Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
Vom Netzwerk:
auf ihre Armbanduhr, »achteinhalb Minuten, dann wird euer Flug geschlossen.«
    »Danke«, sagte Packer. »Ich habe dich …«
    »… unterschätzt, falsch eingeschätzt, überschätzt? Blablabla«, unterbrach sie ihn. »Los jetzt, ich kann hier nicht ewig stehen bleiben.«
    »Eine Frau nach meinem Geschmack«, sagte Kokina und stieg aus. Neben ihrem Fenster blieb er stehen und hob den Daumen. Sie kurbelte das Fenster herunter und sagte: »Du mich auch.«
    Im Wartebereich vor dem Abflug-Gate wählte Packer auf seinem Handy die Nummer von O. C. Riesenberg.
    »Das wurde aber auch Zeit!«, schnaubte der Reeder. »Seit Tagen versuche ich euch zu erreichen. Kurt ruft nicht zurück, du bist spurlos verschwunden. Und was ist mit Jenna? Ich will einen Bericht von dir, sofort!«
    Packer ließ den Sturm über sich ergehen, indem er das Handy weit weg von seinem Ohr hielt.
    Als es still wurde, sagte er: »Du hast mich angelogen, verdammt noch mal. Du hast gewusst, was mit Carolin passiert ist, und hast mir nichts davon erzählst. Schickst uns da rauf, in dieses beschissene kalte Land, und denkst dir, die werden das schon hinkriegen, schließlich bezahle ich ihnen eine Stange Geld dafür. Erwähnst mit keinem Wort, was du weißt und warum das alles passiert ist. Herrgott, was bist du eigentlich für ein Vater?«
    »Wovon redest du? Versuch es in drei Sätze zu packen, meine Geduld mit dir geht langsam zu Ende.«
    »Hast du gewusst, dass Kurt und Carolin gemeinsame Sache machen? Hängst du da vielleicht sogar selbst mit drin?«
    »Ganz ruhig, mein Junge«, die Stimme des alten Riesenberg wurde auf einmal sanft. »Was ist mit Carolin?«
    »Sie lebt und ist mit Kurt auf dem Weg nach Bremen. Morgen Mittag kannst du sie in die Arme schließen. Aber wenn ich zurück bin, verlass dich drauf, wirst du mir ein paar ungemütliche Fragen beantworten müssen.«
    »Aber das ist unmöglich«, stammelte Riesenberg. »Ich habe das Lösegeld für Carolin doch erst vor zehn Minuten an die LGT Bank in Liechtenstein überwiesen.«
    »Von Lösegeld war nie die Rede«, sagte Packer. »Was ist passiert?«
    »Gestern Morgen erhielt ich ein Fax mit einem Foto von Carolin auf mein persönliches Faxgerät. Was glaubst du wohl, warum ich so dringend versucht habe, dich zu erreichen? Das Foto war verschwommen, aber es zeigt eindeutig Carolin. Die Bastarde haben sie mit Handschellen an ein Rohr gekettet.«
    »Wie viel?«
    »Der Preis, den sie für ihr Leben verlangt haben? Fünf Millionen Dollar.«
    »Dieses Schwein«, erwiderte Packer und drückte Riesenberg weg.
    97
    Als Packer und Kokina am nächsten Morgen durch die Ankunftshalle des Bremer Flughafens gingen, blieben sie vor einem Fernsehgerät stehen, das unter der Decke aufgehängt war. Auf NTV lief ein Bericht über einen neuen Konflikt, an dem Russen und Norweger beteiligt waren. Der Moderator, blond und schlank und jünger als seine Zielgruppe, sagte, die Kriegsschiffe beider Staaten seien bei einem Routinemanöver im Nordmeer aneinandergeraten. Die Bilder – zwei Kreuzer, ein Russe und ein Norweger, die sich aus der Distanz in Schach hielten – kommentierte er als »das übliche Säbelrasseln zwischen West und Ost, das manchmal lauter und selten leise ist«, und gab anschließend an die EU-Korrespondentin in Brüssel weiter, die den Zuschauern leidenschaftslos einen neuen Finanzmarktbeschluss zur Euro-Zone erklärte. Mehr als fünfzig Sekunden waren dem Sender die Ereignisse im Nordmeer nicht wert gewesen. Woher sollten die Journalisten auch wissen, was den Zusammenstoß ausgelöst hatte?
    8.30 Uhr. Vor der Ankunftshalle stieg Packer ins Taxi, Kokina nahm einen anderen Wagen, das war notwendig, denn sie hatten unterschiedliche Ziele.
    Packer sagte dem Fahrer, wohin er wollte, und erntete ein breites Grinsen im Rückspiegel.
    »Meine Frau arbeitet sein fünfzehn Jahren bei der Riesenberg-Reederei«, sagte der Fahrer, ein Ghanaer in fast akzentfreiem Deutsch, und nickte stolz. »Macht da sauber.«
    Eine Viertelstunde später hielt das Taxi vor der Riesenberg-Zentrale am Rande des Teerhofs. Die ersten Angestellten trafen ein, sie schüttelten den Schnee von ihren Mänteln und bauten sich vor den beiden Fahrstühlen auf. Packer schloss sich ihnen an, als gehörte er dazu, niemand hielt ihn auf.
    In der Chefetage stieg er aus.
    »Ist er schon da?«, fragte er Frau Schröder im Vorzimmer und deutete auf die geschlossene Tür, hinter der laute Stimmen zu hören waren.
    »Da können Sie jetzt nicht

Weitere Kostenlose Bücher