Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
Vom Netzwerk:
und sagte schließlich: »Genauso gut kann ich es Ihnen erzählen. Hier weiß jeder Bescheid, was ich für einer bin. Irgendwann würden Sie es sowieso erfahren.«
    »Oho, das klingt nach einer Beichte, nur raus damit, ich liebe Geschichten von kräftigen Waldläufern.«
    »Passen Sie lieber auf, Lady, was Sie sagen.«
    »Muss ich mich dafür entschuldigen? Im Ernst, erzählen Sie mir, was mit Ihnen los ist. Die nächste Bestellung geht auf mich.«
    Sie nickte Anton zu, der eine neue Runde Arctic Beer aus dem Hahn laufen ließ.
    Sie ermunterte den Trapper mit einem neckenden Ellenbogenstoß gegen den Oberarm. »Kommen Sie!«
    Ihr Interesse zeigte Wirkung, eine berauschende Anziehungskraft schien von ihr auszugehen.
    »Gehen Sie mit mir aufs Zimmer?«, fragte er.
    Auf eine liederliche Art klang es sogar romantisch.
    »Lieber nicht.«
    Jenna lachte nervös.
    Magnus sagte: »Ich hab meine Alte umgelegt.«
    Einfach so. Als ob es absolut nichts bedeutete. Ein fast unhörbares Alkoholikergemurmel.
    Der Satz stand eine Weile erst mal so da.
    »Vor fünfzehn Jahren. Sie hat mit meinem besten Kumpel rumgemacht und unser gemeinsames Konto leer geräumt. Ich komm nach Haus, und was wird mir da geboten? Eine Nummer in meinem eigenen Bett. Meine Frau mit einem anderen. Und sie? Ist wie eine Furie auf mich los, mit einer Schere. Mein Kumpel, besser gesagt der Typ, den ich für meinen Kumpel gehalten habe, zog sich die Decke über den Kopf, während sie mir die verdammte Schere in die Brust gerammt hat, dumm von ihr, dass es bloß eine Nagelschere war. Ich hab ihr eine verpasst, dass sie durchs ganze Zimmer gesegelt ist. Ich weiß noch, wie sie bei der Landung mit dem Kopf gegen die Fensterbank knallte, das Blut lief ihr nur so aus den Ohren. Der Richter meinte, es wäre Notwehr gewesen, und hat mich mit ein paar Jährchen davonkommen lassen. Woher sollte er auch wissen, dass ich sie sowieso plattgemacht hätte?«
    »Und nach dem Gefängnis hat es Sie hierher verschlagen, nehme ich an.«
    »Nicht ganz. Ich musste einen kleinen Umweg in Kauf nehmen.«
    Seine Vergangenheit, so erschien es Jenna, drückte ihn wie Übergepäck.
    Er trank einen großen Schluck von seinem Bier.
    »Als ich rauskam«, fuhr er fort, »hab ich mir meinen Kumpel vorgenommen und mein Geld zurückverlangt, das er eingesackt hat. Blöd geguckt hat das Aas und mich dann ausgelacht.«
    »Daraufhin haben Sie ihn vermöbelt«, sagte Jenna. »Ihm eine anständige Abreibung verpasst.«
    »Es hieß, ich hätte ihm die Lichter ausgeblasen, aber die Indizien reichten nicht aus, um mich wieder ins Gefängnis zu schicken. Der Richter musste mich freisprechen, er hatte keine Wahl. Armer Kerl. Alles, was man braucht, ist eine gewisse innere Härte, eine unwillkürliche Brutalität, die Bereitschaft, Dinge zu tun, für die sich andere nicht hergeben.«
    »Haben Sie es denn getan?«, wollte Jenna wissen. »Ihm, wie sagten Sie, die Lichter ausgeblasen?«
    Es war keine schwere Frage, dennoch schien er unter ihrem Gewicht zusammenzusacken.
    »Das werde ich gerade Ihnen auf die Nase binden. Auf jeden Fall ist Spitzbergen das ideale Versteck für Selbsthass. Mir gefällt es hier.«
    Jenna schüttelte den Kopf. »Kein Problem, geht mich nichts an. Noch ein Bier?«
    Wenn man zu einem Trapper das Wort »Bier« sagt, ist das so, als würde man zu einem Kind »Überraschung« sagen. Jedenfalls war Magnus Feuer und Flamme, für das Bier und für Jenna sowieso.
    Langsam wurde es Zeit für ein paar ernsthafte Nachforschungen.
    41
    »Ich wette, Sie lesen in Eis und Schnee wie in einem offenen Buch«, sagte Jenna voll staunender Bewunderung in der Stimme, nicht dass es leicht gewesen wäre.
    »Moment mal, ich hab die ganze Zeit das Gefühl, Sie machen mich an.«
    Sein Mund zuckte. »Stimmt was nicht mit Ihnen? Mich macht normalerweise nie eine Frau an. Ich hab Sie vorhin gesehen, da draußen auf dem Platz vor dem Haus des Sysselmanns, jetzt erinnere ich mich. Sie waren dabei, als ich die Tote abgeliefert habe, und sind Hals über Kopf davongelaufen, nachdem Sie einen Blick auf meinen Schlitten geworfen haben. Vielleicht bin ich roh, aber ich bin nicht blöd. Warum fragen Sie mich nicht nach meinem Hobby?«
    Er klang nüchtern, aber seine Augen waren rot und betrunken.
    »Was sind Ihre Hobbys?«
    »Ich habe keine.«
    Er vernuschelte das letzte Wort und schaute weg.
    »So ist das, wenn man verarscht wird«, sagte er. »Verarschen Sie mich nicht, okay?«
    »Ich dachte, die Tote vorhin, das

Weitere Kostenlose Bücher