhr Hustedt fort, »von ganz normalen Arbeitern in Empfang genommen – von denen wuselten allerdings mehr als nötig im Hafen herum. Mein Erster Offizier trank abends ein paar Gläser mit einem von ihnen, der vertrug den Wodka nicht und fing an zu reden, erzählte ihm, dass sie alle als Touristen getarnt auf russischen Kreuzfahrtschiffen gekommen waren. Platz gibt es ja genug in Barentsburg, so viele Wohnungen und Häuser, wie da leer stehen. Sie waren gute, harte Arbeiter, die wussten, wie man anpackt.«
»Haben wir nicht was übersprungen?«, fragte Packer. »Was haben bewaffnete Männer in der Zone verloren, die als militärfrei ausgewiesen ist? Und jetzt rede ich nicht von den Arbeitern.«
»Diese Männer gehören zu Chomas Privatarmee«, erklärte Hustedt, der begriff, worauf Packer hinauswollte. Er machte keine Anstalten, die Aussage zu verweigern oder sich dumm zu stellen, er war klug genug, um zu wissen, worum es ging: Um seine Karriere. Um seine Zukunft. Um seine Familie. Zur Verteidigung dieser Werte und Ziele würde Kooperation jetzt das Beste sein.
»Chomas Firma Gazglobe war der Auftraggeber für die Transporte. Seine Männer, die in den Uniformen, kamen erst beim letzten Mal an Bord, hundertfünfzig Mann. Sein Kommandeur Tarassow machte mächtig Stunk, als ich ihm sagte, für so viele Männer hätten wir keinen Platz auf dem Schiff. Kein Problem, meinte er und ließ Feldbetten und Dixi-Klos an Bord schaffen. Ihren eigenen Koch und Proviant brachten sie auch gleich mit. Während der Überfahrt blieben sie unter sich und hielten sich von unseren Leuten fern.«
»War die Ladung so wertvoll, dass derart viele Bewacher darauf aufpassen mussten?«, wollte Packer wissen.
»Soweit ich weiß, wurde für den Transport der Männer extra bezahlt. Allerdings haben Maschinenteile und Wohncontainer nicht gerade einen unermesslichen Wert, wenn Sie mich fragen. Kurt hat mir versichert, es sei alles in Ordnung und Teil des Deals.«
»Hat sich Carolin Riesenberg jemals an Bord dieses Schiffes befunden?«, fragte Packer.
»Die Experience I wurde vor drei Jahren in Dienst gestellt, und von Anfang an war ich ihr Kapitän. Glauben Sie mir, ich kenne alle Frauen, die während dieser Zeit an Bord waren. Carolin Riesenberg gehörte nicht dazu.«
»Haben Sie eine Idee, wo sich Kurt Vollmer im Moment aufhält?«
»Das wüsste ich selber gern, schließlich hat er mich in diesen ganzen Mist reingeritten. Ich würde ihm gern ein paar Fragen stellen. Warum ich hier sitze und von der Polizei vernommen werde zum Beispiel.«
Jemand klopfte an die Tür. Ingrid fuhr hoch.
»Habe ich mich unklar ausgedrückt?«, fragte sie. »Wir wollen jetzt nicht gestört werden.«
Dennoch trat ein hagerer Mann mit grauem Strickpullover und umgeschnalltem Schulterholster ein und reichte ihr eine dunkelgrüne Amtsmappe.
»Musst nicht gleich aufbrausen, Ingrid. Die hier wirst du bestimmt sehen wollen. Ich kann sie auch wieder mitnehmen.«
Ingrid schlug den Deckel auf und überflog die erste Seite.
»Schon gut, Birger, war nicht so gemeint.«
»Dieser Fall verdreht dir noch die Ohren.«
Ingrid blätterte weiter, schnaubte ein paarmal und kratzte sich an der Nase, ehe sie damit rausrückte, was es Neues gab.
»Meine Kollegen in Longyearbyen«, sagte sie, »haben die Zollplomben der Container aufgebrochen und sich die Ladung angesehen. Hier drin steht, was sie gefunden haben – eine lange Liste voller Überraschungen. Willst du sie hören?«
»Die Wandspruchversion reicht mir völlig«, sagte Packer.
»Zwei bemannte Tauchkapseln, die Mir-1 und Mir-2 der russischen Marine. Diese beiden U-Boote können bis zu einer Tiefe von viertausenddreihundert
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