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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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wäre meine beste Freundin«, sagte Jenna.
    »Aber sie war’s nicht?«
    Magnus tat sein Möglichstes, um zu verbergen, wie betrunken er war.
    »Nein. Ich bin immer noch auf der Suche nach ihr. Es war eine der anderen Frauen. Meine Freundin war mit der Toten zusammen unterwegs.«
    Jenna drückte ein paar Tränchen hervor, die noch nie ihre Wirkung verfehlt hatten.
    »Klar«, sagte der Trapper. »Der Tod ist ein übler Geselle.«
    »Ich würde den Eltern der Toten gern mitteilen, wo sie gefunden wurde«, sagte Jenna und zog eine Spitzbergen-Karte aus ihrer Jacke, die sie auf dem Zimmer vorsorglich eingesteckt hatte.
    »Können Sie die Stelle mit einem Kreuz markieren?«
    Magnus nahm den Kugelschreiber, den sie ihm hinhielt, orientierte sich einen Moment und kreiste ein Gebiet südwestlich von Longyearbyen ein. Der Ort lag weitab der üblichen Skidoo-Route nach Barentsburg und noch viel weiter entfernt von jener Stelle, wo die Expedition ihr Basislager für die Forschungsarbeit aufgeschlagen hatte.
    »Genau hier«, sagte er. »Und sagen Sie bitte, wenn wir schon dabei sind, ihren Eltern, es tut mir leid, ich hätte ihnen ihre Tochter lieber lebend zurückgebracht.«
    »Darüber machen Sie sich mal keinen Kopf. Sie waren Spitzenklasse. Noch ein Bier? Na klar.«
    Jenna bestellte eine weitere Runde. Sie wusste, sie hatte auch schon zu viel getrunken, und hätte eigentlich lieber einen Kaffee genommen. Hatte sie je so viel Bier in sich hineingeschüttet? Erinnern konnte sie sich nicht. Irgendwie, fand sie, war sie es dem Trapper schuldig, der langsam in sich zusammensank, weil er zu jedem Bier auch noch einen Whisky gekippt hatte.
    Sie faltete die Karte zusammen. Packer sah es und machte sich auf den Weg.
    »Hi, Schatz«, sagte er und legte ihr seinen Arm um die Hüfte. »Ich bin spät dran, tut mir leid. Die Besprechung hat etwas gedauert, aber ich mach es wieder gut und lasse heute Nacht Rosen auf deinen Balkon regnen.«
    Er küsste Jenna auf den Hals, was eine elvishafte Tragik in das Gesicht von Magnus Gahr zauberte. Viel Gequatsche, und wieder würde er leer ausgehen, das war anscheinend sein Schicksal.
    »Nach einem Balkon kannst du hier lange suchen«, sagte er zu Packer. Kein bisschen aggressiv, zwar anwesend, aber nicht dabei, indem er einfach nur dasaß und ihn seltsam abschätzend betrachtete.
    »Pass gut auf sie auf. Deine Frau ist ziemlich nett, und was wegputzen kann sie wie ein Waldläufer.«
    Er kniff im Trinken vielsagend ein Auge über dem Rand seines Glases zu.
    »Sie ist nicht …«, sagte Packer.
    Jenna fiel ihm ins Wort.
    »Gemerkt, wie geschickt er übergeleitet hat? Nicht wahr, Liebling, wir geben noch einen Absacker aus, und dann ab ins Bett.«
    Mit dem Bier und dem Whisky war Magnus durch, jetzt musste es Wodka sein.
    Als Anton die Getränke brachte, verriet er mit keiner Geste, dass er und Packer kürzlich eine interessante Unterhaltung gehabt hatten.
    Der Trapper ließ den Kopf hängen und wurde so trübsinnig wie das Wetter. Plötzlich schoss sein knochiger Zeigefinger in die Luft und blieb dort, während ein fanatisches Leuchten in die geweiteten Augen trat und er Packer mit seinen glasigen Augen anstarrte.
    »Was bist du? Ein Faschingsasiate?«, fragte er, als wäre Denken ein schmerzhafter Prozess. »Geh nach London oder Hanoi. London am besten. Das wird dir guttun. Ist nicht so weit weg wie Hanoi, und Vietnamesen gibt es da zuhauf.«
    Packer blieb ganz ruhig, sagte: »Ich liebe es, wenn die Leute so reden. Das ist so authentisch.«
    »Verschwinde, sonst mach ich ein Fell aus dir«, lallte der Trapper. Im nächsten Moment verdrehte er die Augen, begleitet von einem rasselnden Husten, und sein Kopf kippte ganz langsam auf seine Arme, die übereinander auf dem Tresen lagen.
    »Für heute hat er genug«, sagte Anton. »Ich lass ihn rauf in sein Zimmer schaffen. Immer wenn Magnus in die Stadt kommt, fangen wir an zu improvisieren. Keiner weiß, was er als Nächstes tut, aber wir sind auf alles gefasst.«

    »Und?«, fragte Jenna, als sie wieder allein waren. »Was hat er«, sie nickte zu Anton Zielinski rüber, »gesagt?«
    »Wahr oder unwahr«, erwiderte Phong. »Hat Carolin als Bungee-Girl gearbeitet? Möchtest du dich dazu äußern, Jenna?«
    Sie brauchte eine Sekunde, um sich auf den massiven Themenwechsel einzulassen.
    »Kein Kommentar.«
    »Hör gut zu, wenn das, was wir hier vorhaben, erfolgreich enden soll, dürfen wir keine Geheimnisse voreinander haben. Du hättest es mir sagen

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